Die Ausschreibung
Ausschreibung und Einladung zum
10. HCG-Philo-Wettbewerb 2020/21
Wie frei sind wir wirklich?
Liebe Schülerinnen und Schüler,
der am 17.11.2011 erstmalig ausgeschriebene „HCG-Philo“-Wettbewerb möchte Themen, Reflexionsformen und Produktarten fördern, die im Lehrplan des Philosophie-Unterrichts nicht oder selten vorkommen, dennoch von philosophischer Bedeutung sind. So werden bevorzugt Themen gestellt, die entweder sehr aktuell sind oder im Interessenhorizont vieler Schülerinnen und Schüler liegen. Zu erstellende Produktarten sollen nicht die im Regelunterricht geforderten Standardformen von Interpretation und Erörterung sein, sondern freiere Formen, etwa Kritik, Kommentar, Essay, Entgegnung, Dialog, Meditation, Brief, E-Mail, Blog, Gutachten, Bildreflexion etc. Das Thema wird jährlich geändert.
In jedem Fall aber soll die euch gestellte Aufgabe mit den Mitteln philosophischer Reflexion bearbeitet werden. Darin liegt ein direkter Unterrichtsbezug, aber z.B. auch die Chance, Gelerntes auf ein lebensnahes Phänomen anzuwenden, ein mögliches Thema für die 5. PK im Abitur vorzubereiten oder eine Studienarbeit im informationstechnischen Format zu erproben.
Buchpreise werden dankenswerterweise vom Förderverein des HCG gestiftet.
Ausschreibungstermin ist jedes Jahr der UNESCO-Welttag der Philosophie, zu dem 2002 der dritte Donnerstag im November erklärt wurde. Einsendeschluss ist immer der 12. Februar, Kants Todestag. Dieser Zeitraum hat für euch den Vorteil, dass er erstens die Weihnachtsferien, meistens auch die Winterferien, einbezieht, und zweitens für die Abiturienten noch nicht zu spät liegt.
Die Bekanntgabe und Veröffentlichung des Gewinner/innen-Produkt erfolgt am 22. April, Kants Geburtstag. Urkunden und Preise werden dann zum Schuljahresende, für die Abiturienten auf der Abschlussfeier, überreicht.
Ausschreibung des Themas und Sichtung eingegangener Arbeiten liegt in meinen Händen, die Bewertung erfolgt per Mehrheitsentscheidung durch die Philosophie-Lehrer*innen.
So, und hier ist nun eure Aufgabe für den 10. HCG-Philo-Wettbewerb 2020/21:
Schreibe einen philosophischen Essay zum Thema: „Wie frei sind wir wirklich?“
Erläuterung: Gewünscht ist eine philosophische Reflexion zu unserer Freiheit: Wer ist „wir“, was heißt „frei“ und wie sieht unsere „Wirklichkeit“ aus? Doch gibt es „die“ FREIHEIT im Singular überhaupt? Haben wir es nicht immer mit vielfältigen Handlungsmöglichkeiten und genauso auch Einschränkungen zu tun? Welche Freiheiten wollen, sollen oder können wir uns zum Beispiel in der gegenwärtigen Krise erlauben?
Wenn ihr das alles beantwortet habt, dann müsstet ihr fragen, wie wir, die Freiheit und die Wirklichkeit zusammenpassen. Vielleicht ist das für die eine oder den anderen von euch ja viel leichter zu beantworten, als ich studierter Fachphilosoph mir das vorstellen kann. Auf jeden Fall bin ich gespannt, wie ihr das Thema angeht: Metaphysisch, religionsphilosophisch, sprachphilosophisch, ethisch, anthropologisch, neuro-philophisch oder demokratietheoretisch. Wie beurteilst du das Ausmaß unserer tatsächlichen Freiheit? Du kannst „frei“ und auch persönlich über die Frage nachdenken. Philosophisch wird dein Text dadurch, dass du das Thema in grundsätzlichen Gedanken, Argumenten oder Betrachtungen reflektierst, die zur Orientierung im Leben beitragen können. (Philosophieren heißt schließlich, sich in Grundfragen des Denkens, Lebens und Handelns zu orientieren.)
Dein Text soll maximal 4 Computer geschriebene Seiten umfassen, Schrift-Format: Times New Roman, Größe 12, ca. 3 Zentimeter Rand, einzeilig. Im Kopf der Arbeit sind der volle Name und die Jahrgangs-Stufe anzugeben; am Ende des Essays soll die Erklärung stehen: Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen benutzt habe.
Sende deinen Text bitte in einem Word- oder rtf-Format abgespeichert an: Muellermozart@hcog.de
Die Bewertungskriterien für die eingesandten Texte sind:
1. Themenbezogenheit
2. Philosophisch-begriffliches (nicht fachwissenschaftliches) Verständnis des Themas
3. Argumentative Überzeugungskraft
4. Stimmigkeit und Folgerichtigkeit
5. Originalität.
Und nun viel Spaß beim Schreiben eines Essays oder anderen Beitrags zur Frage „Wie frei sind wir wirklich“!
Herzlicher Gruß,
Dr. Ulrich Müller (Fachleiter für Ethik/Philosophie)
Hier noch mal das Wichtigste in Kürze:
10. HCG-Philo-Wettbewerb 2020/21
Ausschreibung: Am 19.11.2020, dem UNESCO-Welttag der Philosophie (3. Donnerstag im Monat November)
Teilnahmeberechtigt: Die Oberstufe und alle 10. Klassen
Aufgabe: Das Schreiben eines philosophischen Essays zur Frage „Wie frei sind wir wirklich?“.
Format: Computergeschriebener Text; maximal 4 Seiten; Schriftart: Times New Roman in Größe 12, ca. 3 Zentimeter Rand, einzeilig; im Kopf der Arbeit: Name und Jahrgangsstufe; am Ende des Textes die Erklärung: Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen benutzt habe.
Einsendeschluss: Am 12.02.2021 (Kants Todestag)
Adresse: Muellermozart@hcog.de
Gewinner/in: Am 22.04.2021 (Kants Geburtstag)
Preis: Ehrung, Bücher und Urkunden für die drei besten Texte
Herzlichen Glückwunsch!
22.04.2020 (Kants Geburtstag): Königsberg meldet Entscheidung im 9. HCG-Philo-Wettbewerb!
Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Eltern, liebe Kolleginnen und Kollegen,
Die Jury der Philosophie-Lehrer*innen hat den 9. HCG-Philo-Wettbewerb entschieden! Unter den 74 eingesendeten Texten (bisheriger Rekord!) zum Thema „Sinn des Lebens“ wurden als beste ausgewählt die Essays von
Chiara Niedl (2. Semester) : 1. Preis
Sina Marasus (10. Jahrgang) : 2. Preis
Marie Borndörfer (2. Semester) : 3. Preis
Philos und seine Freunde, allen voran Herr Rußbült und die Philosophie-Lehrer*innen des HCG, gratulieren ganz herzlich!
Die Preisverleihung wird noch vor den Sommerferien stattfinden – wann genau und in welchem sozialen Rahmen, das ist gegenwärtig nicht absehbar.
Ich bedanke mich vielmals bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die gehaltvollen und sehr anregenden Texte. Bis zur Ausschreibung des 10. HCG-Philo-Wettbewerbs am 19.11.2020, dem UNESCO-Welttag der Philosophie!
Dr. Ulrich Müller Berlin, den 22.04.2020
Hier lesen Sie die prämierten Essays:
1. Preis
Chiara Niedl:
Der biologische Sinn des Lebens reicht nicht mehr aus
Es ist eine Frage, die jeden von uns ein ganzes Leben lang begleitet. Den einen mehr, den anderen weniger, aber dennoch betrifft sie uns alle. Die Frage nach dem Sinn des Lebens. Und genau mit dieser Frage möchte ich mich in diesem Essay beschäftigen. Grundsätzlich hat jeder eine andere Meinung zu diesem Thema, deshalb müssen zuerst ein paar Eckpunkte festgelegt werden, mit denen man sich an diese Frage herantasten möchte, also die Bedingungen oder besser gesagt die Basis festlegen, auf die man sich stützt.
Einfach mal ins natürliche Licht eintauchen und nachdenken!
Ich möchte hierbei betonen, dass die von mir getroffenen Aussagen und Feststellungen subjektiver Ansicht sind und nicht mit der Meinung anderer Personen übereinstimmen müssen, selbst wenn Eckpunkte festgelegt werden. Was für mich also zum Beispiel als logische Schlussfolgerung gilt, mag für den anderen überhaupt nicht logisch zu verstehen zu sein. Aber nun zu meiner „Interpretationsbasis“:
Allein die Frage „Was ist der Sinn des Lebens?“ ist schon mehrdeutig interpretierbar. Als erstes muss also festgelegt werden, wie die Frage für dieses Essay ausgelegt wird, genauer gesagt, mit welcher Interpretation man sich beschäftigen möchte. Das Wort „Sinn“ ist hier gleichzusetzen mit dem Wort „Zweck“, was so viel bedeutet wie „Warum leben wir?“. Es geht also darum, ob unser Leben einem tieferen Sinn unterliegt, also eine Sinnhaftigkeit hat. Der etwas mehrdeutigere Teil der Frage ist das verwendete Wort „Leben“. Es gibt verschiedene Möglichkeiten dieses Wort zu deuten. Man könnte es beispielsweise auf das eigene Leben beziehen, dann würde die Frage so viel bedeuten wie: „Warum lebe ich/Welchen Zweck hat mein Leben?“. Eine andere Interpretations-Möglichkeit ist, das Wort „Leben“ auf das existieren der Menschheit zu beziehen oder als dritte Idee, damit gleich alles Leben zu meinen.
Es gibt also allein durch die Formulierung der Frage schon drei verschiedene Ansatzpunkte, um diese Frage zu beantworten oder es zu versuchen. Als weiteren wichtigen Aspekt würde ich gerne hinzufügen, dass auch die gesellschaftlichen Normen und Ansichten eine wesentliche Rolle bei der Auslegung beziehungsweise bei dem Ansatz spielen. Der Sinn des eigenen Lebens oder des Lebens überhaupt unterliegt also nicht nur einer subjektiven Ansicht, sondern auch einer allgemeingültigen Einstellung der jeweiligen Gesellschaft. Jede Gesellschaft hat doch eine recht klare Meinung darüber, was als sinnvoll anzusehen ist und was nicht, wobei sie sich meist nur auf das eigene Leben bezieht und weniger auf das Existieren der Menschheit oder des Lebens im Allgemeinen.
Ebenfalls erwähnenswert ist, dass nicht nur der Lebenszweck zu dieser Frage gehört, sondern meiner Meinung nach auch das Lebensziel. Vielleicht gibt es ja so etwas wie einen „generellen Lebenszweck“, dennoch ist das Lebensziel etwas ganz Persönliches. So kann es für den einen ein erfolgreiches Leben mit viel Geld sein, während ein anderer es für wichtiger erachtet, für andere da zu sein und Hilfsbedürftigen zur Seite zu stehen. Grundsätzlich sind das Lebensziel und der Lebenssinn zwar zwei Paar Schuhe, gehören aber dennoch eng zusammen, da sie sich nur schwer widersprechen können.
Ein Beispiel: Angenommen es ist unser Lebenszweck möglichst lange zu überleben, aber eine Person X hat es sich zu seinem Lebensziel gemacht zu sterben, würde sich das offensichtlich widersprechen. Wenn das nun bei Vielen so wäre, wären wir Menschen in diesem Beispiel ganz schnell ausgestorben, daher glaube ich, dass sich der Lebenssinn – sofern es einen gibt – und das Lebensziel zumindest nicht vollkommen widersprechen können, da das logisch einfach nicht sinnvoll wäre und den Prinzipien der Natur widersprechen würde.
Also ist das Lebensziel auch ein wichtiger Teil. Man könnte nun noch weitere Begriffe aufführen, die aus meiner Sicht ebenfalls zu der „Oberfrage“ dazu gehören, wie zum Beispiel die Lebenseinstellung, das würde nun aber zu weit führen und ist nicht elementar für die Beantwortung der Frage.
Dennoch gibt es noch einen weiteren sehr wichtigen Gedanken, den ich hier ausführen möchte, da dieser die Frage aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet. Wenn wir uns schon die Frage nach dem Sinn des Lebens stellen, sollten wir uns zuerst einmal darüber Gedanken machen, ob das Leben überhaupt einen „Zweck/Sinn“ nach unseren Vorstellungen hat. Ansonsten müsste die Frage nämlich nicht „Was ist der Sinn des Lebens“ lauten, sondern: „Gibt es einen Sinn des Lebens und wenn ja, was ist er?“ Ich finde, dass man auch diese Ansicht der Frage nicht vernachlässigen sollte. Es wäre ja auch denkbar, dass das Leben, auf welches man sich auch beziehen möchte, keinem höherem Zweck dient oder einen tiefer gehenden Sinn hat. Zumindest nicht nach unseren Maßstäben. Gehen wir, um es etwas zu vereinfachen, hier aber davon aus, dass das Leben einen Sinn hat und wir uns nun der Frage nach jenem stellen können.
Nachdem die Basis, auf der ich die Frage nun versuchen möchte zu beantworten, feststeht, ist es sinnvoll sich erst einmal der Interpretation zu widmen: „Warum lebe ich?“
Der Mensch sucht sich immer in irgendeiner Form einen Grund, wieso er etwas tut. Das bedeutet, dass wir uns als Menschen etwas suchen, was wir als wichtiger und größer als uns selbst ansehen und uns daher danach ausrichten können. Was bedeutet das also in Bezug auf die Frage nach dem Sinn des Lebens? Religion. Das ist die erste Ansicht, der ich mich widmen möchte.
Viele Menschen haben einen bestimmten Glauben. Dieser Glauben gibt ihrem Leben einen Grund, also einen Sinn und eine Ordnung. Für viele Gläubige ist daher ihre Religion – und für sie zu Leben – das, was ihren Lebenssinn ausmacht oder anders ausgedrückt, der Grund für sie zu Leben.
Andere Menschen haben sich beispielsweise der Wissenschaft verschrieben und widmen ihr all ihr Können sowie ihre Kraft und Zeit. Ihr Lebenssinn besteht also darin zu forschen und die Menschheit so voranzubringen, ihr also zu dienen (Regelfall, gilt nicht für alle). Das kann unterschiedliche Auslöser haben, wie als Beispiel ein prägendes Erlebnis in ihrem bisherigen Leben, was mich direkt zu einigen Vermutungen führt.
Meistens fällt eine solche Erkenntnis nicht einfach vom Himmel, sondern sie entsteht mit der Zeit oder durch ein plötzliches Erlebnis. Es ist also für unsere Ansicht unseres Lebenszweckes elementar, was uns geprägt hat.
Meiner Meinung nach spielt auch die Erziehung hierbei eine tragende Rolle. Ist man beispielsweise in einer nicht religiösen Familie aufgewachsen, sondern in einer sehr wissenschaftlich ambitionierten, so ist es wahrscheinlicher, dass man auch durch jene geprägt wird. Ich spreche hier von der Mehrheit und nicht von allen, natürlich gibt es immer auch „Ausnahmen“.
Ein weiterer Aspekt, der unsere Ansichten beeinflusst ist die Gesellschaft, wie ich am Anfang bereits kurz erwähnte. Grundsätzlich werden alle von der Gesellschaft beeinflusst, wie stark und ob positiv oder negativ, hängt von der jeweiligen Person ab. Dennoch ist es schwer, sich diesem Einfluss zu entziehen. Hat einer also die Ansicht, dass sein Lebenszweck darin bestünde, einfach nichts zu tun, so würde die Mehrheit das als nicht sinnvoll ansehen und dieser Person einreden, dass sie Unrecht hat.
Zusammengefasst ergibt sich daraus meine erste Schlussfolgerung:
Unsere persönliche Auffassung, warum wir leben, hängt sehr stark davon ab, was uns wie geprägt hat. Man sucht sich seinen Lebenssinn also nicht völlig frei aus. Die Ansicht, was das Leben lebenswert macht, wird also nicht rein subjektiv getroffen, sondern von vielen Faktoren beeinflusst.
Nachdenkende
Ich widme mich nun der Frage ob es einen generellen Lebenssinn gibt. Da meine erste Schlussfolgerung ist, dass jeder eine individuelle Auffassung davon hat, was der Sinn des Lebens ist, kann es also in dieser Hinsicht keine allgemein gültige Meinung darüber geben. Daher muss man diese Frage aus einer anderen Perspektive betrachten. In diesem Fall die Biologie. Biologisch gesehen hat nicht jedes Leben einen individuellen Sinn, sondern hier muss nun die Menschheit als Ganzen betrachtet werden, also als „Art“. Welche Funktion hat die Menschheit denn nun, beziehungsweise ein Mensch allgemein? Meiner Meinung nach, genau den gleichen Zweck wie bei Tieren auch. Die Fortpflanzung und somit der Fortbestand der Art. Abgehen davon natürlich in erster Linie das Überleben, welches bei Menschen aber in anderer Relation steht als bei Tieren. Man könnte jetzt sagen, dass das unser Lebenszweck ist und die Frage damit beantwortet ist. Dann stellt sich aber wiederum die neue Frage, warum wir uns evolutionstechnisch so anders entwickelt haben. Außerdem gibt es einige Menschen, die sich nicht fortpflanzen wollen, sprich keine Kinder möchten. Das würde dieser Theorie ja widersprechen.
Daher komme ich zu meiner zweiten Schlussfolgerung:
Der ursprüngliche biologische Sinn eines Lebens, also das Überleben, wurde durch die menschliche Entwicklung quasi sinnlos. Auch die „natürliche Aussortierung“ der Schwächeren wurde durch die fortgeschrittenere Medizin und Technik weitgehend entkräftet. Dennoch denke ich, dass der Wille sich Fortzupflanzen immer noch gegeben ist, wenn auch nicht so wie bei Tieren. Wäre dem nicht so, wäre die Menschheit wahrscheinlich längst ausgestorbenen. Allgemein bin ich aber der Meinung, dass der biologische Sinn des Lebens (ob nun eines Individuums oder das einer ganzen Art, auf den Menschen bezogen) nicht mehr als alleinige Antwort auf diese Frage „gültig“ ist. Sie reicht schlichtweg nicht mehr. Dazu sei aber gesagt, dass das nicht heißt, dass sie falsch ist. Es benötige nun einfach noch eine weiterreichende Antwort, die alle Fragen beantworten kann. Ob es sie denn gibt, ist eine andere Frage.
Ob die Menschheit selbst einen Sinn hat – also ihr existieren überhaupt – lässt sich gleichsetzen mit der Frage, ob das Leben an sich einen Sinn hat. Dies ist auch die letzte Frage, auf die ich hier eingehen möchte.
