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Philosophische Bilder

 

Philosophische Bilder

Philosophie der Bilder – Bilder der Philosophie

Gestaltung: Dr. Ulrich Müller

„Wir ahnen die Unermesslichkeit unserer Unwissenheit, wenn wir die Unermesslichkeit des Sternenhimmels betrachten“, Karl R. Popper (1902-1994): Alle Menschen sind Philosophen, München 2002.

Sternenhimmel

Ein ästhetischer Blick ins Universum: Die Galerie der Galaxien

Inhalt:

a) Idealismus
b) Materialismus
c) Phänomenologie
d) Skeptizismus
e) Relativismus
f) Existenzialismus
g) Rationalismus
h) Utilitarismus
i) Pragmatismus

Idealismus:

Idealismus

Die Welt – das ist alles, was ich mir ausgedacht habe. Was nicht nicht in meinem Kopf ist, kann auch nicht wirklich sein. Nur geistige Dinge existieren. Solche Sätze charakterisieren den philosophischen Idealismus. „Zu sein, heißt, wahrgenommen werden“, sagt der irische Bischof George Berkeley (1685-1753). Das Ich schafft das Nicht-Ich aus sich selbst heraus, oder es gibt dieses vom Ich Verschiedene nicht, meint der der deutsche Philosoph Johann Gottlieb Fichte (1762-1814). Und sein Kollege Hegel (1770-1831) begreift die höchste Realität als Geist: „Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig.“

Beschreibt der Idealismus einen geistigen Höhenflug, der die Wahrheit über alle materiellen Dinge erkannt hat, oder ist er nur ein abgehobenes Karussellfahren des Ich um sich selbst?

Materialismus:

Struktur von Materie

Nina Hernitschek: Struktur von Materie

„Die Medizin, die Pathologie vor Allem ist die … Quelle des Materialismus„, erklärt Ludwig Feuerbach (1804-1872). „Die Natur ist das einzig Wirkliche“, meint Friedrich Engels (1820-1895), und dementsprechend leitet er zusammen mit seinem Freund Karl Marx (1818-1883) „alle geistige Entwicklung aus dem materiellen Unterbau des wirtschaftlichen Lebens“ ab.

Materialistisches Denken, die Erklärung der Welt aus sich selbst, aus ihrer eigenen Materie heraus, herrscht vor allem bei naturwissenschaftlich orientierten Denkern, den antiken Atomtheoretikern Demokrit (460-370 v.Chr.) und Epikur (341-271 v.Chr.), den französischen Mechanisten des 18. Jahrhunderts, Lamettrie (1709-1751) und Helvétius (1715-1771), sowie den Physikalisten des 20. Jahrhunderts, Otto Neurath (1882-1945) und Rudolph Carnap (1891-1970), vor.

Findet der Materialismus in der Analyse der Materialien des Wirklichen zugleich dessen Wahrheit, oder vergräbt er sich nur so tief in die Natur, dass er vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht?

Phänomenologie:

Marienkäfer

Siebenpunktmarienkäfer beim Reflexbluten

Edmund Husserl (1859-1938) gilt als Begründer der Phänomenologie, einer philosophischen Richtung, die sich auf das bewusst Erfahrene konzentriert: Bei der Betrachtung eines Marienkäfers ist man sich nur dieses Objekts bewusst und nicht etwa seiner selbst. Unbezweifelbar gewiss ist das Dasein des Coccinella septempunctata nur für uns, meint Husserl, und nur als gesehenen können wir ihn, vom „Phänomen“ ausgehend, untersuchen. Alle Versuche, die tatsächliche (objektive) Existenz von irgendetwas außerhalb unserer Wahrnehmung oder unabhängig von unserem Denken zu beweisen, sind für den Phänomenologen zum Scheitern verurteilt. Unsere Erfahrung ist also nur eine von Phänomenen; aus diesen jedoch besteht die Welt, die wir tatsächlich jeden Tag erleben, unsere Lebenswelt.

Skeptizismus:

Gehirn im BottichGehirn im Bottich

In dem Film „Matrix“ haben Maschinen die Herrschaft über die Erde übernommen. Sie füttern die Menschen mit Illusionen aus einem Supercomputer. Für Schüler und andere Menschen, die diese DVD anschauen, ist es gar nicht leicht, die virtuelle Handlungswelt von der echten Welt gefangener Menschen zu unterscheiden.