Hat das Existieren von Leben einen Sinn? Ehrlich gesagt habe ich darauf keine passende Antwort gefunden. Bisher konnte man sich bei den erläuterten Fragestellungen immer an etwas orientieren, genauer gesagt, sich Anhaltspunkte suchen. Bei dieser Auslegung jedoch, geht es um die Frage nach der Existenzgrundlage. Ich persönlich sehe keinen speziellen Nutzen darin, dass es Leben gibt. Die einzigen die von unserem Leben profitieren, sind schlussendlich doch nur wir selbst. Daher kann ich auf diese Frage auch keine Antwort geben. Ich bin der Überzeugung, dass sich dazu jeder eine eigene Meinung bilden muss, denn sein wir mal ehrlich, wen interessiert es in 3000 Jahren, falls die Erde dann noch existieren sollte, ob eine Person mit Namen Chiara Niedl irgendwann mal gelebt hat, sofern sie keine revolutionären wichtigen Dinge entdeckt oder erfunden hat, die zu diesem späteren Zeitpunkt immer noch aktuell sind, genau niemanden. Und selbst wenn sie so etwas Tolles entdeckt oder erfunden hätte, wären es ja auch nur Nachfahren ihrer Art, die das für wichtig erachten würden.
Zusammengefasst kann ich also feststellen, dass die Frage, was der persönlicher Lebenszweck ist, etwas ganz Individuelles ist und jeder eine andere Meinung dazu hat, je nachdem was ihn geprägt hat und ihm wichtig erscheint. Zu der Frage was denn mein persönlicher Lebenszweck ist, kann ich nur Aus biologischer Sicht besteht der Nutzen einer Art beziehungsweise ein Teil dieser nur im Fortbestand und Überleben. Bezieht man die Frage nach dem Sinn des Lebens, auf das Leben überhaupt, stellt man sich damit die Frage nach unserer Existenzgrundlage. Auch diese muss jeder schlussendlich für sich selbst beantworten, da man selbst ja auch die Person ist, die damit leben muss. Nicht umsonst beschäftigt uns diese Frage schon seit tausenden von Jahren und bisher gibt es noch keine passende Antwort.
Dieses Essay legt also im Prinzip nur meine Sicht der Dinge auf dieses Thema da und kann höchstens andere dazu inspirieren, sich selbst einmal Gedanken darüber zu machen. Beantworten kann, meiner ganz persönlichen Meinung nach, kein Text, Essay oder irgendeine eine andere Abhandlung diese Frage, außer du selbst.
2. Preis
Sina Marasus:
Für das Leben gibt es weder Spielplan noch Spielmeister
„Monopoly“ des Lebens – oder doch lieber „Mensch ärgere dich nicht“?
Was ist der Sinn des Lebens? Das ist die Frage, die ich mir hier stellen muss. “Das Leben hat keinen Sinn“ war immer meine Antwort auf diese doch ach zu tiefgründige Frage. Es gab Zeiten, da habe ich oft darüber nachgedacht. Der Sinn des Lebens. Wir kommen auf die Welt um zu lernen, danach sollen wir das gelernte Wissen in einem Job anwenden können und somit viel Geld verdienen. Nachdem wir über die Hälfte unseres Lebens mit Lernen und Arbeiten verbracht haben, kommen wir an dem Punkt an, wo wir nicht weiter machen können. Wir sind schon zu alt um zu arbeiten. Wir sind nicht mehr in der körperlichen und mentalen Verfassung so weiter zu machen. Aber gut, ich habe ja genug Geld. Mit Geld kann ich mir den Rest meines Lebens schön machen. Obwohl, wenn man so darüber nachdenkt, dann gibt es doch gar nichts mehr, was ich mir von dem Geld kaufen möchte. Ich bin nicht mehr der junge Hüpfer, der ich einst war. Ich brauche nicht mehr den teuren Urlaub, die schicken Klamotten, das neuste Handy. Also, wozu habe ich mich jetzt mein ganzes Leben lang abgerackert? Am Ende werde ich eh in ein Heim gesteckt, weil ich keinen habe, der sich um mich kümmert. Später dann kann ich mich voller Schmerzen kaum noch bewegen und Gottes Endes werde ich dann auch schon bald im Sarg liegen. Also was ist das? Ist das der Sinn des Lebens? Zu arbeiten und dann einfach zu verschwinden? Will man wirklich einfach so leben, wie es einem vorgelegt wird? Ich jedenfalls nicht, aber was kann ich schon daran ändern?
Von klein auf wird einem doch schon die Frage gestellt “was möchtest du einmal werden?“. Und jeder erwartet doch auch eine ernste Antwort wie Feuerwehrmann, Architekt oder Ärztin. Die Leute würden es ja sogar noch akzeptieren, wenn eine 5-jährige sagt, sie wolle Prinzessin werden. Aber stellt euch doch mal vor, wenn jemand auf die Frage mit “glücklich“ antwortet. Da denken alle immer gleich “oh Mann, was für eine depressive, macht mal wieder voll das Drama“. Oder nicht? Also wenn ich so eine Antwort gegeben habe, wurde ich nur schief angeguckt, aber vielleicht sind das auch nur meine persönlichen Erfahrungen.
“Was möchtest du einmal werden?“
Was für eine dumme Frage. Ich kann mich nicht mal entscheiden, was ich essen oder anziehen soll. „Ich kriege doch schon bei dem Gedanken an die kleinsten Entscheidungen, die mein Leben nur irgendwie beeinflussen könnten, eine Panikattacke und fange an zu heulen“ -würden viele sagen. Ich treffe doch jeden Tag unzählige Entscheidungen bewusst oder unbewusst, wie soll ich dann bitte, eine so große Entscheidung für meine Zukunft treffen, die, wenn sie die falsche war, mein Leben “ruinieren“ könnte, um es hart zu sagen. Ich bin nicht Marty Mcfly aus “Zurück in die Zukunft“ und kann nicht mal eben in ein Auto steigen und mein Zukunft-Ich besuchen, um zu sehen wie ich in ein paar Jahren ticke. Ich verändere mich doch ständig. Jede Sekunde kann und wird etwas passieren, was meine Zukunft beeinflusst. Sei es, dass ich psychisch und körperlich wachse oder sei es auch nur, dass jemand etwas Bestimmtes getan oder zu mir gesagt hat. Die kleinsten Wörter und Gesten, die doch so unscheinbar wirken, können etwas in meinem Kopf auslösen, was meine Sicht, Gefühle und Gedanken um 180° dreht.
Das Leben hat keinen Sinn.
Dachte ich zumindest immer. Der Grund dafür?
Noch eine Sichtweise. Ich bin nicht wie ein Pferd mit Scheuklappen durch die Welt gelaufen. Immer nur eine Sicht und nie zur Seite schauen oder sich mal umdrehen. Ich bin mit einer Schlafmaske herumgelaufen. Keine Einschränkung des Sichtfeldes, sondern eine totale Abschottung. Wenn man mit so einer Art Maske rumläuft, hat man nicht mal eine Perspektive. Ich dachte, ich habe keine Zukunft. Jeder, der sagen konnte, wo er sich in 5 oder 10 Jahren sieht, lügt doch. Es sind doch nur Wunschvorstellungen, die man preisgibt. Wenn man sagt, in 10 Jahren da habe ich DAS studiert, wohne an DEM Ort und stehe in SO EINER Beziehung zu dieser Person, dann sind das doch in gewisser Weise Wünsche und Träume, die man hat. Besser gesagt, ist dieses Zukunft-Ich, von dem man erzählt, das Ich, von dem mein Jetzt-Ich denkt, dass es in der Zukunft sein wird.
Zu kompliziert?
Also, ich meine das so: Hätte man mich vor 10 Jahren gefragt oder wenn ich vor 10 Jahren über mein jetziges 15-jähriges Ich nachgedacht habe, dann kann ich behaupten, dass sich meine Vorhersagen nicht wirklich bestätigt haben. Ich dachte immer, mit 15 bin ich so schlau und schön und noch vieles mehr. Wenn ich über die Zukunft nachgedacht habe, war ich immer so gespannt und neugierig. Ich konnte es kaum abwarten, bis dieser eine Zeitpunkt gekommen war.
In den letzten Jahren ist diese Neugier und Zuversicht abhandengekommen. Mir zu mindestens. Ich weiß, viele sagen das ist nur die Pubertät, die da aus einem kommt. Aber was, wenn nicht? Oder besser gesagt, ja, das kann gut möglich sein. Die Zeit, in der wir uns jetzt befinden, ist meiner Meinung nach eine der wichtigsten, aber auch der schwierigsten. Es ist die Zeit zwischen Kind- und Erwachsenenleben. Es wird von einem erwartet, sich wie ein Erwachsener zu benehmen, wird aber selbst wie ein Kind behandelt. Es ist die Zeit, wo so viel in einem verrücktspielt und selbst der größte Freund in manch Augen als Feind angesehen wird. Es ist die Zeit, in der man in einem ständigen Konflikt mit sich selbst ist und die Leute von außen nur noch mehr Brennholz in das Feuer, das in einem lodert, werfen. In dieser Zeit passiert so viel und doch fühlt es sich an, als ob die Zeit steht und man nicht vorankommt. 7. Klasse,… 8. Klasse,… 9. Klasse,… 10. Klasse.
Wie lange noch ?
Noch 2 Jahre. Dann hab ich mein Abitur. Soll das ein Ansporn sein? Ich habe doch schon seit Jahren die Hoffnung an mich und eine vernünftige Bildung aufgegeben. Aber das ändert sich ja auch irgendwie nicht. Wie denn auch ? Es ist immer das gleiche. Ich sitze seit 10 Jahren im gleichen Loch und es vergrößert sich mit jedem Jahr. Es ist so, als würde die Dunkelheit und Einsamkeit einen verschlingen. Ich will nicht sagen, dass ich es doch ach so schwer und andere es leichter haben. Das würde ich nicht wagen. In Deutschland haben wir es gewiss nicht so schwer, wie Kinder in anderen Ländern. Mir ist all das ja auch durchaus bewusst. Nur.. heißt das nur, weil andere vielleicht größere Probleme haben, sind meine weniger wichtig? Vielleicht liegt es auch daran, dass meine Probleme für Außenstehende lächerlich und nicht wie echte Probleme wirken. Ich meine, wir haben sie doch alle. Die Probleme. Und jeder weiß doch genau was und wie ich mich fühle.
„So fühlen wir uns doch alle mal.“
Ja, das stimmt. Wir alle haben mal einen schlechten Tag. Aber genau solche Aussagen, wie „das kenne ich“ sind Gründe, weshalb bestimmte Leute sich immer mehr abschotten. Was bringt es den Leuten zu sagen, wie es einem geht, wenn es uns doch allen so geht? Es kümmert doch keinen. „Jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen“- sagt man doch so schön, und „…ich soll mich ja mal nicht so anstellen“. „Man will doch nur Aufmerksamkeit. So schlecht kann es einem doch gar nicht gehen“. Was habe ich schon groß rumzunörgeln? Ihr habt ja Recht. Aber wagt es dann ja nicht wieder vorzuheulen, ihr würdet „immer für dich da sein“. Denn, wow, dieses „immer“ ist häufig eine recht kurze Zeit, muss ich sagen. Aber vielleicht haben wir auch nur unterschiedliche Vorstellungen von der Bedeutung von „immer“.
Also was treibt uns in dieser Zeit des Lebens an?
Na ja, manche haben vielleicht schon eine der bereits erwähnten Wunschvorstellungen. Andere leben einfach weiter ohne groß darüber nachzudenken, wofür sie leben. Aber andere… ja andere hingegen haben diesen “Lebenssinn“ nicht. Sie sehen nicht ein, wozu sie sich noch körperlich aber vor allem auch psychisch fertig machen lassen sollen. Viele unterschätzen es, wenn Leute diese Art von Gedanken haben. Sie nehmen es nicht ernst oder denken, sie wüssten gut Bescheid und haben alles unter Kontrolle. Aber lasst mich eins hinterfragen. Wie könnt ihr sagen, Kontrolle zu haben, wenn ich schon längst die Kontrolle über mich selbst verloren habe? Oft führt diese Verharmlosung der Dinge zu einem Ende.
Suizid.
Ein Ereignis, welches ich als nachvollziehbar empfinde. Es ist nun mal nicht sehr unwahrscheinlich und verachtenswert, wenn jemand seinem Leben ein Ende setzen will. Wieso sagen Leute, es sei “selbstsüchtig“? Habe ich nicht das Recht zu entscheiden, was ich mit meinem Leben anfangen will? Sagen sie das, weil sie es als unfair empfinden, wenn ich mir mein Leben nehme und andere Menschen auf der Welt nur zu gerne so ein Leben wie ich führen wollen würden, da es immer noch besser ist, als das was sie haben? Um es hart zu sagen: Ich habe nie darum gebeten, geboren zu werden. Nein, habe ich nicht. Niemand hat das. Aber gibt es mir dann immer noch das Recht dazu mein Leben einfach “wegzuwerfen“?
Man wird geboren und einem sind die Grundrisse des Lebens vorgelegt.
Stellt euch das Leben wie ein Haus mit einem langen Flur vor. Es gibt verschiedene Türen und ihr könnt immer noch zwischen diesen wählen, aber der Grundriss bleibt derselbe. Nun ist es euch überlassen, wie ihr den Flur gestaltet. Am Ende des Flurs gibt es nichts mehr. Das Ende des Flurs ist das Ende des Lebens. Es ist eure Aufgabe, den Flur zum Ende dessen zu gestalten, damit ihr später auf den langen Flur hinab schauen könnt und glücklich mit der Wahl eurer Deko seid. Ok, vielleicht habt ihr ein paar Fehlentscheidungen getroffen und ein hässliches Bild aufgehängt oder Vorhänge genommen, die nicht zum Teppich passen, aber das sind die kleineren Übel und ohne diese Fehlkäufe könntet ihr es auch nie besser machen. Was ist aber, wenn ich die Wände nur schwarz streichen möchte, Vorhänge geschlossen halte und am Ende auf den immer gleich aussehenden Flur blicke? Es kann auch sein, dass ich nicht in dem Haus bleiben will und einfach aus dem Fenster springe. Hat sich mein Leben dann dennoch gelohnt? War das mein Sinn des Lebens? War mein Leben dennoch erfolgreich trotz schwarzer Wände? Oder eine bessere Frage:
Wer entscheidet ob mein Leben erfolgreich und sinnvoll war?
Das Leben hat keinen Sinn.
Du kommst nicht auf die Welt und hast einen Spielplan des Lebens bereit. Du weißt nicht, wo du überall hin musst und was du zu tun hast. Nun gut, es gibt natürlich immer Leute, die meinen, sie müssten dein Leben bestimmen oder wüssten, wie du deine “Spielfigur des Lebens“ zu schieben hast. Aber es tut mir leid, euch hier enttäuschen zu müssen. Es gibt keinen sogenannten Spielmeister und wenn es einen gibt, dann trage nur ich alleine das Recht diesen Titel zu tragen. Spiel nach deinen eigenen Regeln und baue dir dein Leben über das Spielbrett hinaus auf.
Das Leben hat keinen Sinn, aber ich gebe ihm einen.
Anmerkung: Die Ich-Erzählperspektive ist nicht durchgehend identisch mit der des Autorinnen-Ichs.
3. Preis
Marie Borndörfer: 
Auf der Suche nach dem Sinn entsteht der Sinn
Was ist für mich der Sinn des Lebens? Natürlich möchte ich zum Beispiel mein Abitur schaffen und eine Familie gründen. Doch das sind eigentlich nur Ziele, die ich gerne erreichen will, und für die es sich lohnt zu leben, aber sie sind doch nicht der Sinn meines Lebens, oder doch?
Ich bin der Meinung, dass es nicht „die eine Antwort“ auf die Frage nach dem Sinn des Lebens gibt, denn ich denke, dass der Weg das Ziel ist. Aus der Suche nach dem Sinn des Lebens entsteht der Sinn. Um diese These zu diskutieren, habe ich über viele verschiedene Antworten nachgedacht. Meine Gedanken werde ich in diesem Essay erläutern.
Ich habe als erstes versucht mich der Frage zu nähern, in dem ich die Worte untersucht habe, aus denen sie besteht. Wenn man die beiden Worte im Duden nachschlägt, findet man 5 Bedeutungen für „Sinn“ und 4 für „Leben“. Diese Vielfalt bedeutet, dass man die Frage auf verschiedene Weisen verstehen kann. Beispiele dafür wären: Kann man das Leben bejahen oder muss man es verneinen? Hat das Leben einen Wert? Hat das Leben einen Zweck? Und gibt es generell EINEN Sinn des Lebens? Mir würden dazu noch sehr viele ähnliche Fragen einfallen, doch das Umformulieren führt nur dazu, dass die Frage immer unklarer wird. Eigentlich weicht man damit der Frage aus, dabei ist jedem durchaus klar, was gemeint ist. Warum interpretiert man die Frage dann um? Liegt es vielleicht daran, dass man Angst hat, dass die Antwort negativ wird? Fangen wir deshalb mit den Zweifeln an.
Es gibt das „Ich bin so klein“-Argument. Manchmal, wenn ich abends in den Sternenhimmel gucke, dann wird mir klar, wie klein ich doch eigentlich bin und wie klein auch die Erde ist. Sie ist nur ein ganz ganz kleiner Punkt in unserem Universum und ein noch kleinerer Punkt bin ich. Was auch immer wir auf der Erde tun hat eigentlich keine Auswirkungen auf das Universum und ist für das Universum bedeutungslos. Und deshalb ist auch unser Leben bedeutungslos. Dieses Argument kann man auch in der Zeit führen. Ich stelle mir dann immer die Frage, was eigentlich ist, wenn ich tot bin? Wer wird sich dann noch an mich erinnern? Ich weiß zum Beispiel schon nichts mehr von meiner Uroma und generell nur sehr wenig von meinen Vorfahren. Doch wenn sich niemand mehr an mich erinnert, wenn ich tot bin, war mein Leben dann sinnlos? So wie das meiner heute nicht erinnerten Vorfahren? Ich finde das nicht, denn ich glaube, dass der Sinn des Lebens nichts mit der Erinnerung an das Leben zu tun hat. Die Frage stellt sich, während ich lebe. Die Frage nach dem Sinn des Lebens betrifft außerdem jeden individuell, deswegen spielt auch die Größe des Universums keine Rolle.
Die Größe des Universums spielt für unseren Sinn keine Rolle
Ein weiteres negatives Argument ist das „Selbstmord-Argument“: Was ist, wenn sich eine Person umbringt – verneint sie dann den Sinn ihres Lebens? Das ist wohl so, doch das heißt meiner Meinung nach nicht, dass es generell den Sinn des Lebens nicht gibt. Die individuelle Verneinung stellt den generellen Sinn nicht in Frage.
Am schwierigsten finde ich das „Zufalls-Argument“. Es betrachtet die Menschen, denen schreckliche Dinge widerfahren oder die leiden. Das Leid und deshalb auch ihr Leben empfinden sie als sinnlos. Warum müssen diese Menschen leiden? Völlig sinnlos, oder man könnte auch sagen, rein zufällig? Ist das ganze Universum ein einziger großer Zufall? Sind Menschen einfach zufällig entstanden? Ich finde, diese Vorstellung sehr beängstigend. Genau diese Idee der sinnlosen Existenz mit sinnlosem Leiden steht hinter der Darstellung von Gregor Samsa in dem Buch „Die Verwandlung“ von Franz Kafka. Samsa wacht morgens auf und ist eine riesige Kakerlake. Aber diese absurde Situation weist auch auf einen Widerspruch hin. Ich frage mich nämlich, wieso wir den Zufall hinterfragen, wenn wir selbst aus dem Zufall entstanden sind. Ist es nicht merkwürdig, dass die Geschöpfe des Zufalls und des Sinnlosen einen Sinn suchen? Das erscheint mir unlogisch. Kommt mir zufällig der Gedanke nach der Frage nach dem Sinn des Lebens? Das ist mir ein Zufall zu viel.
Der verwandelte Gregor Samsa
Mit der Meinung bin ich nicht alleine und deshalb sind im Laufe der Zeit viele Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens gegeben worden.
Eine mögliche Antwort ist die Religion. Was das betrifft, erinnere ich mich an einen Besuch im jüdischen Museum. Weihnachten 2017 war ich mit meiner Familie in dem jüdischen Museum in Berlin, genauer gesagt in der Sonderausstellung „Jerusalem“. In dieser Ausstellung wurden unter anderem auch Echtzeit-Dokumentationen gezeigt, die den Alltag von vielen Juden in Jerusalem und Interviews mit ihnen zeigten. Bei der Frage, was den Bewohnern am Wichtigsten sei, haben sehr viele geantwortet: „Die göttlichen Gesetzte. Mein Sinn des Lebens ist es, sie zu befolgen.“ Ich fand es erstaunlich, dass es Menschen gibt, die für ihre Religion leben und das als Sinn ihres Lebens definieren. Doch je nachdem, zu welcher Religion man gehört, glaubt man ja an Verschiedenes. Könnte es sein, dass es je nach Religion einen unterschiedlichen Sinn gibt? Und wie ist es mit mir? Ich gehe zwar regelmäßig in die Kirche, würde das Christentum aber nicht als Sinn meines Lebens definieren.
Für die Atheisten kann Religion nicht der Sinn sein. Ich habe auch in meinem Bekanntenkreis gefragt und es gab viele, die auch im „Leben an sich“ einen Sinn sehen. Tatsächlich finde ich, dass Menschen oder Lebewesen (zum Beispiel die Tiere), die gar nicht nach dem Sinn fragen, ihn in gewisser Weise gefunden haben. Sie leben im Augenblick und erscheinen glücklich. Viele Menschen arbeiten daran, genau diesen Zustand durch Meditation zu erreichen. Dabei versuchen sie alles auszublenden, sich nur auf den eigenen Körper zu konzentrieren und den Körpermittelpunkt zu finden. So wollen sie eins mit dem Universum werden. Ist das der Sinn des Lebens, also eins mit dem Universum zu werden? Vielleicht, doch die meisten Menschen schaffen das nicht.
Eine Antwort, die ich überhaupt nicht überzeugend finde, ist, wenn man sein Leben für jemand anderen führt. Das kann nicht der Sinn sein, denn man wird dadurch nicht glücklich. Man muss mit sich selbst zufrieden sein und sich selbst lieben. Ein bekanntes Sprichwort lautet: Das Leben ist wie eine Münze, man kann sie ausgeben wie man will, aber nur einmal. Genau so wenig ist der Sinn des Lebens übertragbar. Der Sinn meines Lebens ist nicht, dass meine Eltern mich wollten.
Was ist mit Antworten wie „Gitarre spielen“? Sind das dumme Antworten? Ich finde nicht. Meiner Meinung nach sollte jeder das machen, was ihm Spaß macht. Solange man für sich selbst findet, dass z.B. Gitarre spielen der Sinn des eigenen Lebens ist, ist das völlig in Ordnung. Man sollte nur nicht der Meinung sein, dass das generell der Sinn für jeden sein sollte.
Was soll man aus diesen Antworten schließen? Ist eine richtig und die anderen falsch? Leben die Menschen, die an die falsche Antwort glauben, ein sinnloses Leben? Oder gibt es viele mögliche Antworten, die einen Sinn stiften können? Denn darauf kommt es doch an: dass man selber einen Sinn findet. Ich denke, dass es keinen eindeutigen Sinn des Lebens gibt, sondern dass sich jeder seinen eigenen Sinn suchen muss. Auf der Suche entstehen Ziele, die für den einzelnen einen individuellen Sinn ergeben können. Die Suche nach dem Sinn bringt das Beste in uns hervor. Sie stellt uns über unsere bloße biologische Existenz. Ich glaube, der Weg ist das Ziel – auf der Suche nach dem Sinn entsteht der Sinn. Das bedeutet natürlich auch, dass man sich anstrengen muss, um einen Sinn zu finden. In diesem Sinne – machen wir uns auf die Suche!
Quelle: Der Sinn des Lebens. Christoph Fehige, Georg Meggle, Ulla Wessels (Herausgeber). dtv Verlag, 2000.
Die Ausschreibung
Ausschreibung und Einladung zum
9. HCG-Philo-Wettbewerb 2019/20
Sinn des Lebens
Hieronymos Bosch: Engel begleiten die Seelen ins Jenseits
Liebe Schülerinnen und Schüler,
der am 17.11.2011 erstmalig ausgeschriebene „HCG-Philo“-Wettbewerb möchte Themen, Reflexionsformen und Produktarten fördern, die im Lehrplan des Philosophie-Unterrichts nicht oder selten vorkommen, dennoch von philosophischer Bedeutung sind. So werden bevorzugt Themen gestellt, die entweder sehr aktuell sind oder im Interessenhorizont vieler Schülerinnen und Schüler liegen. Zu erstellende Produktarten sollen nicht die im Regelunterricht geforderten Standardformen von Interpretation und Erörterung sein, sondern freiere Formen, etwa Kritik, Kommentar, Essay, Entgegnung, Dialog, Meditation, Brief, E-Mail, Blog, Gutachten, Bildreflexion etc. Das Thema wird jährlich geändert.
In jedem Fall aber soll die euch gestellte Aufgabe mit den Mitteln philosophischer Reflexion bearbeitet werden. Darin liegt ein direkter Unterrichtsbezug, aber z.B. auch die Chance, Gelerntes auf ein lebensnahes Phänomen anzuwenden, ein mögliches Thema für die 5. PK im Abitur vorzubereiten oder eine Studienarbeit im informationstechnischen Format zu erproben.
Buchpreise werden dankenswerterweise vom Förderverein des HCG gestiftet.
Ausschreibungstermin ist jedes Jahr der UNESCO-Welttag der Philosophie, zu dem 2002 der dritte Donnerstag im November erklärt wurde. Einsendeschluss ist immer der 12. Februar, Kants Todestag. Dieser Zeitraum hat für euch den Vorteil, dass er erstens die Weihnachtsferien, meistens auch die Winterferien, einbezieht, und zweitens für die Abiturienten noch nicht zu spät liegt.
Die Bekanntgabe und Veröffentlichung des Gewinner/innen-Produkt erfolgt am 22. April, Kants Geburtstag. Urkunden und Preise können dann zum Schuljahresende, für die Abiturienten auf der Abschlussfeier, überreicht werden.
Ausschreibung des Themas und Sichtung eingegangener Arbeiten liegt in meinen Händen, die Bewertung erfolgt per Mehrheitsentscheidung durch die Philosophie-Lehrer*innen und den Förderverein.
So, und hier ist nun eure Aufgabe für den 9. HCG-Philo-Wettbewerb 2019/20:
Schreibe einen philosophischen Essay zum Thema: „Sinn des Lebens“
Erläuterung: Gewünscht ist eine philosophische Reflexion zur Frage „Was ist Lebenssinn“? Welcher Philosoph und welcher Religionslehrer wäre wohl noch nicht von Freunden, Bekannten, Kolleg*innen oder Nachbar*innen nach dem Sinn des Lebens gefragt worden? Scheinen wir dafür doch Experten zu sein. Doch gibt es „den“ Sinn im Singular überhaupt? Haben wir es nicht immer mit vielfältigem Lebenssinn zu tun? Und was heißt hier eigentlich Sinn? Wie unterscheidet er sich von Bedeutung, Zweck, Ursache oder Ziel? Genauso müsste nach dem Inhalt des Begriffs Leben gefragt werden: Ist das Leben etwa die Summe meiner Erlebnisse oder einfach meine Bewegung durch Raum und Zeit?
Wenn ihr das alles beantwortet habt, dann müsstet ihr fragen, wie Sinn und Leben zu einander passen. Vielleicht ist das für die eine oder den anderen von euch ja viel leichter zu beantworten, als ich studierter Fachphilosoph mir das vorstellen kann. Auf jeden Fall bin ich gespannt, wie ihr das Thema angeht: Metaphysisch, religionsphilosophisch, sprachphilosophisch, ethisch, anthropologisch, neurophilosophisch oder gar ästhetisch?
Besonders spannend zu erfahren, wäre für mich: Was ist dein Konzept von Lebenssinn? Du kannst frei und auch persönlich über die Frage nachdenken. Philosophisch wird dein Text dadurch, dass du das Thema in grundsätzlichen Gedanken, Argumenten oder Betrachtungen reflektierst, die zur Orientierung im Leben beitragen können. (Philosophieren heißt schließlich, sich in Grundfragen des Denkens, Lebens und Handelns zu orientieren.)
Dein Text soll maximal 4 computergeschriebene Seiten umfassen, Schrift-Format: Times New Roman, Größe 12, 3 Zentimeter Rand, einzeilig. Im Kopf der Arbeit sind der volle Name und die Jahrgangsstufe anzugeben; am Ende des Essays soll die Erklärung stehen: Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen benutzt habe.
Sende deinen Text bitte in einem Word- oder rtf-Format abgespeichert an: Muellermozart@hcog.de
Die Bewertungskriterien für die eingesandten Texte sind:
1. Themenbezogenheit
2. Philosophisch-begriffliches (nicht fachwissenschaftliches) Verständnis des Themas
3. Argumentative Überzeugungskraft
4. Stimmigkeit und Folgerichtigkeit
5. Originalität.
Und nun viel Spaß beim Schreiben eines Essays oder anderen Beitrags zum Thema „Sinn des Lebens“!
Herzlicher Gruß,
Dr. Ulrich Müller (Fachleiter für Ethik/Philosophie)
Hier noch mal das Wichtigste in Kürze:
9. HCG-Philo-Wettbewerb 2019/20
Ausschreibung: Am 21.11.2019, dem UNESCO-Welttag der Philosophie (3. Donnerstag im Monat November)
Teilnahmeberechtigt: Die Oberstufe und alle 10. Klassen
Aufgabe: Das Schreiben eines philosophischen Essays zum Thema „Sinn des Lebens“.
Format: Computergeschriebener Text; maximal 4 Seiten; Schriftart: Times New Roman in Größe 12, 3 Zentimeter Rand, einzeilig; im Kopf der Arbeit: Name und Jahrgangsstufe; am Ende des Textes die Erklärung: Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen benutzt habe.
Einsendeschluss: Am 12.02.2020 (Kants Todestag)
Adresse: Muellermozart@hcog.de
Gewinner/in: Am 22.04.2020 (Kants Geburtstag)
Preis: Ehrung, Bücher und Urkunden für die drei besten Texte.
Herzlichen Glückwunsch!
22.04. 2019 (Kants Geburtstag): Königsberg meldet Entscheidung im 8. HCG-Philo-Wettbewerb!
Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Eltern, liebe Kolleginnen und Kollegen,
Die Jury der Philosophie-Lehrer hat den 8. HCG-Philo-Wettbewerb entschieden! Unter den 48 eingesendeten Texten zum Thema “Selbsterkenntnis“ wurden als beste ausgewählt die Essays von
Jolene Hoeth (4. Semester) : 1. Preis
Florian Wejda (2. Semester) : 2. Preis
Berrin Yetiskin (4. Semester) : 3. Preis
Philos und seine Freunde, allen voran Herr Rußbült und die Philosophie-Lehrer*innen des HCG, gratulieren ganz herzlich!
Die Preisverleihung wird im Rahmen der Abitur-Entlassungsfeier am Freitag, den 14. Juni (für Jolene und Berrin) und am Mittwoch, den 19. Juni (für Florian) erfolgen.
Ich bedanke mich vielmals bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die gedankenreichen und anregenden Texte. Bis zur Ausschreibung des 9. HCG-Philo-Wettbewerbs am 21.11.2019, dem UNESCO-Welttag der Philosophie!
Dr. Ulrich Müller Berlin, den 22.04.2019
Jolene Hoeth: Selbsterkenntnis als Schlüssel für Zufriedenheit und eigenes Glück
In ihrem Essay begründet Jolene zunächst, warum Selbsterkenntnis, ein klassisches Thema, heute noch wichtig ist. Im Anschluss an den Philosophen Ralph Waldo Emerson werden dann Ehrlichkeit zu sich selbst sowie Mut zum eigenen Urteil als die wichtigsten Voraussetzungen einer erfolgreichen Selbsterkenntnis in Ansatz gebracht. Zum Schluss erläutert Jolene am Beispiel von Meditation und Traumdeutung, wie Selbsterkenntnis, das nach Kant schwierigste Geschäft vernünftiger Wesen, gelingen kann.
Es war im Juni letzten Jahres. Ich stand vor dem Eingangsportal des Orakels in Delphi. Seine Größe und Schönheit überwältigten mich. Ich spürte die Tiefgründigkeit und Harmonie dieser Kultstätte. ,,Gnothi seauton” stand früher am Eingangsportal, zu Deutsch: ,,Erkenne dich selbst”. Diese Worte brachten mich ins Grübeln. Was sollte das bedeuten? Sich selbst erkennen? Kennt man sich selbst nicht schon? Wie soll man sich erkennen? Etwa in einem Spiegel?
,,Erkenne dich selbst” war für mich eine Aufforderung, mich mit meiner eigenen Persönlichkeit zu beschäftigen. Denn wenn diese Worte am Eingangsportal dieses Orakels stehen, müssen Menschen im fünften Jahrhundert vor Christus schon zu dem Schluss gekommen sein, dass Selbsterkenntnis grundlegend im Leben eines jeden ist. Die Frage ist nur, grundlegend wofür?
Es macht Sinn, dass man sich selbst erkennen soll, sich selbst sollte man schließlich am besten erkennen und kennen können. Denn wenn man sich selbst nicht kennt, kann man sich auch niemand anderem offenbaren und ihm erlauben, sich zu kennen. Und wenn man sich selbst nicht kennt, wie sollte man dann jemand anderen kennen können? Sich selbst erkennen und sich selbst kennen sind also essentiell, doch ist beides überhaupt gleichzusetzen oder muss hier differenziert werden? Sich selbst kennen bedeutet für mich, seine innersten Bedürfnisse, Ziele und Ängste zu kennen, zu wissen, wer man selbst ist und wie man selbst tickt. Selbsterkenntnis, also die Erkenntnis der eigenen Person und Persönlichkeit, erfordert, aus meiner Sicht, dass man sich selbst kennt und sich im Folgenden mit seiner eigenen Person auseinandersetzt. Das heißt, es wagen seine Bedürfnisse auszuleben, seine Ziele zu verfolgen und Ängste auszusprechen. Sich selbst kennen und sich selbst erkennen bedingt sich also gegenseitig. Andere kennen zu können scheint demnach paradox, können wir doch nicht ihre innersten Bedürfnisse, Ziele und Ängste kennen. Lediglich vermuten können wir sie und daher können wir auch nur vermuten andere Menschen zu kennen. Wir können wissen, wie wir sie wahrnehmen und auch was wir glauben zu denken, wer sie sind. Kennen aber können wir andere Personen, als die „eigenen“, aber nicht.
Wieso jedoch ist Selbsterkenntnis so wichtig und wie kann man sie erlangen?
Viele würden jetzt bestimmt antworten: ,,In einem Spiegel kann man sich selbst erkennen”. In einem Spiegel kann man sich durchaus wiedererkennen, er liefert ein visuelles Abbild deiner selbst. Selbsterkenntnis erlangt man durch einen Blick in den Spiegel jedoch noch nicht, denn diese ist tief in unserem Unterbewusstsein verborgen.
Der Wille, sich selbst kennen zu lernen und zu erkennen hat, auf dem Weg zur Selbsterkenntnis natürlich die oberste Priorität. Eine weitere wichtige Voraussetzung, um Selbsterkenntnis erhalten zu können, ist absolute Ehrlichkeit zu sich selbst. Ehrlichkeit spielt eine immense Rolle, da wir uns auf dem Weg zur Selbsterkenntnis von jeder Art der Selbsttäuschung befreien wollen und müssen. Aus dieser Befreiung resultiert, logischerweise, eine Änderung des Selbstbildes. Um ehrlich sein zu können, müssen wir also bereit sein, unser neues ,,Selbstbild” zu akzeptieren. Das kann für das einzelne Individuum schwer sein, wirft es doch alles, oder beinahe alles, über Bord, das wir geglaubt haben über uns selbst zu wissen. Möchte man wirklich Selbsterkenntnis erhalten, darf man sich dagegen aber nicht wehren. Es mag nun die Frage aufkommen, warum man dann überhaupt das Ziel, Selbsterkenntnis zu gewinnen, verfolgen sollte. Selbsterkenntnis eröffnet neue Sichtweisen auf sich selbst und auf die Welt und bietet damit verschiedene Möglichkeiten, an sich selbst zu arbeiten. Mehr Aufschluss über diese Frage erhalten wir allerdings, nachdem wir uns angeschaut haben, wie Selbsterkenntnis nun eigentlich gelingt. Um wirkliche Selbsterkenntnis erlangen zu können, muss man sich vor allem viel Zeit für sich selbst nehmen. Diese Zeit sollte allein und in Ruhe verbracht werden, um herausfinden zu können, wer man wirklich ist. In dem Prozess sollte man sich nicht von anderen leiten oder gar bevormunden lassen.
Dabei spielt Selbstreflexion eine wichtige Rolle. Man muss sich selbst hinterfragen und sein Verhalten reflektieren. Warum handle ich so, wie ich handle? Was will ich wirklich? Wer bin ich wirklich? Wieso fühle ich das, was ich fühle? Was bewegt mich? Um zu ergründen, wer man ist, was für ein Mensch man ist und was man selbst will, muss man herausfinden, welche Wünsche, Hoffnungen, Ziele, Bedürfnisse, Ängste, Befürchtungen und Sorgen man hat. Es sollten Stärken und Schwächen erkannt werden. Wir müssen Gründe suchen, die unser Handeln und unsere Denkweise bestimmen. Auffälliges Verhalten, wie beispielsweise Reizbarkeit in unauffälligen Momenten, sollte analysiert werden, in dem man sich die Fragen stellt, warum man so reagiert und woran das liegt, um sich von negativen Faktoren lösen zu können. Das trägt zu einem achtsameren Umgang miteinander bei und so bekommen auch andere die positive Energie der Selbsterkenntnis zu spüren.