Ist es möglich, dass wir uns in einer vergleicharen Situation befinden? Woher können wir zweifelsfrei wissen, dass dies nicht so ist? Dass wir nicht die Opfer der Täuschungen von irgendwelchen miteinander vernetzten Bottichen sind, sondern tatsächlich in menschlichen Körpern auf der Erde leben?

Wenn wir solchen Fragen eines radikalen Skeptikers überhaupt etwas Überzeugendes entgegenzusetzen hätten, dann vielleicht Zweifel an der skeptischen Grundannahme, derzufolge all unser Wissen sicher sein muss. Wir verlassen uns doch in allen Lebensbereichen auf mehr oder weniger gut fundiertes und nur selten auf absolut unumstößliches Wissen.

Relativismus:

Olymp

Olymp (2919 m.), höchster Berg Griechenlands und Wohnsitz der antiken Götter

Nach Friedrich Nietzsche (1844-1900) leitet sich unsere Moral größtenteils von der griechischen und jüdisch-christlichen Tradition ab. Ihm zufolge können wir uns in einer weitgehend gottlos gewordenen Welt weder an Religionen noch an Traditionen orientieren. Woran dann? Für Nietzsche waren dafür einerseits die Kunst, andererseits der Wille zur Macht geeignete Kandidaten. Doch die wenigsten Menschen werden ihm darin guten Gewissens folgen können.

Daraus scheint ein Relativismus zu folgen, der in seiner stärksten Ausprägung auf die Begrenztheit der menschlichen Perspektive setzt: Wenn Person A behauptet, Satz X ist wahr, dann heißt das für den Relativisten „X ist wahr für A“, aber nicht „X ist an sich wahr“. Demnach können wir nie sagen, ob der Anspruch, die Wahrheit zu sagen, die Wahrheit auch wirklich trifft. Und ein außerirdisches Wesen würde wahrscheinlich nicht einmal verstehen, was wir mit dem Wort Wahrheit meinen.

Muss uns der Relativismus beunruhigen? Nur dann, wenn wir vergessen, dass sich die Überzeugungen von Menschen, sogar verschiedener Kulturen, annähern und tatsächlich überschneiden können; und wenn wir z.B. außer Acht lassen, dass die meisten von uns einen gewaltbereiten Fundamentalismus mit guten Gründen für viel weniger wert halten als einen toleranten Relativismus. Doch muss dessen Relativierung von Werten nicht spätestens da enden, wo ein ganz anderer Wert den Relativisten mit Gewalt bekämpft?

Existentialismus:

Existenzialisten

 

Die Existenzialisten Simone de Beauvoir und Jean Paul Sartre im Gespräch mit Che Guevara

 

Der Existenzialismus ist eine philosophische Bewegung des 19. und 20. Jahrhunderts. Er kann religiöse (Kierkegaard) oder weltliche (Heidegger) Gestalt annehmen. In ihm spielt die Idee der Besonderheit eine zentrale Rolle. Allgemeingültige moralische Prinzipien und Regeln werden verworfen.
Die existenzialistischen Philosophen Sartre und Beauvoir gingen davon aus, dass der Einzelne sich in konkrete und besondere Situationen gestellt sieht, aus denen heraus er seine Identität selbst erschaffen muss. Existenzialisten wollen authentisch leben und messen deshalb der freien Aktion, dem acte gratuit, großen Wert bei. Ihr Handlungs- und Entscheidungskonzept ist letztlich relativistisch: „Es gilt, die Wahrheit zu finden, die für mich gilt; die Idee zu finden, für die ich leben und sterben kann“, sagt Kierkegaard.

Rationalismus:

Gewitter über Bukarest

 

Früher sahen die Menschen in einem Gewitter die Stimme oder Strafe Gottes, heute erklären wir es physikalisch und wissen uns vor ihm zu schützen. Zwar können wir nicht vorhersagen, wann und wo ein Blitz einschlägt, aber wir können rational berechnen, dass die Wahrscheinlichkeit an einem höher gelegenen Ort oder unter einem Baum größer ist als anderswo.

Der Rationalismus ist die Philosophie der Aufklärung. Und genauso wie Aufklärung ist auch Rationalität ein Ideal, das wir nie vollständig verwirklichen können. Gleichwohl besitzen wir Standards, denen ein rational denkendes und handelndes Wesen genügen muss: das Streben nach wahrem, nützlichem und erklärendem Wissen einerseits, die Minimierung von Illusionen, Trugschlüssen und Fehlern andererseits. Außerdem sollten rationale Menschen versuchen, einen durchsichtigen Zusammenhang in ihre Überzeugungen zu bringen, denn nur so können sie widerspruchsfrei sein.