Es sollte aber unbedingt beachtet werden, welche Wünsche man selbst hat und welche unter Einfluss anderer entstehen. Jeder Mensch wird, wenn auch nur im entferntesten, von der Frage beeinflusst: ,,Was will ich, was andere über mich denken?”. Zu viele Menschen handeln danach und davon sollte man sich unter anderem bei der Selbsterkenntnis lösen. ,,Was denken andere von mir und beeinflusst das mein Handeln?” sind damit Fragen die auf der Reise zur Selbsterkenntnis dringend beantwortet werden sollten. Der Philosoph Ralph Waldo Emerson sagte dazu folgendes: ,,Du selbst zu sein, in einer Welt, die dich ständig anders haben will, ist die größte Errungenschaft”. Dies ist meiner Meinung nach wahr. Sich vom Einfluss anderer zu lösen und die Gleichgültigkeit darüber, was sie von einem denken und stattdessen seine Bedürfnisse auszuleben, erfordert viel Mut und viel Kraft. Das ist jedoch wichtig, wenn man nach seinen eigenen Vorstellungen leben will, denn nur so kann man sich selbst glücklich machen. Und das erfordert Selbsterkenntnis.
Meditation kann ein hilfreiches Mittel sein, wenn man Selbsterkenntnis bekommen möchte. ,,Meditieren” kommt aus dem lateinischen und heißt so viel wie ,,Nachdenken”. Meditation bietet viel Zeit für einen selbst, in vollkommener Stille und ohne Ablenkung. Man wird also gezwungenermaßen mit sich selbst konfrontiert und kann sich somit selbst besser kennen lernen. Meditieren übt darin, über nichts nachzudenken, als das Hier und Jetzt und einen klaren Kopf zu bekommen, durch den Fokus auf den eigenen Atem und den eigenen Körper. Das bietet eine ideale Grundlage, für den eben beschriebenen Prozess der Selbstreflexion, der am besten gelingen kann, wenn man voll und ganz auf sich selbst konzentriert ist. Zudem ist Meditation förderlich für das Finden einer ,,inneren Ruhe”, die uns hilft gelassener zu sein und viel Stress aus dem Alltag für einen Augenblick zu vergessen. Damit kann das Verfahren der Suche nach Selbsterkenntnis vereinfacht werden, weil man sich so besser auf sein Inneres konzentrieren kann. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man durch das Meditieren lernt konzentriert und entspannt zu sein, was zum Finden der Erkenntnis über einen selbst beitragen kann.
Sigmund Freud war der Meinung, dass Träume das Unterbewusstsein des Menschen widerspiegeln und man durch Träume vieles über im Unterbewusstsein verborgene Bedürfnisse erfahren kann. Diese Anschauung vertrete ich ebenfalls und somit ist für mich eine weitere Möglichkeit Selbsterkenntnis zu erlangen das Deuten von Träumen. Träume geschehen unterbewusst, da man sie selbst nicht steuern kann. Erinnert man sich an einen Traum, ist das Deuten verschiedener Elemente des Traums, eine Methode zu ergründen, was in seinem Unterbewusstsein vor sich geht. Auf diese Weise können sich essentielle Wünsche und Ängste herausstellen, die man vorher eventuell nicht erkannt oder verdrängt hat.
Neurowissenschaftler würden mir an dieser Stelle vermutlich widersprechen, glauben sie doch, Träume wären lediglich aneinander gereihte Bilder des Gehirns und die Erinnerung an das Geträumte wäre bloß eine Interpretation dieser Bildfolge. Mir persönlich stellt sich hierbei allerdings die Frage, woher diese Bilder stammen sollten und wann man die Interpretation dieser Bilder vornimmt, da man am Morgen ja glaubt alles detailgetreu zu wissen und nicht beginnt zu deuten. Ich glaube, dass Träume unterbewusste Gefühle zum Ausdruck bringen und unser Körper auf diesem Weg versucht uns mitzuteilen, was wir brauchen, um glücklich zu sein. Meine These, dass das Deuten von Träumen zur Selbsterkenntnis beitragen kann, ist also nicht bewiesen. Ich glaube indes, dass es funktionieren kann, solange man selbst daran glaubt. Ich glaube daran und konnte durch das Ergründen meiner Träume vieles über mich selbst erfahren.
Doch weshalb sollte man diesen ganzen Aufwand betreiben? Was nützt es, Selbsterkenntnis zu haben, wenn dies das ganze Selbstbild verändert? Welchen Vorteil zieht man daraus, sich selbst zu verstehen?
Wie bereits erwähnt, ermöglicht Selbsterkenntnis es uns, die Welt und uns selbst mit anderen Augen zu sehen. Dadurch erhalten wir die Option an uns selbst zu arbeiten. Etwas verändern kann man nur, wenn man es erkennt. Erkennt man durch seine Selbsterkenntnis beispielsweise, dass man sich ein Leben lang von anderen Menschen hat beeinflussen lassen und nicht nach dem gehandelt hat, was man eigentlich für richtig hält, so kann man es im Nachfolgenden ändern und sich davon lösen. Es erfordert dahingehend Mut, seine wahren Ziele zu verfolgen und Bedürfnisse zu befriedigen. Der Vorteil ist, man lebt nach seinem eigenen Leitbild, so wie man es selbst für richtig hält. Es ist nur möglich es zu wagen, seine innersten Bedürfnisse auszuleben, wenn man diese auch wirklich kennt. Neu entdeckte Stärken können gefördert werden und so lernt man auf eine Art zu leben, die besonders die positiven Seiten, von einem selbst, zum Vorschein bringt.
Auch Ängste können nur überwunden werden, wenn sie offenbart worden sind. Und die Erkenntnis über uns selbst kann viele unterbewusste Ängste aufdecken, mit denen es dann gilt sich auseinanderzusetzen. Daraus resultiert persönliches Wachstum, weil man an sich selbst arbeiten und sich weiterentwickeln kann, wenn man sich persönlich zu 100% kennt. Mithilfe der Selbsterkenntnis kann man seine Stärken und Schwächen einschätzen und erhält dadurch die Motivation seine Stärken zu verbessern, beziehungsweise auszuweiten, und lernt mit Kritik umzugehen. Man lernt die persönlichen Limits kennen, beispielsweise in Streitgesprächen, was dabei helfen kann, mit Rückschlägen umzugehen und diese zu verarbeiten.
Selbsterkenntnis offeriert einem also die Möglichkeit, das Leben zu leben, das man sich tief in seinem Innersten wünscht, auch wenn das eine Menge Arbeit und Entwicklung erfordert. Mit der Zeit schafft man es, sein neues Selbstbild zu akzeptieren und auf die Selbstakzeptanz aufbauend folgt die Selbstliebe. Damit ist Selbsterkenntnis der Schlüssel für Zufriedenheit und das eigene Glück, das durch Ausleben eigener Interessen erreicht wird. Auf diese Weise steigern sich das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein, was bei anderen Menschen einen positiven und sympathischen Eindruck hinterlässt. Kennt man sich selbst und hat verstanden an sich selbst zu arbeiten, so weiß man, welch besonderer Mensch man ist und kann dies in Form des Selbstbewusstseins nach außen hin präsentieren.
Inspirierende Worte zum Zweck der Selbsterkenntnis lieferte mir der Schriftsteller Stefan Zweig: ,,Wer sich einmal selbst gefunden hat, der kann nichts auf dieser Welt mehr verlieren”. Dieses berührende Zitat, ermutigt mich persönlich dazu, die Suche nach mir selbst zu wagen und ich denke stark, dass sich auch andere von diesen Worten ergreifen lassen. Der Gedanke, mich selbst zu finden und dadurch mein Glück zu finden und mein Leben nach meinem Belieben zu gestalten, geht mir sehr zu Herzen. Selbstverständlich können mir Dinge auch dann noch verloren gehen, jedoch nichts Grundlegendes, das ich zu meinem Glück bräuchte oder mir zu einer tiefen inneren Zufriedenheit fehlen würde. Mein Charakter, der mir durch die Selbsterkenntnis erleuchtet wird, wird mir immer bleiben.
Quellen:
https://www.gluecksdetektiv.de/5-unschlagbare-gruende-noch-heute-mit-dem-meditieren-zu-beginnen/
https://www.aphorismen.de/zitat/191693
https://zitatezumnachdenken.com/ralph-waldo-emerson/10469
Florian Wejda: Die Person sein, die wir bewundern und immer sein wollten
In seinem Text unternimmt Florian das Wagnis, den Begriff der Selbsterkenntnis zu analysieren sowie mit psychologischen Experimenten, abstrakten Konzepten und mythologischen Geschichten zu veranschaulichen. Er beginnt mit dem „Gorilla-Experiment“ und zieht daraus den Schluss: Ich sehe, was einen Wert für mich hat. Analog dazu zeigen ihm unsere Handlungen, welche Werte wir schätzen und welche wir verabscheuen. Nach dem Schweizer Psychoanalytiker C.G.Jung bilden jene unseren „Gott“, diese unseren „Schatten“. Florian zufolge geht es also bei der von ihm favorisierten Selbsterkenntnis nach Jung letztlich darum, dem eigenen Gott möglichst gut gerecht zu werden.
Was haben ein Gorilla, das menschliche Auge, eine Maus und eine babylonische Gottheit gemeinsam? Selbsterkenntnis? Was auf den ersten Blick sehr willkürlich erscheint, versuche ich in diesem Essay in einen Kontext zu bringen. Am Beginn eines jeden Textes muss man sich im Klaren sein, worüber man eigentlich schreibt. Wenn ich mir jetzt das Wort „Selbsterkenntnis“ anschaue, ist es essentiell das „Selbst“, sowie „Erkennen“, zu definieren. Ebenfalls muss ich mir ein Ziel setzten. Probiere ich jetzt eigene tiefgründige Ideen und Konzepte zu entwickeln oder probiere ich eine vorher formulierte Idee von Philosophen und Psychologen, so gut es geht, zu verstehen? Von der Analyse und Herausarbeitung welcher Idee, meiner eigenen oder einer fremden, werde ich am Ende mehr profitieren? Ich bin überzeugt, dass, bevor ich den Versuch wage, komplexe Konzepte mit Hand und Fuß zu produzieren, lieber den Fokus auf Ideen lege, die von Personen stammen, deren Jon es nicht nur war, jene zu produzieren, sondern die damit auch noch weltberühmt wurden. Das bedeutet, ich werde in meinem Essay probieren, eine Begriffsanalyse zu verfassen und diese mit psychologischen Experimenten, abstrakten Konzepten und mythologischen Geschichten zu veranschaulichen.
Was also heißt es etwas zu erkennen? Um der Frage des Erkennens auf den Grund zu gehen, muss man sich erst einmal fragen, wie man sieht. Natürlich liegt es auf der Hand, dass man mit den Augen sieht, aber Augen sind durch das gesamte Tierreich hindurch unterschiedlich und im Evolutionsprozess. Also was genau ist unser Auge fähig zu sehen? Die ersten Lebewesen konnten durch ihre Augen nur Licht und Dunkelheit unterscheiden. Anschließend fing die Netzhaut an sich zu wölben und man konnte erkennen, von wo das Licht kam. Mit der Zeit konnte man verschiedene Intensitäten ausmachen, d.h. auch Schatten erkennen. Langsam, aber sicher krümmte sich das Auge immer weiter und immer weniger Licht konnte durch die Pupille gelangen. Das führte einerseits dazu, dass wir einen kleinen Ausschnitt dessen, was wir sehen, unglaublich scharf sehen, der Rest aber nur noch vage wahrgenommen wird. Alles was wir sehen, sehen wir in unserem Kopf. Das Auge nimmt nur Licht aus verschiedenen Richtungen wahr. In unserem Kopf wird es verarbeitet und kontextualisiert. Dies ist der Grund, warum wir optischen Täuschungen erliegen. Der Fehler liegt nicht im Auge, sondern im Gehirn. Da unser Gehirn aber in unserem Kopf Platz finden muss, kann unser Sehzentrum nicht riesig werden, um unsere Umgebung mit derselben Schärfe abzubilden, wie wir es mit einem kleinen Ausschnitt tun, oder jede optische Täuschung als Täuschung zu identifizieren. Die Evolution hat gezeigt, dass Menschen mit riesigen Sehzentren und entsprechenden Köpfen sich nicht lange gehalten haben. Der Mensch hat also gelernt, sich in der Welt zu orientieren, indem er nur einen kleinen Ausschnitt wahrnimmt. Das bedeutet aber auch, dass man sich entscheiden muss, meist unterbewusst, was man sehen will. Wenn man diese Entscheidung getroffen hat, ist man blind für alles andere. Natürlich ist das nur eine Vermutung und bedarf Beweisen. Das 1999 durchgeführte Experiment „der unsichtbare Gorilla“ beweist genau das. Christopher Chabris und Daniel Simons wollten in einem Test zeigen, dass unser Sehen selektiv und uns oftmals nicht bewusst ist. Probanden sollten sich ein kurzes Video anschauen, in welchem sich sechs Personen, drei in Weiß und drei in Schwarz, sich einen Ball zuwerfen. Man sollte nun zählen, wie oft sich das weiße Team den Ball zuwirft. Nach der Hälfte der Zeit läuft eine Person als Gorilla verkleidet von rechts nach links durch das Bild, wobei er auf halbem Weg stehen bleibt und sich für fünf Sekunden auf der Brust herumtrommelt. Nach dem Video wurde gefragt, ob man einen Gorilla gesehen hätte, wenn einer durchs Bild laufen würde. Fast jeder antwortete mit „ja, natürlich hätte ich“. Als dann aber gefragt wurde, wie viele einen Gorilla gesehen haben, war das Ergebnis verheerend. Die Hälfte aller Probanden, welche das Video sahen und die Würfe zählten, hatte keinen Gorilla gesehen! Sie waren so auf das Zählen der Würfe fokussiert, dass sie einen Gorilla in Menschengröße übersahen.
Was genau zeigt uns dieses Experiment? Es zeigt uns, dass sobald wir eine Sache mit einem Wert versehen haben, in diesem Fall das Zählen der Pässe, der Rest aus unserem Blickfeld verschwindet. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass dieses Prinzip, ich sehe nur, was einen Wert für mich hat, nicht auch auf unser tägliches Leben übertragen werden kann. Ergo, wenn ich erkenne, was ich sehe, wird mir bewusst, was einen Wert für mich hat. Jenes Reflektieren des Gesehenen ist eine Fähigkeit, die die Menschheit über Jahrtausende als elementar für ein sinnvolles Leben empfunden hat. Die unermessliche Wichtigkeit, dass das Gesehene erkannt werden kann, spiegelt sich in den Göttern vieler Hochkulturen wider. Die babylonische Gottheit Marduk wurde als die ideale Form des Menschen gesehen. Er schaffte es, alle damaligen Götter zu vereinen, mit ihm an der Spitze. So wundert es wenige, dass Marduk in vielen Abbildungen mit einer Krone voller Augen gezeigt wurde. Genau jene Augen, die dazu notwendig sind, etwas zu erkennen. Die Fähigkeit, alles erkennen zu können, wurde dem Gott der Götter zugeschrieben. Ein größerer Beweis für die Wichtigkeit des Erkennens ist kaum vorstellbar.
Doch wie genau kann man diese Theorie jetzt mit dem Selbst in Verbindung bringen? Was genau lässt sich erkennen, das Aussagen über das Selbst treffen könnte? Wohl doch unsere Handlungen. Unsere Worte sind wenig nützlich. Wie oft ertappen wir uns, bei dem Versuch uns etwas einzureden. Aber Handlungen, Handlungen sind die unverfälschten Äußerungen des Selbst. Ich sehe, was für mich einen Wert hat. Wenn ich erkenne, was ich sehe, kann ich erkennen, was einen Wert für mich hat. Dasselbe Prinzip lässt sich bei unseren Handlungen anwenden. Wenn ich meine Handlungen analysiere, kann ich erkennen, was für mich einen Wert hat. Es entsteht eine Form, eine Pyramide von Werten: das „Selbst“. Unsere Handlungen sind anders als unsere Worte ehrlich zu uns. Sie lassen uns erkennen, welche Werte man schätzt und welche nicht. Aus diesen Werten wird ein ideales Bild von uns erstellt. Dieses Ideal ist unser „Gott“, ob man ihn nun so nennen mag, sei dahingestellt. Doch selbst ein Atheist kann die Existenz dieses Ideals nicht leugnen. Dieses Ideal ist alles, was man sein kann, das „Potenzial“ des „Ich“. Das „Ich“ ist alles, was man war und ist. Jenes Konzept wurde bereits von dem großen Schweizer Psychoanalytiker C.G. Jung zu Papier gebracht. Das „Ich“ in Kombination mit dem „Potenzial“ wird zum Selbst. Also ist Selbsterkenntnis anders als Selbstbewusstsein, ein Prozess über die Zeit anstatt die Beschreibung von dem Bewusstsein des „Ich“ in einem bestimmten Moment. Ich stelle mir dieses Konzept folgendermaßen vor:
Das „Ich“ bewegt sich, über die Zeit, auf einer Linie. Durch unsere Handlungen beeinflussen wir, ob sich das „Ich“ unserem „Gott“ annähert oder entfernt. Handeln wir in Übereinstimmung mit unseren Werten, die unseren „Gott“ charakterisieren, so nähern wir uns ihm an. Tun wir dies nicht, entfernen wir uns wieder. Nun stellt sich allerdings die Frage, „Wohin man sich entfernt?“
Der „Schatten“. Der „Schatten“ ist ebenfalls ein Konzept von C.G Jung und in der Wichtigkeit seiner Entdeckung nicht zu überschätzen. Menschen sind zu Unmenschlichem fähig, niemand bestreitet das. Dennoch mag jeder von sich glauben, selbst in den unmenschlichsten Verhältnissen ein Leuchtfeuer des „Guten“ zu sein. Dabei gibt es keinen Grund anzunehmen, nicht selbst zu Unmenschlichem fähig zu sein. Jeder Mensch hat einen „Schatten“, die grauenhaften, unmenschlichen und bösartigen Verlangen liegen in unserer Natur. Nur weil man dieses Verlangen nicht verspürt, heißt es nicht, dass es nicht existiert. Vielleicht war man nur nie in einer Situation, wo es einen Nachteil gebracht hätte, „gut“ zu handeln. Von Terenz, einem römischen Dichter, stammen die Worte, „Ich bin ein Mensch. Nichts Menschliches ist mir fremd.“ Ich habe lange gebraucht um zu verstehen, was genau damit gemeint ist, aber ich glaube ich konnte den Gedanken zumindest für mich präzisieren. Was ist das Grausamste, das ich mir als Zustand vorstellen kann? Wenn ich mir die Geschichte anschaue, ist das 20. Jahrhundert geprägt von Grausamkeit. Doch wie kommt ein Mensch dazu, unschuldige Mitmenschen zu foltern und hinzurichten, wie es in den NS-Konzentrationslagern sowie den sowjetischen Gulags geschah? Waren jene Aufseher einfach von Geburt an schlechtere Menschen? Nein, diese Antwort ist zu naiv um wahr zu sein. Jedoch ist es so abstrakt, sich selbst als Aufseher vorzustellen. Alles ist eine Frage der Perspektive. Natürlich fällt es mir leicht, diese Vorstellung als realitätsfern abzustempeln, aber doch nur, weil meine Realität eine andere ist. Ich bin durch meine Lebensstandards nicht in einer Position, jene Handlungen zu erwägen. Doch jetzt stellen Sie sich vor, Sie hätten gerade den Terror des ersten Weltkrieges in den Gräben erlebt. Sie sind traumatisiert, sie sind arbeitslos und ohne Geld. Ihre Familie muss unglaublichen Hunger leiden. Frust staut sich in Ihnen auf und entwickelt sich zu Wut. Sie fangen an, ihren „Schatten“ auszuleben und merken, wie sich ihr Leben für sie zum Besseren entwickelt. Jedoch geschieht dies nur relativ, da sich ihr Leben nicht wirklich verbessert. Das Einzige, was durch dieses Verhalten erreicht wird, ist, dass Sie ihre Position des Leidens mit jemand anderem getauscht haben, indem sie ihm größeres Leid zufügen.
Jeder, der immer noch abstreitet, einen „Schatten“ zu besitzen, ist entweder nicht ehrlich zu sich oder naiv. Es als Naivität abzutun, wird der Sache allerdings nicht gerecht. Wenn wir zurück auf unser Konstrukt des „Selbst“ blicken, haben wir geklärt, dass oberhalb des „Ich“ unser „Gott“ liegt und unterhalb der „Schatten“. Wenn Sie aber dem „Schatten“ die Existenz verleugnen, kann dies verheerende Konsequenzen mit sich ziehen. Zu glauben, dass jeder Mensch nach dem „Guten“ strebt, haben wir bereits als Irrtum identifiziert. Nur weil man sagt, es gibt etwas nicht, verschwindet es nicht. Das heißt, wenn sich das grauenhafte Element des „Selbst“ veräußert, wird es Sie traumatisieren. Sie haben in ihrer Wertestruktur des „Selbst“ keinen Platz für jene Handlungen. Es wird ihr Fundament des „Selbst“ in seinen Grundfesten erschüttern, wenn nicht sogar zum Einsturz bringen. Damit so etwas allerdings nicht passiert, bedarf es keiner Verteuflung sondern einer Integration des „Schattens“. Ich muss mir in meinen Handlungen bewusst sein, zu welchem Schrecken ich in der Lage bin. Dass ich meine Realität zur „Hölle auf Erden“ machen kann. Ich muss mir überlegen, wie würde mein Leben in fünf Jahren aussehen, wenn ich meine Mitmenschen ausnutze, belüge und betrüge. Wenn ich am Ende die Entscheidung treffe, mich jenem Verlangen nicht hinzugeben, habe ich meinen „Schatten“ integriert.
Doch wie bringt man die Idee des „Erkennens“, also das Bewusstwerden der intrinsischen Werte und das „Selbst“, mit seiner pyramidenartigen Struktur des „Gott“ im Himmel und des „Schattens“ in der Hölle mit dem „Ich“ dazwischen, zusammen? Wie kommt man von dort auf „Selbsterkenntnis“? Klar ist, zu „Selbsterkenntnis“ gehört jenes Erkennen des „Selbst“, das heißt, man erkennt seine eigene Wertestruktur. Doch „Selbsterkenntnis“ ist mehr. Immerhin beschreibt es einen Prozess über Zeit, also die Verschiebung des „Ich“ nach oben oder unten. Doch durch die Integration des „Schatten“ entsteht das Bild einer nicht erstrebenswerten Zukunft und ermöglicht die Chance auf Veränderung. Welcher weitere Gedankenschritt kann auf die „Chance zur Veränderung“ folgen?
Man kann die Motivation von Ratten messen, indem man sie an einen Strick bindet und auf etwas Begehrtes zurennen lässt. Eine hungrige Ratte wird mit Kraft x an dem Seil ziehen, wenn sie auf ein Stück Käse zuläuft. Sprüht man in das Gehege nur die Duftnote einer Katze, probiert die Ratte der Katze zu entkommen und zieht ebenfalls mit Kraft x an dem Seil. Die Ratte ist also motiviert, einen bestimmten Zustand (Sattsein) zu erreichen und einem bestimmten Zustand zu entkommen (Tod). Die Ratte zieht jeweils mit einem x am Seil, doch addiert man beide Zustände wird die Ratte mit zwei x an dem Seil ziehen. Sie ist also doppelt so motiviert. Dies ist natürlich nur eine Metapher für die eigene „Selbsterkenntnis“. Erkenne ich meinen Käse, also mein erstrebenswertes Ziel, bin ich motiviert, jenes zu erreichen. Erkenne ich noch dazu meine Katze, also meinen „Schatten“, bin ich motiviert, ihm zu entkommen. Diese Art von Analyse ermöglicht es, „Selbsterkenntnis“ als Beschreibung der intrinsischen Motivation, ein „gutes“ Leben führen zu wollen, anzusehen. „Selbsterkenntnis“ ermöglicht uns, die Person zu sein, die wir bewundern und immer sein wollten. Durch „Selbsterkenntnis“ wird jedes Individuum zu einer unglaublichen Kraft des „Guten“ in der Welt.
Quellen:
1)Terenz Zitat
https://www.aphorismen.de/zitat/24341
2) C.G. Jung Schatten und Ich
https://de.wikipedia.org/wiki/Schatten_(Archetyp)
3) der unsichtbare Gorilla
http://theinvisiblegorilla.com/gorilla_experiment.html
4) Marduk, Gestalt
5) Entwicklung des Auges
https://de.wikipedia.org/wiki/Augenevolution
Berrin Yetiskin: Nimm dir Zeit für dich selbst!
Berrin unterzieht unsere Gesellschaft einer heftigen psycho-sozialen Kritik. Der Begriff des oberflächlichen Handelns dient ihr als Leitfaden bei der Aufdeckung entindividualisierender, deformierender und krank machender Tendenzen in unserer gnadenlosen Leistungsgesellschaft. Der allgegenwärtige Utilitarismus ignoriert, was unser Leben menschlich, angstfrei und selbstbestimmt machen könnte: die Reflexion auf das eigene Handeln und Wollen. An Kants moralisch definierten Begriff der Selbsterkenntnis knüpft sich Berrins kontrafaktische Hoffnung, dass reflexive „Auszeiten“, die wir so nötig haben, heute noch möglich sind.
Sich von seinen Mitmenschen nicht verstanden fühlen, denken, man würde die gesamte Zeit über ausgeschlossen werden, aus Selbstschutz die Flucht innerhalb der Gesellschaft ergreifen, sich mit genau dieser Gesellschaft nicht mehr identifizieren können, sich einsam fühlen und mit einer gefühlt unendlich großen Leere zurückbleiben – wer von uns kennt nicht mindestens einen dieser Eindrücke, Gedanken und Gefühle?
Wir leben in einem Zeitalter, in dem besonders stark hervorsticht, wie sehr und auch schnell sich unsere Gesellschaft in eine ganz bestimmte Richtung entwickelt. Meiner Meinung nach lässt sich diese ganz bestimmte Richtung durch das oberflächliche Handeln des Menschen kennzeichnen. Dass oberflächliches Handeln und somit auch die Oberflächlichkeit, an sich der Ausdruck von etwas Negativem ist und dass durch die Verwendung dieses Begriffes auch Kritik an unserer heutigen Gesellschaft ausgedrückt wird, ist mir durchaus bewusst. Denn meiner Meinung nach ist es auch vollkommen berechtigt, das heutige Wesen unseres gemeinsamen Miteinanders zu kritisieren. Es ist zum einen berechtigt, diesbezüglich Kritik auszuüben, da das Individuum des Menschen immer mehr in den Hintergrund fällt, an Bedeutung verliert und mit der Zeit so abstrakt wird, dass selbst die Vorstellung seiner Existenz nicht mehr real erscheint. Zum anderen jedoch auch deswegen, da diese beschriebene Tatsache den meisten unserer Mitmenschen nicht einmal auffällt und sie selbst diejenigen sind, die ihrem Individuum einen immer kleineren Wert verleihen.
Menschen, die sich heutzutage aktiv mit dem Sinn des Lebens auseinandersetzen, sich wirklich noch die Zeit dafür nehmen und sich Gedanken darüber machen, sich selbst die Frage stellen, wer sie sind und was genau sie anstreben, aus moralischer sowie menschlicher Sicht als Person und somit auch als Individuum zu sein, werden gefühlt nur noch belächelt und nicht richtig ernst genommen. Ihnen wird gesagt, sie hätten viel zu viel Zeit oder könnten in der Zeit, die sie mit solch unnötigen Gedanken verbringen, so viel an anderen Sachen schaffen, ihre eigentlichen Ziele erreichen und um Einiges produktiver sein. Doch entspricht dies wirklich der Wahrheit? Kann man hierbei wirklich von einer verschwendeten Zeit sprechen? Ist der Mensch produktiver, wenn er seine Ziele pausenlos verfolgt, ohne wirklich darüber nachzudenken und dabei auch keinerlei Reflexion über sein eigenes Machen und Tun zu besitzen? Inwiefern ist es berechtigt, Gedanken über den Sinn des Lebens und über sich selbst als Person als unnötig zu bezeichnen?
Hierbei würde ich zunächst erst einmal gern mit der Beantwortung der letzten Frage beginnen, denn meiner Meinung nach ist es in keiner Weise berechtigt und nachvollziehbar, Gedanken bezüglich des eigenen Handelns und bezüglich des eigenen Seins als unnötig zu bezeichnen. Aus dieser Antwort ergibt sich somit im Grunde genommen auch die Antwort der restlichen Fragen. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass jedem von uns bewusst ist, dass das eigene Handeln und Sein zu reflektieren, sich somit auch in gewissem Maße eine Auszeit zu nehmen, uns alle um Einiges weiterbringen würde und sich dadurch erst wirklich Produktivität und Zielstrebigkeit steigern lassen würden. Wenn es sich hierbei also fast schon um eine Selbstverständlichkeit sowie auch eindeutige Tatsache handelt, ist doch im Grunde genommen die einzige Frage, die einem selbst gestellt werden sollte, die, wieso es denn nicht als solche angesehen und am Ende auch umgesetzt wird, oder?
Unsere heutige Gesellschaft akzeptiert Auszeiten jeglicher Art nicht mehr, sie entsprechen nicht den gewünschten Anforderungen und stellen nach unserem heutigen Verständnis nur noch das persönliche Scheitern dar. „Jung, erfolgreich und glücklich“, dieses Denken erfüllt wiederum den heutigen Anforderungsbereich, wobei auch hervorsticht, dass Erfolg und Glück nur in einer Weise richtig interpretiert sowie verstanden werden können. Man kann nur von einem glücklichen sowie erfolgreichen Leben sprechen, wenn es dem Glück und dem Erfolg der Mehrheit entspricht. Dies wiederum heißt so schnell wie möglich im Leben anzukommen, seine Ziele zu erreichen und den Interessen seiner Mitmenschen entgegenzukommen. Es geht also schon lange nicht mehr darum, sich selbst kennen zu lernen, sich die dafür benötigte Zeit zu nehmen und sich somit auch seiner eigenen Ziele ganz konkret bewusst zu werden. Es geht, so ist es anzunehmen sowie zu beobachten, einzig und allein nur noch darum, mit der begrenzten uns zur Verfügung gestellten Zeit umzugehen, um somit im Prinzip das Unmögliche möglich zu machen. Das Unmögliche möglich machen, beschreibt den vorliegenden Sachverhalt daher auch ziemlich passend sowie treffend, da nicht anders denkbar ist, wie, wenn kaum noch genug Zeit gegeben ist, immer weiter mehr Zeit geschaffen werden soll.
Das Leben innerhalb der Gesellschaft verleitet uns Menschen also dazu, auf unsere Selbsterkenntnis zu verzichten, uns aber dennoch immer weiter sowie stärker dem Druck der extremen Zielstrebigkeit auszusetzen. Es wird von uns erwartet, unsere komplette Kapazität auszunutzen und dabei keinerlei Rücksicht darauf zu nehmen, ob diese vielleicht schon vollkommen aufgebraucht ist. Dasjenige, was am Ende zurückbleibt, macht sich bei uns Menschen dann meistens als „mental health problems“ in Form von Depressionen bemerkbar, welche häufig verbunden sind mit gesellschaftlichem Rückzug und einer gewissen Einsamkeit. Doch auch dies wird von einem großen Teil der Mehrheit nicht weiter beachtet und als nicht relevant angesehen, da es ja nur „bloße Kopfsache“ sei und man sich das meiste somit auch eigentlich nur einbilde. Dass es sich hierbei um besonders starke sowie wichtige Warnsignale handelt, die darauf aufmerksam machen sollen, dass innerhalb des gesellschaftlichen Systems etwas nicht wirklich seiner Richtigkeit entspricht, wird ganz und gar außer Betracht gelassen, was so gesehen im Endeffekt auch für eine gewisse Ironie sorgt. Der Grund, weshalb ich hierbei dazu tendiere, genau von solch einer Ironie zu sprechen, ist, dass die meisten Menschen, wenn auch vollkommen unbewusst, auf ihre Selbsterkenntnis sowie Selbstreflexion verzichten, um stets einen Teil der Gesellschaft darstellen zu können und somit auch ihrer Angst vor der Einsamkeit zu entfliehen. Leider scheint es jedoch nur so, als würden sie dieser Einsamkeit entfliehen können, da sie in Wirklichkeit damit bewirken, sich dieser immer weiter zu nähern und sich somit auch innerhalb der Gesellschaft einsam zu fühlen. Dass diese Angst besteht und der Mensch dazu tendiert sowie auch stets bevorzugt, dieser Angst zu entkommen, ist meiner Meinung nach vollkommen nachvollziehbar, da bereits die Evolutionsbiologie zeigt, dass der Mensch dazu veranlagt ist, in Gruppen zu leben und diesen zu folgen, um sich somit auch sein eigenes Überleben sichern zu können. Heutzutage endet dies aber nur noch genau damit, dass der Mensch auf sich selbst als Individuum verzichtet, jegliche Selbsterkenntnis verliert und daher beispielsweise auch nicht einmal bemerkt, die stets gefürchtete Angst gerade durch sein eigenes Verhalten zu verstärken.
Dass dies jedoch keinesfalls so sein sollte, wird unter anderem auch durch die Aussagen und Schriften Immanuel Kants sehr deutlich, welcher sich ebenso zu dieser Thematik äußerte. Denn Kant beschreibt, dass Selbsterkenntnis das oberste Gebot aller Pflichten gegen sich selbst sei und jeder Mensch sich somit selbst erkunden, erforschen sowie ergründen solle und dies nicht nach der physischen Vollkommenheit, sondern nach der moralischen Vollkommenheit des Menschen in Beziehung auf seine Pflicht. Daher bezeichnet er die moralische Selbsterkenntnis auch als den Anfang aller menschlichen Weisheit und setzt diese auch gleich in Verbindung mit dem guten Willen. Der gute Wille ist nach Kant in jedem menschlichen Wesen bereits gegeben, muss sich jedoch erst noch entwickeln und somit auch ausgebaut werden. Diese Entwicklung wird seiner Meinung nach durch die Selbsterkenntnis ermöglicht, welche daher auch als Grundlage gegeben sein muss. Auch Arthur Schopenhauer, ein deutscher Philosoph, Autor und Hochschullehrer, welcher sich selbst auch als Schüler und Vollender Kants sah, fasste die Selbsterkenntnis als die Einsicht in das eigene Wollen zusammen und verlieh dieser somit ebenfalls oberste Priorität. Er war fester Überzeugung, dass ein Mensch wissen müsse, was er will und was er könne, da dieser, ihm zu Folge, erst dann Charakter zeigen werde und auch erst dann Rechtes vollbringen könne.
Bei der Selbsterkenntnis handelt es sich also darum, Erkenntnis über seine eigene Person im Hinblick auf bestimmte Fähigkeiten sowie aber auch Fehler und Defizite zu erlangen. Vielleicht ist auch genau dies der Grund weshalb die Mehrheit der Menschen, bewusst sowie aber auch unbewusst, auf jegliche Art der Selbsterkenntnis verzichtet um somit einer viel größeren Angst zu entkommen, welche wiederum beinhaltet, sich seinen eigenen Fehlern und Defiziten direkt stellen zu müssen. Dass es nichts Einfaches ist, sich seinen eigenen Fehlern und Mängeln zu stellen und des Öfteren auch viel Überwindung sowie Mut benötigt, ist nichts großartig Neues. Jedoch ist es äußerst fragwürdig, ob dies Grund genug dafür ist, somit auch auf einen Teil seiner eigenen Freiheit zu verzichten und sich selbst stattdessen einem auf Oberflächlichkeit beruhenden gesellschaftlichen System zu überlassen. Denn die Selbsterkenntnis stellt das Sprungbrett der Freiheit dar, da der Mensch nur wirklich frei sein kann, wenn er sich selbst zunächst einmal erforscht hat. Auch die alten Griechen begriffen, dass diese Art des Kennenlernens der eigenen Person zu einem Persönlichkeit bildenden und Persönlichkeit schaffenden Element wird.
Was also bleibt uns Menschen am Ende wenn wir vor lauter Angst, welcher wir uns zu stellen fürchten, die Flucht ergreifen und somit auf das Wertvollste unseres eigenen Wesens, auf uns als Individuum, verzichten? – Nichts. Wir Menschen nehmen uns somit selbstständig unsere Freiheit weg und verstärken unsere gedanklichen Hindernisse, mit der eigentlichen Intention, alles einfacher und bequemer zu machen. Doch genau dieser Drang nach Bequemlichkeit ist es, was den Menschen ständig dazu verleitet, in einem Trugbild seines Eigenen zu leben ohne es dabei in irgendeiner Weise zu bemerken. Anstatt ständig vor Ängsten wie der Einsamkeit zu flüchten und sich somit Trugbildern wie der Oberflächlichkeit zu überlassen, ist es meiner Meinung nach sinnvoller, sich die Zeit, die nicht gegeben ist, zu schaffen und somit das Unmögliche möglich zu machen, jedoch dieses Mal ganz allein für sich selbst und für niemand anderen.
Erforsche dich selbst, lerne dich selbst kennen, fliehe nicht vor deinen Ängsten, stelle dich ihnen und lass dich nicht von der Mehrheit bestimmen und charakterisieren, nehme dir Zeit für dich, definiere dir selbst die Begriffe Glück und Erfolg im Leben und zu guter Letzt, nicht zu vergessen, WERDE, DER DU BIST!