Doch warum ist es eigentlich so wichtig, rational zu denken und zu handeln, zumal dies anstrengend und nicht immer schön ist? Jeder möge für sich überlegen, welche vernünftigen Alternativen es dazu gibt.

Utilitarismus:

Frauenwahlrecht

Die ersten weiblichen sozialdemokratischen Abgeordneten der verfassunggebenden Nationalversammlung am 4. März 1919

 

Begründer des Utilitarismus war der englische Philosoph und Sozialreformer Jeremy Bentham (1748-1832). Er wurde Anführer der Gruppe Philosophical Radicals, die sich für liberale Reformen im Wahl- und Strafrecht, in staatlichen Institutionen, in der Erziehung und in den sozialen Bedingungen der Arbeiterschaft einsetzte. Zum Leitsatz politischen Handelns erklärte er die Regel: Diejenige Handlung ist die beste, die das größte Glück der größten Anzahl zeitigt. Danach besteht die einzige Schwierigkeit bei der Entscheidungsfindung darin, den Nutzen (die „Utilität“) einer Handlung für die Maximierung der Lust, bzw. für die Minimierung des Schmerzes einzuschätzen.
John Stuart Mill (1806-1873) entwickelte die utilitaristische Philosophie aristotelisch weiter, indem er ihren Glücksbegriff differenzierte und auf intellektuelles Vergnügen fokussierte. Freiheit und Gerechtigkeit sind seine wichtigsten Moralprinzipien. Zentrale These seiner politischen Philosophie ist, dass der Staat nicht in die Privatsphäre seiner Bürger eingreifen soll.

Pragmatismus:

Rasterkraftmikroskop

 

Das Rasterkraftmikroskop ist ein wichtiges Werkzeug in der Oberflächenchemie, das zur mechanischen Abtastung von Oberflächen und der Messung atomarer Kräfte dient.

 

Der Pragmatismus kam Anfang des 20. Jahrhunderts in der amerikanischen Philosophie auf. Der originellste und vielseitigste Vertreter ist Charles Sanders Peirce (1839-1914), der populärste William James (1842-1910), der einflussreichste John Dewey (1959-1952). Die Pragmatisten verstehen Wissen als eine Aktivität, zu der wir durch ein Bedürfnis, einen Mangel oder Zweifel bewegt werden. Die Bedeutung unserer Ideen richte sich nicht danach, ob diese wahr, gut oder schön seien, sondern ausschließlich nach ihrem praktischen Nutzen, ihrer Anwendbarkeit im täglichen Leben oder in den Wissenschaften.
Das war ein Schlag ins Gesicht der metaphysischen Theorien von Platon bis Adorno, die Wahrheit als etwas Ansichseiendes begreifen, das unabhängig von allen menschlichen Zwecken existiert. James dagegen bestimmt Wahrheit als das, was für uns zu glauben nützlich ist. Dementsprechend sei es der Zweck von Philosophie, praktisch weiterhelfende Ideen zu entwickeln. Der Prozess der Wissensgewinnung besteht im praktischen Prüfen von erfahrungsgeleiteten Hypothesen: „Learning by doing“ lautet die Grundlage von Deweys Erziehungsphilosophie.

Nachdenken:

 
Eine Frau denkt nach

 

Eine Frau denkt nach

Philosophisches Denken ist meistens ein Nachdenken, d.h., ein nachhaltiges, gründliches oder tiefes Überlegen. Aber woraus besteht Denken eigentlich und wie kommt es zustande? Sind Gedanken, wie die englischen Empiriker meinten, geistige Bilder, Kopien des Wahrgenommenen? Ist Sprache eine notwendige Voraussetzung für das Denken oder nur eine verzichtbare Angewohnheit? In welchem Ausmaß lässt sich Denken erlernen und inwieweit ist es angeboren?

 

Gefühle:

Muttergefühle

Das intensive Gefühl einer Mutter zu ihrem Kind

 

Wir fühlen, wenn wir etwas berühren, schmecken oder riechen. Aber wir fühlen auch, wenn wir uns auf etwas freuen, vor etwas Angst haben oder uns jemand ungerecht behandelt. Wie hängen beide Gefühlsarten zusammen? Und wie hängen Gefühle mit Gedanken zusammen? Welchen Einfluss hat eine Umgebung auf die Gefühle?