Quellen:
https://www.textlog.de/32611.html
https://www.google.com/search?client=firefox-b-ab&q=Schopenhauer
http://www.philosophische-praxis.at/selbsterkenntnis.html
Die Ausschreibung
Ausschreibung und Einladung zum
8. HCG-Philo-Wettbewerb
Selbsterkenntnis
Liebe Schülerinnen und Schüler,
der am 17.11.2011 erstmalig ausgeschriebene „HCG-Philo“-Wettbewerb möchte Themen, Reflexionsformen und Produktarten fördern, die im Lehrplan des Philosophie-Unterrichts nicht oder selten vorkommen, dennoch von philosophischer Bedeutung sind. So sollen bevorzugt Themen bearbeitet werden, die entweder sehr aktuell sind, z.B. Atomkraft, oder im Interessenshorizont vieler Schülerinnen und Schüler liegen, z.B. Computer. Zu erstellende Produktarten sollen nicht die im Regelunterricht geforderten Standardformen von Analyse, Interpretation und Erörterung sein, sondern freiere Formen, etwa Kritik, Kommentar, Essay, Entgegnung, Dialog, Meditation, Brief, E-Mail, Blog, Gutachten, Bildreflexion etc.; Thema und Produktart werden jährlich geändert.
In jedem Fall aber soll die euch gestellte Aufgabe mit den Mitteln philosophischer Reflexion bearbeitet werden. Darin liegt ein direkter Unterrichtsbezug, aber z.B. auch die Chance, Gelerntes auf ein lebensnahes Phänomen anzuwenden, ein mögliches Thema für die 5. PK im Abitur vorzubereiten oder eine Studienarbeit im informationstechnischen Format zu erproben.
Buchpreise werden dankenswerterweise vom Förderverein des HCG gestiftet.
Ausschreibungstermin soll jedes Jahr der UNESCO-Welttag der Philosophie sein, zu dem 2002 der dritte Donnerstag im November erklärt wurde. Einsendeschluss ist immer der 12. Februar, Kants Todestag. Dieser Zeitraum hat für euch den Vorteil, dass er erstens die Weihnachtferien, meistens auch die Winterferien, einbezieht, und zweitens für die Abiturienten noch nicht zu spät liegt.
Die Bekanntgabe und Veröffentlichung des Gewinner/innen-Produkts soll am 22. April, Kants Geburtstag, erfolgen. Urkunden und Preise könnten dann zum Schuljahresende, für die Abiturienten auf der Abschlussfeier, überreicht werden.
Ausschreibung des Themas und Sichtung eingegangener Arbeiten liegt in meinen Händen, die Bewertung erfolgt per Mehrheitsentscheidung durch die Philosophie-Lehrer und den Förderverein.
So, und hier ist nun eure Aufgabe für den 8. HCO-Philo-Wettbewerb 2018/19:
Schreibe einen philosophischen Essay zum Thema: „Selbsterkenntnis“
Erläuterung: Gewünscht ist eine philosophische Reflexion zu den Fragen: Was ist Selbsterkenntnis? Wie unterscheidet sie sich von Selbstbewusstsein, Selbsterfahrung, Selbstbesinnung, Selbstkritik, Selbstgefühl, Selbsteinschätzung, Selbstvertrauen, Selbstverständnis, Selbstreflexion oder Selbstverwirklichung? Kann ich mich überhaupt selber erkennen, so wie ich einen Gegenstand oder eine andere Person erkennen kann? Und wenn ja, wie ist das möglich? Etwa, indem ich mir einen Spiegel vorhalte?
Zur Erinnerung: „Erkenne dich selbst!“ lautete die Forderung am Eingangsportal des Tempels zum antiken Orakel von Delphi. Seither haben Philosophen diese Forderung immer wieder an die Menschen gerichtet. Welche Bedeutung hat Selbsterkenntnis heute noch? Welchen theoretischen und/oder praktischen Wert besitzt sie für uns? Und mit welchen im weitesten Sinne philosophischen, psychologischen, neurowissenschaftlichen, sprachlichen, meditativen, psychoanalytischen oder sonstigen Mitteln kann sie realisiert werden? Dies alles sind nur Beispiele für Fragen, die hier passend gestellt werden könnten.
Was ist nun dein Konzept von Selbsterkenntnis? Du kannst frei und auch persönlich über die Frage nachdenken. Philosophisch wird dein Text dadurch, dass du Selbsterkenntnis in grundsätzlichen Gedanken, Argumenten oder Betrachtungen reflektierst, sie z.B. unter ethischen, anthropologischen, erkenntnistheoretischen, sozialphilosophischen, wissenschaftstheoretischen oder sprachphilosophischen Gesichtspunkten beantwortest.
Dein Text soll maximal 4 computergeschriebene Seiten umfassen, Schrift-Format: Times New Roman, Größe 12, 3 Zentimeter Rand, einzeilig. Im Kopf der Arbeit sind der volle Name und die Jahrgangsstufe anzugeben; am Ende des Essays soll die Erklärung stehen: Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen benutzt habe. (Unterschrift)
Sende deinen Text bitte in einem Word- oder rtf-Format abgespeichert an: Muellermozart@hcog.de
Die Bewertungskriterien für die eingesandten Texte sind:
1. Themenbezogenheit
2. Philosophisches (nicht fachwissenschaftliches) Verständnis des Themas
3. Argumentative Überzeugungskraft
4. Stimmigkeit und Folgerichtigkeit
5. Originalität.
Und nun viel Spaß beim Schreiben eines Essays zum Thema „Selbsterkenntnis“!
Herzlicher Gruß,
Dr. Ulrich Müller (Fachleiter für Ethik/Philosophie)
Hier noch mal das Wichtigste in Kürze:
8. HCG-Philo-Wettbewerb 2018/19
Ausschreibung: Am 15.11.2018, dem UNESCO-Welttag der Philosophie (jeweils am 3. Donnerstag im Monat November)
Teilnahmeberechtigt: Die Oberstufe und alle 10. Klassen
Aufgabe: Das Schreiben eines philosophischen Essays zum Thema „Selbsterkenntnis“.
Format: Computergeschriebener Text; maximal 4 Seiten; Schriftart: Times New Roman in Größe 12, 3 Zentimeter Rand, einzeilig; im Kopf der Arbeit: Name und Jahrgangsstufe; am Ende des Textes die Erklärung: Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen benutzt habe. (Unterschrift)
Einsendeschluss: Am 12.02.2019 (Kants Todestag)
Adresse: Muellermozart@hcog.de
Gewinner/in: Am 22.04.2019 (Kants Geburtstag und dieses Mal auch Ostermontag)
Preis: Bücher und Urkunden für die drei besten Texte.
PHILO Preis
HCG
SOPHIE
Herzlichen Glückwunsch!
22.04.2018: Königsberg meldet Entscheidung!
1. Preis: Berrin Yetiskin (2. Semester)
2. Preis: Hannah Vehse (2. Semester)
3. Preis: Sophia Brandt (2. Semester)
Philos und seine Freunde, allen voran Herr Rußbült und die Philosophie-Lehrer*innen des HCG, gratulieren ganz herzlich!
Die Preisverleihung wird am Mittwoch, den 04.07.2018, dem letzten Schultag vor den Sommerferien, erfolgen. Die prämierten Texte sollen hier demnächst zusammen mit einem Foto veröffentlicht werden.
Ich bedanke mich vielmals bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die gedankenreichen und anregenden Texte. Bis zur Ausschreibung des 8. HCO-Philo-Wettbewerbs am 15.11.2018, dem UNESCO-Welttag der Philosophie!
Dr. Ulrich Müller Berlin, den 22.04.2018
Berrin Yetiskin, 1. Preis:
Welche ethischen Werte sollten von einer Schule gefördert werden?
Dass Kritik am deutschen Schulsystem geäußert wird, ist nichts Neues, denn immer
wieder werden in den Medien und auch generell in der Gesellschaft Mängel bezüglich
der Bildungssysteme zum Vorschein gebracht und diskutiert. Diese kritischen
Diskussionen lassen sich oft durch die Uneinigkeit bezüglich des föderalen Systems, die
unzureichende Vorbereitung auf das spätere Leben sowie aber auch durch die fehlenden
Möglichkeiten und Mittel zur Individualitätsentwicklung der Schüler kennzeichnen. Des
Letzteren wird zudem oft angemerkt, dass daher eine Förderung der Talente kaum
vorzufinden ist, stattdessen aber immer stärker die Abhängigkeit der Anerkennung von
guten Noten in den Vordergrund rückt. Daher ist die Frage, weshalb die Motivation der
Schüler von Jahr zu Jahr abnimmt auch recht überflüssig, da ein von Stress geprägter
Schulalltag, der im Endeffekt nur daraus besteht mit guten Noten zu überzeugen und
aufzufallen, nicht wirklich als etwas sehr ansprechendes von den meisten Schülern
wahrgenommen wird.
Interessant ist jedoch der Vergleich von Kindern, die kurz vor ihrer Einschulung stehen
sowie aber auch bereits die Grundschule besuchen, mit Jugendlichen während der
Mittel – und Oberstufe. Denn kleine Kinder haben eine viel größere Freude am Lernen,
wohingegen Jugendliche ihre Ferien und somit die Erlösung vom ganzen Stress kaum
noch abwarten können. Der Grund für diese Einstellung und im Endeffekt auch für
dieses Verhalten ist, dass kleine Kinder nicht allein nach erbrachten Leistungen bewertet
werden und der Konkurrenzkampf unter ihnen auch noch nicht so stark bis kaum
ausgeprägt ist. Sie werden viel öfter gelobt als ältere Schüler und die Anerkennung wird
bei ihnen nicht erzwungen sondern ergibt sich durch ihre Handlungsweisen sowie
Vorlieben.
Es ist natürlich in gewisser Weise auch vollkommen berechtigt, dass Oberstufenschüler
nicht wie Grundschulschüler bewertet werden, jedoch stellt dies nicht den Grund dafür
dar, sich nur auf die benoteten Leistungen eines Schülers zu beschränken, zudem diese
auch kaum etwas über den Charakter oder die Person selbst sowie über ihre
vorhandenen Kompetenzen aussagen. Denn dies führt nur zu einer gewissen
Oberflächlichkeit, aus dieser wiederum die Demotivation resultiert. Wenn zudem auch
bedacht werden sollte, dass die Jahre in der Oberstufe mit Abstand die wichtigsten sind
und genau hier eigentlich die meiste Motivation benötigt wird, fällt schnell auf, dass es
im Grunde viel an dem zurzeit vorhandenem Schulsystem zu verändern gäbe.
Denn der wesentliche Unterschied zwischen Grundschulen und Oberschulen ist, dass
ethische Werte in Grundschulen weitaus mehr gefördert werden, als in Oberschulen.
Dies bedeutet also, dass die Förderung von ethischen Werten verlangt sowie
durchgesetzt werden sollte um solch eine Verbesserung sowie Veränderung zu erreichen.
Denn somit würde den Schülern auch eine weitaus bessere Vorbereitung auf das spätere
Leben geboten werden, die von vielen Kritikern immer wieder gefordert wird.
Doch bevor ich konkrete ethische Werte, die meiner Meinung nach zukünftig einen
aktiven sowie großen Teil des Schulsystems darstellen sollten, nennen werde, möchte
ich zunächst den Begriff „Werte“ bezüglich der Ethik klären. Denn in der Ethik werden
Werte als Orientierungsmuster bezeichnet, die als eine allgemeine Zielorientierung
dienen sollen und von Menschen im unterschiedlichen Maße erstrebt oder auch
geschätzt werden. Ein weiterer Begriff, der bezüglich der Werte einen wichtige Rolle
spielt, ist „Norm“. Denn zwischen Normen und Werten besteht ein enger
Zusammenhang. Daher können Normen Werten beispielsweise als eine Art
Handlungsregel zugeordnet werden. Trotzdem sollte jedoch nicht vergessen werden,
dass sich beide Begriffe auf jeweils unterschiedlichen Ebenen befinden. Denn Normen
sind allgemeine Handlungsvorschriften und ermöglichen daher auch eine konkrete
Handlungsorientierung in bestimmten Situationen. Sie drücken aus, ob eine Handlung
geboten, erlaubt oder verboten ist und haben zudem auch noch die Funktion, die
allgemeinen Werte zu konkretisieren. Aus diesem Grund werden sie auch als Werte „in
kleiner Münze“ bezeichnet. Um den Zusammenhang zwischen Werten und Normen
genauer verdeutlichen zu können, möchte ich ein kleines Beispiel anführen und dies
anhand des Wertes „Gerechtigkeit“. Dieser Wert gibt das Ziel an, welches erreicht sowie
bereitgestellt werden soll und besitzt wiederum auch eine dazugehörige Norm, die
entsprechend zugeordnet werden kann. Die Norm gibt an auf was das Handeln
abgestimmt werden soll und würde in diesem Fall wie folgt lauten: „Handle und
verhalte dich gerecht!“.
Kulturen und ihre Leitbilder kommen zum größten Teil auch nur durch Werte zu Stande,
denn diese stellen ihr Gerüst und somit auch das einer Gemeinschaft dar, da sie für die
Sicherung des benötigten Zusammenhalts sorgen. Hier wiederum spiegelt sich auch ein
enger Zusammenhang zu Schulen und somit auch zur Bildung wieder, da diese ebenfalls
einer der wichtigsten Kulturgüter eines Landes darstellen und zudem auch das Mittel
zur Weiterleitung von Leitkulturen sind.
Schulen haben einen großen Einfluss auf die sich entwickelnde Sichtweise der nächsten
Generationen sowie auf deren gesellschaftliches Verhalten. Daher ist meine Frage nun,
wie zwei Bereiche unserer Gesellschaft, die mehrere Gemeinsamkeiten besitzen und
zudem auch noch beide jeweils eine große Bedeutung aufweisen, doch so abgespalten
und getrennt voneinander gestaltet werden können.
Bevor ich jedoch diese Frage beantworte, komme ich zunächst einmal wieder auf die
Ausgangsfrage, welche ethischen Werte denn nun von Schulen gefördert werden sollten,
zurück. Hierfür habe ich mich auf die meiner Meinung nach sechs wichtigsten Werte
beschränkt und werde diese nun vorstellen. Beginnen würde ich gerne mit dem Wert
Gerechtigkeit, der in dem obigen Beispiel bereits angeführt wurde. Sich gegenüber
seinen Mitschülern gerecht zu verhalten ist eigentlich so gut wie selbstverständlich,
doch diese Selbstverständlichkeit wird im Schulalltag des öfteren auf die Probe gestellt.
Denn wer kennt sie nicht, die Geschichten über Mobbing in der Schule und die
Mitläufer, die sich aufgrund des Gruppenzwangs bei der ganzen Sache beteiligt haben.
Schüler, die sich in solchen Situationen jedoch immer die Gerechtigkeit als Ziel setzen
und sich dementsprechend auch verhalten, sollten daher gefördert sowie deutlich stärker
anerkannt werden. Denn sich gegen eine Gruppe, die zudem auch meistens noch den
eigenen Freundeskreis darstellt, zu positionieren und sich somit in der entsprechenden
Situation ethisch korrekt zu verhalten, ist schwer und erfordert sehr viel Mut sowie
Überwindung. Doch es sagt auch viel über die Person selbst aus und ist, meiner
Meinung nach viel wertvoller für das spätere Leben als beispielsweise manch andere
Dinge, die einem in der Schule beigebracht werden. Denn ein auf Gerechtigkeit
ausgerichtetes Handeln sichert auch den Zusammenhalt einer Gesellschaft in schweren
Zeiten, in schweren Zeiten die bereits jetzt schon zu erkennen sind und von
Rechtspopulismus und der Bildung von immer größer werdendem Hass geprägt werden,
gemeint sind damit also gesellschaftliche Konflikte. Die nächsten Generationen sollten
auf diese vorbereitet werden und gerechtes und ungerechtes Handeln ohne Probleme
voneinander unterscheiden können, sodass sie die Garantie für die Weiterleitung einer
auf Gerechtigkeit abgestimmten Leitkultur bilden.
Ein weiterer ethischer Wert der meiner Meinung nach von Schulen gefördert werden
sollte, ist die Verantwortung. Ein verantwortungsbewusstes Verhalten ist genauso wie
das stets auf Gerechtigkeit abgestimmte Verhalten nicht immer selbstverständlich. Doch
sich seiner eigenen Verantwortung bewusst zu sein und zu werden ist mehr als wichtig.
Dies gilt nicht nur für den Schulalltag, in dem beispielsweise eine produktive
Ergebnissicherung auch größtenteils nur von einer verantwortungsbewussten
Arbeitsphase abhängig ist, sondern auch für das spätere Leben in einer Gesellschaft.
Denn die Menschheit befindet sich gerade in einem mehr oder weniger aufgeklärten
Zeitalter. Es kann jedoch mit Sicherheit noch nicht von einer endgültig aufgeklärten
Gesellschaft gesprochen werden, da sich die meisten Menschen der Verantwortung
bezüglich ihrer Äußerungen in der Öffentlichkeit, beispielsweise zu politischen
Themen, sowie aber auch bezüglich ihrer Entscheidungen, die unter anderem auch die
Öffentlichkeit betreffen, wie beispielsweise die Bundestagswahlen in Deutschland, nicht
bewusst sind und diese nicht ernst genug nehmen. Hierbei spielt Kant wiederum auch
eine entscheidende Rolle, da er derjenige war, der die Aufklärung definierte und auch
verdeutlichte, dass diese, wie sie von ihm beschrieben wurde, nur möglich ist, wenn
sich jede Person der Verantwortung seines Handelns und der Verantwortung der
öffentlichen Rede bewusst ist. Um genau dies zu ermöglichen, sollte das
Verantwortungsbewusstsein der Schüler auch in der Schule gefördert werden, sodass
erstens eine erweiterte Denkungsart, welche auch von Kant erstrebt wurde, erreicht
wird und damit zweitens am Ende auch von einer richtigen Aufklärung gesprochen
werden kann.
Die Kreativität ist ein weiterer ethischer Wert, der meiner Meinung nach auch von
Schulen gefördert werden sollte und zudem auch noch viele wichtige Grundsteine für
die Individualitätsentwicklung eines Schülers bietet. Denn eine Förderung der
Kreativität bedeutet zugleich auch eine Förderung der Vielfalt in den kommenden
Generationen, welches wiederum einer der wichtigsten Voraussetzungen für die
Weiterentwicklung einer Gesellschaft ist. Zudem wird dadurch auch der Schulalltag viel
bunter gestaltet und für die Schüler ansprechender, da sie dann die Möglichkeit erhalten
ihre Ideen aktiv umzusetzen. Es wird somit also auch für Vielfalt in Schulen gesorgt.
Doch Vielfalt funktioniert nur, wenn auch Toleranz vorhanden ist.
Daher ist Toleranz der nächste ethische Wert der meiner meiner Meinung nach ebenfalls
von Schulen gefördert werden sollte. Denn ein tolerantes Verhalten untereinander lässt
die Vielfalt in einer Gesellschaft und somit auch im einfachen Alltag erst zu. Ein
Schulalltag beispielsweise ohne Toleranz würde auch nicht richtig funktionieren, da
jeder Schüler dazu verpflichtet ist seine Mitschüler zu akzeptieren und zu respektieren,
unabhängig von Kultur, Religion und Hautfarbe. Diese Handlungsorientierung ist für
die Zukunft der Schüler von großer Bedeutung und legt die Grundsteine für den
Zusammenhalt einer Gesellschaft. Es prägt ihre Sichtweise auf verschiedene
Menschengruppen, welche aber auch sehr leicht zu manipulieren ist, wie leicht genau,
beweisen die Reden der Rechtspopulisten, die leider immer wieder großen Zuspruch
von Bürgern erhalten. Eine Förderung von Toleranz beispielsweise, soll unter anderem
diesen Zuspruch senken und die Gesellschaft auf den Umgang mit solchen Gefahren,
wie die des Rechtspopulismus‘, vorbereiten.
Ein weiterer Wert, dem eine Förderung der Schulen zugesprochen werden sollte, ist das
Interesse aus dem dann im Endeffekt das Engagement folgt. Es ist wichtig das Interesse
von Schülern anzuerkennen und diesem entgegenzukommen. Das Zeigen von Interesse
sollte einen viel höheren Stellenwert bei der Benotung der Schüler einnehmen, da sie
dadurch auch zum Mitmachen und Lernen ermutigt sowie motiviert werden.
Doch sie bekommen dadurch auch die Möglichkeit ihre eigenen Interessen zum
Vorschein zu bringen und diese auch umzusetzen sowie kreativ auszuleben, was
wiederum eine Verknüpfung von zwei Werten ermöglicht. Zudem werden Schüler
dadurch auch viel weltoffener, da sie lernen sich für neue Dinge zu begeistern und sich
auf diese auch einzulassen. Eine weltoffene nächste Generation ist für mich nur das
einzig vorstellbare, denn eingeschränktes Denken sowie fehlende Begeisterung führt
nur zum Rückgang einer Gesellschaft.
Der letzte hier genannte Wert, der meiner Meinung nach auch unbedingt von Schulen
gefördert werden sollte und unabdingbar ist, ist die Freiheit, welche besagt, dass die
eigenen Rechte von Nichts und Niemandem eingeschränkt werden sollten. Den
Schülern dies stets zu übermitteln und ihnen zu ermöglichen zu jeder Zeit zu ihren
Rechten zu stehen und diese auch zu kennen, ist einer der wichtigsten Aufgaben der
Schulen. Denn sind sich die Schüler ihren Rechten bewusst, wird auch ihr
Selbstbewusstsein gestärkt. Dadurch wird eine aufgeklärte nächste Generation auch
bereits mehr oder weniger sichergestellt, da Schülern nun verdeutlicht wird, dass sie
nicht alles was Ihnen gesagt wird, glauben müssen und sollen und ein Recht auf
Hinterfragung haben.
Nun stellt sich also die Frage wieso all diese ethischen Werte zwar mehr oder weniger
bereits an Schulen dieser Welt vorzufinden sind aber in unterschiedlichem Maße
gefördert werden. Die unterschiedliche Förderung liegt daran, dass Werte von
Menschen in unterschiedlichem Maße geschätzt sowie erstrebt werden und sich somit je
nach Menschen – oder besser gesagt Gesellschaftsgruppen an die jeweiligen
Bildungssysteme anpassen. Da diese verschiedenen Gesellschaften aber auch immer
einer Führung unterstehen, könnte genauso gut auch gesagt werden, dass sich die
Miteinbindung und somit auch Förderung von ethischen Werten in Schulen in vielen
Fällen auch durch die Abhängigkeit der Interessen des Staates kennzeichnen lassen.
Das bedeutet also das viele Regierungen, welche meistens auf kein demokratisches
System zurückzuführen sind, die Förderung von ethischen Werten in ihren Schulen stark
an ihre Sichtweise und kulturelle Überzeugung anpassen und sich somit ihre
Machterhaltung sichern. Denn eine weltoffene und sich ihren Rechten stets bewusste
Gesellschaft ist schwieriger zu kontrollieren und bringt auch deutlich mehr Gefahren
mit sich als eine sich kaum widersetzende und wehrende Gesellschaft, weswegen auch
immer wieder eine Trennung von ethischen Werten und Bildung vorzufinden ist.
Diese Denkweise ist natürlich ziemlich breit gefasst und bezieht sich nicht mehr nur auf
Deutschland. Denn wenn nun wieder auf deutsche Schulen und auf die deutsche
Regierung geblickt werden sollte, die wiederum auf ein demokratisches System
zurückzuführen ist, kann abschließend gesagt werden, dass durch eine Förderung von
den oben genannten Werten, Gerechtigkeit, Verantwortung, Kreativität/Vielfalt,
Toleranz, Interesse sowie Freiheit nicht nur die Individualitätsentwicklung der Schüler
begünstigt sowie erst ermöglicht wird, sondern der Schulalltag dadurch auch generell
um einiges bunter gestaltet wird und somit auch die älteren Schüler wieder zum Lernen
motiviert werden. Zudem kann somit auch in Zukunft der Zusammenhalt der
Gesellschaft sichergestellt werden, da gesellschaftliche Konflikte nicht mehr für all zu
große Hindernisse sowie Probleme sorgen würden.
Zusammenfassend kann ich also sagen, dass eine Förderung dieser Werte nicht nur zu
einer Verbesserung des Schullebens führen würde sondern auch das spätere Leben der
Schüler positiv beeinflussen würde, da dadurch die Erhaltung einer friedlichen sowie
einer nach Kant richtig aufgeklärten Gesellschaft sichergestellt wäre.
Hannah Vehse, 2. Preis:
Welche ethischen Werte sollten in einer Schule gefördert werden?
Als mein Bruder von seinem ersten Schultag nach Hause kam, bat ich ihn, mit mir Schule zu spielen. Er sollte mir zeigen, was er erlebt hatte, wie der Unterricht aussah. Er sagte nein, er wollte nicht. Ich bat ihn nochmal und nochmal, bis er schließlich zustimmte. Ich hatte eine große Tafel in meinem Zimmer und ein Stück Kreide, das er nahm und damit eine Zahl an die Tafel schrieb und mir erklärte. Ich war fasziniert und wusste sofort, ich wollte Lehrerin werden. Und das möchte ich noch immer.
Wenn ich daran denke, wie mein späteres Leben aussehen wird, dann sehe ich mich vor einer Klasse stehend, und die Schüler sehen mich an und ich schreibe etwas an die Tafel, wie Jannis es getan hatte, und die Sonne scheint in den Raum und erfüllt ihn mit einer zauberhaften Stimmung, in der man sich ganz leicht fühlt und in der alles geht. In meiner Vorstellung bin ich natürlich die tollste Lehrerin der Welt, und wenn ich die Schule mal verlassen sollte, dann laufen die Schüler mir nach, wie in einem Film, den ich als kleines Mädchen mal gesehen habe. Und doch ist mir klar, dass es so niemals sein wird, dass die Sonne nur an wenigen Tagen so scheint, und dass nicht alle Schüler begeistert bei mir sein werden. Einige vielleicht sogar die meisten, werden aus dem Fenster sehen oder sich gegenseitig an, und vielleicht gar nicht auf das achten, was ich gerade mache.
Ich weiß, dass es so sein kann, aber ich will es mir nicht vorstellen, weil der Traum dann einfach kein Traum mehr wäre. Und vielleicht könnte ich es ja schaffen, die Schüler so zu verzaubern, wie die Sonne mich verzaubern soll. Aber wie? Ich müsste sie packen, müsste sie entflammen und das banalste Thema zu einem machen, von dem sie immer mehr erfahren wollen. Ich hätte da auch schon ein paar Ideen. Aber ich vergesse dabei, dass es in der Schule nicht nur um Wissen geht. Es geht auch nicht nur darum, eine schöne Zeit zu verbringen, aus der man nichts als Freunde mitnimmt. Es geht darum, aus kleinen Menschen große zu machen. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wie ich dachte, bevor ich in die Schule kam. Wenn ich mich in einer Situation befinde, ganz gleich in welcher, dann wüsste ich nicht, wie ich mich mit vier Jahren entschieden hätte. Die Schule hat mich zu einem Menschen gemacht, der Dinge miteinander verknüpft und zweimal überlegt. Und das, obwohl sie mir nie gesagt hat, dass ich zweimal überlegen soll. Sie hat mir Werte mitgegeben, auf die ich nicht verzichten möchte. Und welche, auf die ich gut verzichten kann. Doch welche Werte möchte ich den Menschen mitgeben, die als kleine Menschen vor mir sitzen werden und durch mich ein kleine bisschen größer werden sollen? Welche Werte kann ich ihnen mit gutem Gewissen überreichen, und welche Werte müssen überreicht werden, um ihnen die Größe zu geben, die sie mal haben sollen, auch wenn ich nicht die sein möchte, die sie ihnen überreicht? Bei welchen Werten wird es überhaupt an mir liegen, sie zu überreichen? Welche ethischen Werte sollten von einer Schule gefördert werden?
In meiner Grundschule hatte ich eine Lehrerin namens Frau Vierhaus. Sie unterrichtete den typischen Grundschul-Religionsunterricht, in dem man Ausmalbilder von biblischen Szenen ausmalt und an seinem Pausenbrot knabbert, während die Lehrerin die zu den Bildern passenden Geschichten vorliest. Natürlich liebte jeder diesen Unterricht – die meisten waren sich nicht einmal sicher, ob man ihn Unterricht nennen könnte. Ich aber liebte den Unterricht, weil ich Frau Vierhaus liebte, diese Frau, die so unsagbar nett und einfach ein guter Mensch war. Und auch wenn ich aus dem vierjährigen Religionsunterricht nur den Text des Vater Unsers und die Namen von Jesus´ Eltern mitgenommen habe, so hat mir diese Lehrerin doch viel mehr mitgegeben: Ich weiß noch, wie wir in den siebten Stunden (ein unverschämt langer Schultag für damalige Verhältnisse) mit Frau Vierhaus dasaßen und müde waren und Frau Vierhaus lächelte uns einfach an und meinte: „Ich weiß, dass ihr einen langen Tag hinter euch habt. Wenn ihr wollt, machen wir jetzt keinen Unterricht mehr.“ Stattdessen hatte sie uns Kekse und Äpfel mitgebracht, die wir alle essen und dabei einfach nur reden durften. Dabei war ihr wichtig, dass alle Stücke Apfel gleich groß waren, dass wir nicht vordrängelten, um an sie zu kommen, und dass wir beim Essen nicht rumtobten und laut waren, da in anderen Räumen noch Unterricht stattfand. Das waren die allerschönsten Stunden, in denen wir keinen Unterricht machten, und doch mehr lernten, als in allen anderen Stunden zusammen. Denn wir lernten etwas fürs Leben. Wir lernten, moralisch zu handeln.
Im Nachhinein ist mir klar, dass ich solche Werte von anderen Lehrern wahrscheinlich nicht so protestlos angenommen hätte. Man nimmt Werte nämlich eher von Personen an, zu denen man eine Bindung hat, sei´s nur, weil man sie sympathisch findet, da man ihnen mehr Vertrauen entgegenbringt als anderen. Bei Menschen hingegen, von denen ich weiß, dass ihre Ansichten nicht mit meinen übereinstimmen, ist man skeptischer, und wenn man sie vielleicht sogar nicht mag, kann es sein, dass man sich aus Überzeugung weigert, deren Werte zu übernehmen, auch wenn sie wohlmöglich vernünftig klingen. Die Lehrer sollten ihren Schülern also ein Vorbild sein und keine reine Autoritätsperson. Nur dann können auch erfolgreich Werte vermittelt werden.
Aber welche? In der Schule lernen die Kinder, ordentlich zu sein und gehorsam, hübsch zu schreiben, malen, singen und sprechen. Und natürlich ist es wichtig als Erwachsener, zu wissen wie man sich sortiert und ein förmliches Schreiben auch förmlich formulieren kann. Dennoch sind Kinder, diese kleinen, unverbogenen und formbaren Menschen, die meiste Zeit des Tages in der Schule, Zeit, in der sie zu dem geformt werden, was sie später mal sein werden. Da ist es auch wichtig, dass die Schule das Vermitteln von Werten unterstützt, deren Vermittlung eigentlich Aufgabe der Eltern ist, sonst ist es, wie Reinhard Mey schrieb: „Die Schule mach sich kleine graue Kinder, blass und brav.“
Um dies zu verhindern gibt es zwei meiner Meinung nach ganz entscheidende und wahre Werte, die jeder Mensch besitzen sollte, da sie ihn zu einem besseren machen: Menschlichkeit und Mut. Dabei geht es nicht um Mut, wie er bei Mutproben abgefragt werden kann, sondern um Mut, für die richtige Sache aufzustehen, sich für andere einzusetzen, und nicht immer nur das zu tun, was die Lehrer sagen, sondern den Mut zu haben, selbst mitzudenken. Das einzige Problem dabei ist, dass ein Lehrer dem Schüler schlecht sagen kann, dass der Schüler nicht alles hinnehmen soll, was der Lehrer sagt, da dieser sonst in seiner Lehrerfunktion sinnlos ist. Aber ich finde es notwendig, dass die Kinder diesen Mut besitzen lernen und auch nicht davor zurückschrecken, ihn zu nutzen, weil sie sich vor Strafen oder einer Verschlechterung der Note fürchten. Es muss Aufgabe der Lehrer sein, Hinterfragungen nicht zu verurteilen, sondern zu unterstützen und zu loben. Generell sollte man an Loben zur rechten Zeit nie sparen, da die Macht eines Lobes oder Kompliments riesig ist und Menschen eine Zeit lang davor bewahrt, der aus den Mengen des Lernstoffs entstehenden Resignation zu verfallen, und sie so für das Empfangen neuer Werte öffnet. Wie Menschlichkeit.
Müsste es nicht die Eigenschaft jedes Menschen sein, menschlich zu sein? Und doch sind einige Menschen, die die Schule verlassen, nicht gerade menschlich zueinander, wenn sie sich gegenseitig bestehlen oder verletzen. Doch was ist Menschlichkeit überhaupt?
Menschlichkeit bedeutet, rational zu denken und alle Motive gegeneinander abzuwägen, gleichzeitig bedeutet es, auf Gefühle einzugehen und auch mal aus dem Bauch heraus zu entscheiden, ein Herz zu haben. Es bedeutet, moralisch zu handeln. Es bedeutet, im Religionsunterricht die Kekse unter allen gerecht aufzuteilen.
Und zwar egal, mit wem man teilen soll. Egal, woher derjenige kommt und egal, welche Ansichten er hat. Dies ist ein weiterer, ganz entscheidender Wert, der ebenso wichtig wie Menschlichkeit und Mut ist: Toleranz. Denn ohne Toleranz wäre das Leben ein einziger Krieg und die ganze Welt das Schlachtfeld. Ohne Toleranz wären wir Irre, die zwar Gefühle und Rationalität besitzen, jedoch diese nicht zu nutzen vermögen würden. Aus diesem Grund muss jedem Menschen, egal wie alt, immer wieder beigebracht werden, dass jeder Mensch seine Würde und somit seinen Wert an sich selbst besitzt, dass jeder Mensch gleich viel wert ist, ganz gleich seiner Hautfarbe oder Religion.
Es gibt verschiedene Strategien, gerade kleinen Kindern im Grundschulalter dies verständlich zu machen. So wäre es möglich, dass beispielsweise die Toleranz gegenüber allen Religionen vermittelt wird, indem die Lehrer sie auch in der Schule ausleben und den Schülern so zeigen, dass jede Religion ihre Daseinsberechtigung im „normalen Leben“ hat und niemals eine verachtet werden sollte. Auf diese Weise könnten die Kinder auch etwas über die Religionen lernen. Die Vergangenheit hat jedoch bewiesen, dass es so nicht funktioniert. Kleine Kinder haben einen Lieblingslehrer, zu dem sie einen stärkeren Bezug haben als zu anderen, ebenso wie sie Eltern haben, von denen sie sich leicht beeinflussen lassen. All diesen Personen vertrauen sie mehr als Lehrern, die sie nicht mögen.
Angenommen also, die Eltern eines Kindes wären Atheisten und würden privat über Christen schimpfen, dann wäre es für das Kind unmöglich, Toleranz zu lernen, wo doch der verhasste Mathelehrer zufälligerweise noch ein überzeugten Katholik ist, welcher nur mit seinem Kreuz um den Hals und der Bibel in der Hand in der Schule auftaucht.
Andererseits könnte ein Schüler, dessen Lieblingslehrer orthodoxer Jude ist und dies auch öffentlich bekundet, nicht mehr objektiv an die Beurteilung der Religionen herangehen. Er wäre voreingenommen. Das Gegenteil von tolerant.
Aber auch für den Lehrer ist die andere Möglichkeit, Toleranz zu vermitteln, geeigneter, denn wie soll es ihm möglich sein, zu unterrichten, wenn die von ihren Eltern beeinflussten Kinder ihn wegen seines Glaubens beschimpfen sollten? Diese andere Möglichkeit ist die momentan geltende, nämlich das Verbot für Lehrer, vor der Klasse ihre eigene Meinung kundzutun oder ein Kopftuch zu tragen. Man könnte zwar dagegen argumentieren, dass so das recht der freien Meinungsäußerung und die Religionsfreiheit missachtet werden. Jedoch sind meiner Meinung nach das berufliche und private Leben voneinander zu trennen, wenn es darum geht, der Zukunft des Landes und der Welt eine objektive Beurteilungsgrundlage zu bieten.
Die Frage ist nur: Wo sind die Grenzen? Ist ein kleines, goldenes Kreuz aus Metall an einer Halskette vielleicht schon zu viel, oder ist es erst das Kopftuch oder die Kippa? Und man kann noch weiter denken: Wann ist jemand nur ein Mensch mit anderen Ansichten, die es zu respektieren oder zumindest tolerieren gilt, und wann ein gefährlicher Verrückter? Es gibt eine Grenze, es muss sie geben, jedoch ist sie schwammig und nicht einsichtbar und ändert sich mit der Zeit.
Hingegen wird sich niemals ändern, dass ein weiterer Wert unbedingt vermittelt werden muss: Respekt. Dieses geht Hand in Hand mit der Menschlichkeit. Ohne diese Werte wären wir Menschen nicht imstande, in einer intakten Gesellschaft zu leben. Wir wären Inseln oder Eisberge, die andere Schiffe rammen und zum Untergehen bringen oder in der Hitze irgendwann schmelzen und mit unserem Wasser andere Inseln überschwemmen. Wir wären nicht mehr menschlich.