Bewusstsein, Verstand, Geist, Seele:

Gehirn

Das Gehirn können wir inzwischen bei der Arbeit beobachten, aber wo und was Seele, Geist, Verstand und Bewusstsein sind, vermag noch niemand genau anzugeben. Die meisten Philosophen der Vergangenheit hielten Leib und Seele, Körper und Geist für grundsätzlich getrennt; viele heutige lehnen den Dualismus ab: wie könnten Geisteszustände körperliche Wirkungen haben, wenn sie völlig unabhängig voneinander existierten?

Sprache

Ernst Bloch

Große Redner wie der neomarxistische Philosoph Ernst Bloch (* 8. Juli 1885 in Ludwigshafen am Rhein; † 4. August 1977 in Tübingen) benutzen geschickt ihre Hände, um die Bedeutung der wichtigsten Wörter zu unterstreichen. Wie aber erlangt ein Wort seine Bedeutung? Und was ist überhaupt Bedeutung? Unterscheidet sie sich noch vom Sinn des Gesagten?

Solche sprachphilosophischen Fragen haben vor allem Denker des 20. Jahrhunderts gestellt, um philosophische Probleme im Licht der Sprache verständlicher und genauer zu interpretieren. Diese Wende zur Sprache wird auch „linguistic turn“ genannt.

Diskurs

Diskussion

Beim Studium philosophischer „Schwergewichte“ wie Kants Kritik der reinen Vernunft oder Hegels Phänomenologie des Geistes hilft gemeinsames Diskutieren beim Vorankommen: Die Sprechenden können sich wechselseitig erläutern, kritisieren, befragen, ergänzen, korrigieren etc. Indem sie dabei über Sprache und ihr eigenes Sprechen kommunizieren, führen sie, wie einige Philosophen im Umkreis von Jürgen Habermas sagen, einen Diskurs. Auch einer allein kann diskursiv mit sich diskutieren. Aber zusammen macht’s meist mehr Spaß.

Freier Wille

Freier Wille

Wer würde nicht von sich sagen, dass er – außer in besonderen Zwangssituationen – wählen kann, was er sagt und tut, zum Beispiel, wo und wie er was und wieviel einkauft? Religiöse Menschen und Wissenschaftler halten dagegen, dass unser Wille durch Faktoren vorherbestimmt ist, die wir nicht kontrollieren können: Gottes Allmacht und Allwissenheit einerseits, unsere Gene und die Wege der Elektronen in den Gehirnen andererseits. Wenn der Mensch vollständig als materielles Wesen charakterisiert wird, bleibt kein Platz mehr für eigenbestimmtes Handeln: Niemand könnte für seine Taten verantwortlich gemacht werden – eine Schlussfolgerung, zu der kaum jemand bereit sein dürfte. Sie widerspräche auch den göttlichen Geboten, die ja nur dann einen Sinn haben, wenn man sie aufgrund eines freien Entschlusses befolgen oder verletzen kann.

Das Selbst

Mein Leben mir selbst

Bild von der Premiere des interkulturellen Theaterstücks „Mein Leben mir selbst“ (2007)

Intutiv nehmen die meisten von uns an, sie seien dieselbe Person, das Selbst, wie gestern, vor einem Jahr, bei ihrer Geburt. Aber was berechtigt uns eigentlich zu dieser Annahme, da wir uns doch sowohl materiell als auch psychisch ständig verändern und von Anderen verändert werden? Worin besteht unsere Identität? Ist es das Erinnerungsvermögen, wie John Locke glaubte? Doch wer erinnert sich schon an seine frühe Kindheit, und was ist mit Geisteskranken und den vielen Erinnerungslücken, die auch gesunde Menschen haben? Sind wir etwa eine Aufeinanderfolge vieler verschiedener Personen mit einem kontinuierlich wechselnden Selbst (Derek Parfit)? Oder ist Identität nur eine notwendige Erfindung, die für das Überleben geistig gesunder Menschen sorgt?

Leben

DNA-Molekül

Der Bauplan des Lebens: DNA-Molekül

Vor 3,8 Milliarden Jahren entstanden aus den Elementen Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff Eiweiße, die Grundbausteine aller organischen Zellen. Und vor einigen Jahren war der Jubel groß, als das menschliche Genom entschlüsselt war. Inzwischen ist Ernüchterung eingekehrt, denn mit dem Bauplan ist es nicht getan: unterschiedliche Zelltypen nutzen die gleichen Gene in unterschiedlicher Weise.

Was also ist ein Lebewesen? Eine Anzahl chemischer Prozesse? Aber wenn das wirklich so ist, was macht ein Leben dann lebenswert? Und was ist sein Sinn? Erfüllt es wenigstens einen Zweck?