Deshalb ist es die Pflicht eines jeden, immer und überall Werte zu vermitteln, und die Welt so hoffentlich zu einem besseren Ort zu machen, egal, wer er ist. Auch wenn man dies nicht tut, so handelt man doch immer nach bestimmten Werten, und allein das ist eine Botschaft. Man muss dann selbst entscheiden, welche Botschaften man annimmt. Das ist es, was die Schule insbesondere fördern sollte und womit man nie, nie aufhören darf: Nachdenken. Dann wird uns ganz von allein klar, dass es tatsächlich so ist, wie Reinhard Mey sagt: „In dieser Welt gehen die wahren Werte uns abhanden.“ Und wenn wir das verstanden haben, dann können wir es ändern.
Wenn ich daran denke, wie mein späteres Leben aussehen wird, dann sehe ich mich vor einer Klasse stehend, und die Schüler sehen mich an und ich schreibe etwas an die Tafel, wie Jannis es getan hatte, und die Sonne scheint in den Raum und erfüllt ihn mit einer zauberhaften Stimmung, in der man sich ganz leicht fühlt und in der alles geht. Und nun weiß ich auch, was ich an die Tafel schreiben werde. Ich werde versuchen, dies kleinen Menschen in den Arm zu nehmen und nicht auf Abstand zu halten. Ich werde mit ihnen lachen und mit ihnen Kekse teilen. Ich werde alles tun, um dafür zu sorgen, dass ihr Wissensdurst nicht unter Bevormundung und Zwang versiegt. Ich werde alles tun, um sie zu verzaubern und aus kleinen Menschen menschliche kleine Menschen zu machen. Denn wenn es der Welt, diesem verrückten Ort, gerade an etwas wirklich fehlt, dann ist es Menschlichkeit. Davon bin ich überzeugt.
Quellen:
Beide Reinhard Mey-Zitate stammen aus seinem wunderschönen und wahren Lied „Faust in der Hand“.
Sophia Brandt, 3. Preis:
Welche ethischen Werte sollten von einer Schule gefördert werden?
Da diese Frage vor allem auf die Vermittlung, Förderung und Umsetzung ethischer Werte in der Schule abzielt, möchte ich mich zunächst mit der Institution Schule befassen.
Die Schule ist in erster Linie eine Bildungs- oder Lehranstalt, eine Institution mit dem Auftrag „Wissen und Können durch Lehrer an Schüler“1 zu vermitteln. Doch durch den gesellschaftlichen Wandel muss die Schule heute noch andere Aufgaben übernehmen. Da heutzutage in den meisten Haushalten beide Elternteile vollzeitlich berufstätig sind, verbringen viele Kinder fast den gesamten Wochentag in der Schule bzw. jüngere Kinder danach im Hort oder in einer Betreuung, ältere Kinder nach der Schule alleine zuhause. Somit muss die Schule einen Teil der Erziehung und Vermittlung wichtiger ethischer Grundwerte übernehmen. Zusätzlich nimmt die Nachfrage nach allgemeinen gesellschaftlichen Normen und damit einem angenehmen Zusammenleben zu, während der Drang nach Selbstentfaltung ebenfalls wächst. Außerdem muss in den Schulen aufgrund der Globalisierung und aktueller Ereignisse Offenheit gegenüber anderen Kulturen oder Lebensweisen gefördert werden. Des Weiteren soll die Schule auf das Berufsleben angemessen vorbereiten und so den Kindern einen guten Einstieg ins spätere Leben bieten.2
Es werden also immer größere Anforderungen an die Schule gestellt, ihre Aufgaben nehmen an Menge und Bedeutung zu. Doch wie kann eine Schule diese Wertevorstellungen und gesellschaftliche Normen nachhaltig vermitteln? Was sind überhaupt Werte und kann man sich auf allgemeingültige Werte festlegen?
„Wertesysteme.de“ definiert Werte folgendermaßen: „…Wertevorstellungen (Werte) sind erstrebenswerte und subjektiv moralisch als gut befundende Eigenschaften, Qualitäten oder Glaubenssätze.“3 Diese resultieren aus festgelegten Normen und erzeugen so „Denkmuster, Handlungsmuster und Charaktereigenschaften sowie Ergebnisse mit gewünschten Eigenschaften.“3
Werte sind also etwas als gut Angesehenes, das unser Handeln bestimmt. Es gibt viele verschiedene Werte, die subjektiv hinsichtlich ihrer Wichtigkeit und Bedeutung eingeschätzt werden und in Beziehung zueinander stehen.
Da Deutschland zu den christlich und von der Aufklärung geprägten Abendländern gehört, erscheint es mir logisch, in diesen Philosophien nach universellen Grundwerten zu suchen. Für mich ist dabei eine der Hauptlehren des Christentums am wichtigsten: die Nächstenliebe oder zumindest (als „abgeschwächte“ Form) gegenseitiger Respekt. Gegenseitiger Respekt erst macht ein angenehmes und sicheres Zusammenleben möglich, dieser ist außerdem in der „Goldenen Regel“ der Ethik festgehalten („Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“4). Diese Regel ist in ähnlicher Form auch im Judentum, Hinduismus, Buddhismus, anderen Religionen sowie der griechisch-römischen Antike zu finden.4 Respekt ruft Vertrauen, Wertschätzung, Toleranz, Kompromissfähigkeit, Ehrlichkeit und Gewaltlosigkeit hervor – Werte, die ich als essentiell für eine funktionierende Gemeinschaft erachte. Viele Werte, die den Umgang betreffen, sind im Grundgesetz verankert und gewähren den Menschen Gleichheit, Sicherheit und Freiheit des Einzelnen. Dass diese Werte in Deutschland grundgesetzlich festgelegt sind, zeigt ihre Wichtigkeit auf und damit die Notwendigkeit, sie den Kindern nahezubringen. Aus eigener Erfahrung kenne ich Möglichkeiten, diese Werte zu vermitteln.
Beispielsweise hängen in manchen Klassenräumen von der Klasse selbst erarbeitete und verfasste Plakate zum Umgang miteinander. Diese beinhalten Sätze mit wichtigen Wertevorstellungen wie „Wir lassen einander ausreden“ oder „Wir schließen keinen aus“, und schaffen dadurch gegenseitigen Respekt und eine angenehme Atmosphäre in der Klasse. Durch die Aktion der Klasse, sich diese Sätze selber zu erarbeiten, wird ein besseres Verständnis für diese Werte geschaffen, welche außerdem den Grundstein für ein gutes, höfliches Benehmen bilden, das nicht nur im späteren Berufsleben, sondern auch im Familienleben, in Beziehungen oder Ähnlichem erwartet wird. Auch der Ethikunterricht ist dafür sehr förderlich, wenn zum Beispiel über „Gutes Handeln“ oder „Verantwortung“ gelehrt und sich ausgetauscht wird.
Dies bringt mich zu einem weiteren wichtigen Wert: dem verantwortungsvollen Umgang sowohl miteinander als auch mit eigenen oder anvertrauten Gütern. Dieser Wert geht mit Respekt einher, ist jedoch für das Leben und das Berufsleben nicht weniger wichtig, da nur so eine gute Arbeitskultur gewährleistet werden kann. Werte wie Fleiß, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Sorgfalt und Genauigkeit sind essentiell für das Berufsleben, deshalb sollten auch diese in der Schule vermittelt werden.
Die genannten Werte oder auch Tugenden dienen sowohl zur Erziehung und Förderung der Schüler als auch zur Sicherheit der Schüler und sind größtenteils in einer Schulordnung festgelegt.
Am Hans-Carossa-Gymnasium sind beispielsweise Regeln für Ordnung und Sauberkeit, Sicherheit der Schüler vor “externen“ Gefahren (z.B. einem Feuerausbruch) und „internen“ Gefahren (z.B. durch andere Schüler) festgelegt. 5
Auch andere Werte, die vielleicht nicht von besonderer Bedeutung im Berufsleben sind, dafür aber von Bedeutung für das allgemeine Leben, sollten in der Schule vermittelt werden. Ich denke hierbei zum Beispiel an Solidarität, ein Gemeinschaftsgefühl, Hilfsbereitschaft, Fairness, Authenzität.
Auch Werte, die Beziehungen betreffen, wie Ehrlichkeit, Treue, Zuverlässigkeit, Vertrauen, etc. gehören dazu. Diese durch Gesetze oder Regeln festzulegen, ist schwierig, da die Überprüfung dieser Regeln meist nicht möglich ist, und diese Werte eher aus freien Stücken angenommen werden sollten. Trotzdem könnte der Ethik- oder Philosophie-Unterricht dafür genutzt werden, ein Bewusstsein für diese Werte zu schaffen und durch Diskussion und Austausch mit anderen Schülern seinen Horizont zu erweitern und seine Meinung in positivem Sinn zu formen.
Wertevermittlung geschieht jedoch nicht nur im Religions-, Ethik- oder Philosophie-Unterricht. Werte und Normen können auch in anderen Unterrichtsfächern behandelt werden, indem die werthaltigen Aspekte eines Themas oder Textes stärker in den Mittelpunkt des Unterrichts gerückt werden. Dabei sollte es sich jedoch nicht um belehrende „moralisierende“ Texte handeln, die von Schülern meist abgelehnt oder abgewehrt werden. Stattdessen sollten die Schüler selbst die Möglichkeit zu sachbezogener Reflexion, Konfrontation und eigener Erkenntnisgewinnung und Meinungsbildung bekommen. Im Deutschunterricht kann das beispielsweise durch Analysieren oder Interpretieren literarischer Texte erreicht werden. Dabei ist es von Vorteil, wenn die Lehrer ein gutes Vorbild für ihre Schüler darstellen, sich fachlich und didaktisch mit dem Stoff auseinander setzen, sachliche Fakten und persönliche Meinungen auseinander halten, sich authentisch verhalten und offen sind für neue Meinungen oder andere Ideen.
Der Unterricht und ein gutes Vorbild des Lehrers können den Schülern jedoch nicht aufgezwungen werden. Aus diesem Grund helfen eine Schulordnung und festgelegte Grundregeln als verbindliche Erwartungen. Diese können, wie schon oben beschrieben, zum Beispiel selbst erarbeitete Umgangsformen auf einem Plakat an der Wand sein. Hier werden immer noch Werte vermittelt, allerdings handelt es sich hierbei um verbindliche Regeln, die eingehalten werden müssen. Auch wenn dadurch keine freie Annahme der Werte gewährleistet wird, ist es manchmal trotzdem notwendig, Regeln festzulegen, die für das schulische Leben unentbehrlich sind.
Diese Regeln sollten jedoch durch Gründe legitimiert werden, damit die institutionellen Normen einer Schule für alle einleuchtend sind. Beispielsweise müssen alle leise sein, wenn einer redet, damit man ihn verstehen kann. Damit alle sich sicher fühlen können, darf keiner Waffen oder Messer in die Schule mitbringen. Handys und Essen im Unterricht sind verboten, da sie die Konzentration ablenken und eine produktive Arbeitsatmosphäre verhindern.
Damit diese Werteerziehung in der Schule auch funktioniert, muss die Schule jedoch auch die nötige Autorität besitzen und diese Regeln durchsetzen, um Lehrer und Schüler zu schützen und zu fördern.
Eine weitere Ebene der Wertevermittlung ist eine Schulkultur. Durch Arbeitsgemeinschaften, gemeinschaftliche Aktivitäten, Feste, künstlerische Gestaltung der Schule und Exkursionen oder auch Philosophie-Wettbewerbe lernen die Schüler diese wichtigen Werte kennen und schätzen. Sie gestalten gemeinsam nicht nur die Schule, sondern machen auch grundlegende Erfahrungen, durch die sich ihre Wertevorstellungen bilden, die ihr ganzes Leben lang halten. Zudem erlernen sie neben den Werten noch weitere wichtige soziale Kompetenzen und Teamfähigkeiten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, die Schule – nicht mehr nur als Institution für Bildung, sondern auch für Wertevermittlung und Erziehung – sollte Werte weitergeben, die wichtig für ein angenehmes gemeinschaftliches Leben sind (wie zum Beispiel Respekt, Vertrauen, Toleranz, Kompromissfähigkeit, Ehrlichkeit), aber auch Werte, die besonders im späteren Berufsleben gesucht und erwartet werden (wie zum Beispiel Fleiß, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Hilfsbereitschaft). Andere Werte (wie zum Beispiel Solidarität, Gemeinschaftsgefühl, Fairness) können nicht in direkt im Unterricht gelehrt werden, sondern müssen im Schulleben von den Schülern selber erlebt und erfahren werden.
Quellen:
1: https://de.m.wikipedia.org/wiki/schule
3: https://www.wertesysteme.de/was-sind-werte/
4: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Goldene_Regel
5: https://hcg-berlin.de/schule/unsere-regeln-1/schulordnung
https://www.hermann-giesecke.de/schulwer.html
PHILOSOPHIE-PREIS 2012-2018:
hische Beantwortung der Frage:
„Welche ethischen Werte sollten von einer Schule gefördert werden?“
Der Werte-Baum der Anna-Siemsen-Schule Hannover
Liebe Schülerinnen und Schüler,
der am 17.11.2011 erstmalig ausgeschriebene „HCO-Philo“-Wettbewerb möchte Themen, Reflexionsformen und Produktarten fördern, die im Lehrplan des Philosophie-Unterrichts nicht oder selten vorkommen, dennoch von philosophischer Bedeutung Analyse, Interpretation und Erörterung sein, sondern freiere Formen, etwa Kritik, Kommentar, Essay, Entgegnung, Dialog, Meditation, Brief, E-Mail, Blog, Gutachten, Bildreflexion etc.; Thema und Produktart werden jährlich geändert.
In jedem Fall aber soll die euch gestellte Aufgabe mit den Mitteln philosophischer Reflexion bearbeitet werden. Darin liegt ein direkter Unterrichtsbezug, aber z.B. auch die Chance, Gelerntes auf ein lebensnahes Phänomen anzuwenden, ein mögliches Thema für die 5. PK im Abitur vorzubereiten oder eine Studienarbeit im informationstechnischen Format zu erproben.
Zugelassen sind alle HCG-Schüler*innen der Oberstufe, unbeschadet dessen, ob sie Philosophie als Fach gewählt haben, und die 10. Klassen.
Bücherpreise für die drei besten Einsender*innen werden dankenswerterweise vom Förderverein gestiftet.
Ausschreibungstermin soll jedes Jahr der UNESCO-Welttag der Philosophie sein, zu dem 2002 der dritte Donnerstag im November erklärt wurde. Einsendeschluss ist immer der 12. Februar, Kants Todestag. Dieser Zeitraum hat für euch den Vorteil, dass er erstens die Weihnachtferien, meistens auch die Winterferien, einbezieht, und zweitens für die Abiturienten noch nicht zu spät liegt.
Die Bekanntgabe und Veröffentlichung des Gewinner*innen-Produkts soll am 22. April, Kants Geburtstag, erfolgen. Die Preise werden am letzten Schuljahrestag, für die Abiturient*innen auf der Abschlussfeier, überreicht werden.
Ausschreibung des Themas und Sichtung eingegangener Arbeiten liegt in meinen Händen, die Bewertung erfolgt einvernehmlich unter den Philosophie-Lehrern.
So, und hier ist nun eure Aufgabe für den 7. HCG-Philo-Wettbewerb 2017/18:
Schreibe eine philosophische Beantwortung der Frage: „Welche ethischen Werte sollten von einer Schule gefördert werden?“
Erläuterung: Gefordert ist eine philosophische Reflexion über Werte, Schule und ihren Zusammenhang: Was sind überhaupt ethische Werte? Und in welcher Beziehung stehen sie zur Moral? Was ist Schule, primär eine staatliche Institution oder die Gemeinschaft von Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern? Welchen Werten sollte eine Schule verpflichtet sein? Wie ist die Hierarchie der verschiedenen Werte zu sehen: Welches sind die wichtigsten? Wie können sie durch Schulen auf den Weg gebracht werden? Müsste dies für verschiedene Schularten, verschiedene Länder und Orte unterschiedlich gesehen werden? Welche Rolle spielen dabei das Schulgesetz, das Schulprogramm, die Schulordnung, der Unterricht und der Schulname? Philosophisch wird euer Text dadurch, dass er die schulische Förderung von Werten in grundsätzlichen Gedanken, Argumenten oder Betrachtungen reflektiert, sie z.B. unter ethischen, anthropologischen, staats- und rechtsphilosophischen, sozialphilosophischen oder sprachphilosophischen Gesichtspunkten interpretiert.
Der Text soll maximal 4 Computer geschriebene Seiten umfassen. Schrift-Format: Times New Roman, Größe 12, 3 Zentimeter Rand, einzeilig. Im Kopf der Arbeit sind der volle Name und die Jahrgangsstufe anzugeben; am Ende des Beitrags soll die Erklärung stehen: Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen benutzt habe. (Unterschrift)
Sende deinen Text bitte in einem Word- oder rtf-Format abgespeichert an: Muellermozart@hcog.de
Die Bewertungskriterien für deinen eingesandten Text sind:
1. Themenbezogenheit
2. Philosophisches (nicht fachwissenschaftliches) Verständnis des Themas
3. Argumentative Überzeugungskraft
4. Stimmigkeit und Folgerichtigkeit
5. Originalität
Und nun viel Spaß beim Nachdenken und Schreiben über die Frage „Welche ethischen Werte sollten von einer Schule gefördert werden?“
Herzlicher Gruß,
Dr. Ulrich Müller (Fachleiter für Ethik/Philosophie)
Hier noch mal das Wichtigste in Kürze:
7. HCO-Philo-Wettbewerb 2017/18
Ausschreibung: Am 16.11.2017, dem UNESCO-Welttag der Philosophie (jeweils am 3. Donnerstag im Monat November)
Teilnahmeberechtigt: Die Oberstufe und alle 10. Klassen
Aufgabe: Das Schreiben eines philosophischen Beitrags zur Frage „Welche ethischen Werte sollten von einer Schule gefördert werden?“.
Format: Computer geschriebener Text; maximal 4 Seiten; Schriftart: Times New Roman in Größe 12, 3 Zentimeter Rand, einzeilig; im Kopf der Arbeit: Name und Jahrgangsstufe; am Ende des Textes die Erklärung: Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen benutzt habe. (Unterschrift)
Einsendeschluss: Am 12.02.2018 (Kants Todestag)
Adresse: Muellermozart@hcog.de
Gewinner/in: Am 22.04.2018 (Kants Geburtstag)
Urkunden und Bücherpreise des Fördervereins für die drei besten Einsender*innen
„Was ist Schönheit?“
22.04.2017: Königsberg meldet Entscheidung!
1. Preis: Hannah Vehse (10. Klasse)
2. Preis: Claudia Begemann (4. Semester)
3. Preis: Martin Biehl (2. Semester)
Philos und seine Freunde, allen voran Herr Rußbült und die Philosophie-Lehrer*innen des HCG, gratulieren ganz herzlich!
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