Tod

Jan Breughel, Triumph des Todes

Jan Breughel: Triumph des Todes

Was wir sicher wissen: Er ist unsere unausweichliche Zukunft und die nicht überschreitbare Grenze aller Erfahrung. Zumindest bei den Menschen ist sein Kriterium der Verlust der Gehirnfunktionen. Was bei aller Klage über den Tod selten beachtet wird: Er ist die Bedingung dafür, dass das Leben eine Bedeutung hat: Wäre es unbegrenzt, verlöre es seinen einzigartigen Wert.

Was wir nicht wissen, nur hoffen, wünschen oder glauben können, ist unser irdisches oder außerirdisches Weiterleben nach dem Tod.

Welt – Wirklichkeit – Realität

Welt

Die ganze Welt

Unsere Welt ist winzig im Vergleich zum ganzen Kosmos oder Universum, wie bei den Astrophysikern das heißt, was die Philosophen das Sein nennen oder auch „alles, was es gibt“. (Stephen  Hawking spricht neuerdings sogar von Universen, mit vielen verschiedenen Entstehungsgeschichten, wofür die passende Makro-Theorie noch gesucht wird.)

In der Philosophie heißt die Theorie des Seienden die Ontologie, in der eine grundlegende Ordnung von allem, was existiert, aufgestellt wird. Welt wird meistens der von Menschen bevölkerte Planet genannt, während Realitätschlicht die Gesamtheit aller Dinge und Ereignisse umfasst, also auch alles, was nicht wirklich, aber möglich ist.Wirklichkeit dagegen bezeichnet sowohl den Gegensatz zum bloß Scheinbaren als auch den zum bloß Möglichen.

Wirklichkeit

Wir und die Wirklichkeit

Wolf Hamm: Wir und die Wirklichkeit

Welche Wirklichkeit wir jeweils wahrnehmen, hängt in starkem Maße ab von unseren individuellen Antrieben, Motiven, Wünschen, Fantasien und nicht zuletzt von den Tätigkeiten, die wir im Leben ausüben. „Die“ Wirklichkeit mag der Gegenpol unserer Träume sein, von Träumen infiziert ist sie dennoch und allemal. Selbst unter Laborbedingungen wird das Wirkliche so analysiert und seziert, wie wir es für wissenschaftliche oder lebensweltliche Zwecke brauchen und uns wünschen.

 

Realität

Gebrochene Realität

Gebrochene Realität

Die Welt der Dinge („Realität“) verändert sich mit der Brille, die wir gerade aufgesetzt haben, mit der Situation, in der wir uns augenblicklich befinden, auch mit dem Interesse, durch das wir die Dinge wahrnehmen: Das Bild einer Stadt ist jeweils anders zusammengesetzt, wenn ich sie als Tourist, als Shopper, als Landschaftsmaler oder als Träumer durchstreife.

Das Übernatürliche

hanging ghost

Hängender Geist

Gibt es etwas neben, außer oder über der natürlichen Welt? Existieren Geister, Gespenster, Dämonen, Engel und andere übernatürliche Wesen wirklich? Oder handelt es sich, wie die meisten Menschen heute vermuten werden, bloß um Gebilde unserer Fantasien, Wünsche, Glaubensannahmen?

Zwar entstand im 20. Jahrhundert die Parapsychologie, die Psi- Phänomene untersuchen will, die den Schulwissenschaften nicht zugänglich seien. Dazu zählen auch Gedankenlesen, Hellsehen und alle Versuche, die physische Welt nur durch mentale Energien zu beeinflussen. Doch wenn wirklich etwas in unserer Welt oder Natur existiert, das die Wissenschaften bislang übersehen haben, handelt es sich deshalb ja noch nicht um „über“-, bzw. „außer“-natürliche Phänomene. Und überhaupt: Wer verlässt im praktischen Leben schon ernsthaft auf Engel oder Geister?

Kausalität und Determinismus

Waldbrand

Waldbrand

Alles, was auf unserer Welt geschieht, hat eine Ursache: etwas passiert, weil etwas Anderes vorher passiert ist: Der Waldbrand in Griechenland kann durch das Streichholz des Mitarbeiters einer Immobilienfirma ausgelöst worden sein, weil deren Chef billige Grundstücke erwerben wollte. Dessen krimineller Auftrag erfolgte aber nur, weil die Firma sich an der Börse verspekuliert hatte und daraufhin vor der Pleite stand. Die Ursache für die Börsenspekulation wiederum waren verschärfte Steuerbedingungen des Staates, die der Chef auf diese Weise kompensieren wollte. Der griechische Staat musste aber so handeln, weil er sonst keine Hilfsgelder von der EU erhalten hätte, und so weiter, und so weiter.

Dem schottischen Philosophen David Hume zufolge ist Kausalität der wichtigste Stoff, aus dem die Welt gemacht ist. Daraus haben andere den Schluss gezogen, dass alles, was passiert, durch frühere Ereignisse und Naturgesetze festgelegt ist, weil gleiche Ursachen gleiche Wirkungen haben. Dies ist im Groben die Position des Determinismus.

Dagegen lässt sich einwänden, dass ein Ereignis meistens mehrere Ursachen hat: zum Waldbrand führten neben dem geworfenen Streichholz die anhaltende Trockenheit, der dichte Baumbestand und der vorhandene Sauerstoff. Was aber noch viel wichtiger ist: alle diese Faktoren wären überhaupt nicht zum Tragen gekommen, hätte sich unser Chef für ein moralisch wie rechtlich einwandfreies Handeln und folglich dagegen entschieden, seine Verluste auf Kosten des Waldes und der Olivenbauern auszugleichen.

Wahrheit

Zeit und Wahrheit

Nicolas Poussin (1594–1665): Die Zeit und die Wahrheit

In Poussins Allegorie hebt die Zeit die Wahrheit empor, um sie vor Neid und Zwietracht zu beschützen. Wir können dies optimistisch so deuten, dass sich die Wahrheit mit der Zeit durchsetzen wird, ganz gleich, welchen Intrigen und Lügen sie aktuell ausgesetzt ist. Denn es nützt der Edlen und Reinen ja nichts, wenn sie niemand erkennt, weil sie mit Schmutz beworfen oder ganz unterdrückt wird. Ihr muss in der Geschichte Geltung verschafft werden. Außerdem ist sehr umstritten, ob es zeitlose Wahrheiten überhaupt gibt: Dass zwei plus zwei vier ist, gilt ja auch nur da, wo wir das Dezimalsystem akzeptieren; dass sich die Erde um die Sonne dreht, solange es unser Sonnensystem gibt; und dass 7,02 Milliarden Menschen auf der Erde leben, ist im Jahr 2010 wahr, im Jahr 2020 wahrscheinlich schon nicht mehr. Deshalb hat der Philosoph Walter Benjamin erklärt, die Wahrheit habe einen „Zeitkern“.

 

Zahlen

Zahl

Chinesische Zahl „fünf“

Eine gesunde menschliche Hand hat fünf Finger. Aber die Zahl fünf ist kein Stück Natur, sondern offensichtlich ein Wort, das eine Position in unserem System des Zählens bezeichnet. Aber wie könnte dieses logische Zahlensystem auf die Wirklichkeit angewendet werden, wenn die Welt nicht selber logisch strukturiert wäre? (Wir würden ihr ja einen Mantel überstülpen, der gar nicht zu ihr passt.) Und fest steht doch, dass eine nach mathematischen Berechnungen gebaute Brücke hält! Sollen wir daraus etwa den Schluss ziehen, dass Zahlen doch etwas Reales sind?

Raum und Zeit

Himmelsscheibe von Nebra

Die Himmelsscheibe von Nebra

Das, was wir Zeit nennen, geht auf die Bewegungen der Planeten im Raum zurück: ein Tag bezeichnet die einmalige Drehung der Erde um sich selbst und zugleich die Strecke von 2.568.000 Kilometern, die sie auf ihrer Bahn um die Sonne zurücklegt. Wir stellen die abstrakte Zeit oft räumlich dar und sprechen auch von einem Zeitraum, einer Zeitstrecke, Zeitschiene, Zeitüberbrückung, neuerdings auch vom Zeitfenster.

Längst Geschichte ist die Auffassung Newtons, der Raum und Zeit als reale Dinge, „Behälter“, sah, in denen Objekte existieren und Ereignisse geschehen. Kant wiederum verfiel auf den genialen Ausweg, sie bloß als menschliche Formen, „Brillengläser“, zu verstehen, ohne die wir uns die Welt nicht anschaulich machen können. Die moderne Physik geht von einem vierdimensionalen Bild aus, das die Realität der Zeitdimensionen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichfalls verneint: Danach ist es eine Frage der Perspektive und nicht der Realität selbst, ob ein Ereignis „hier“ oder „jetzt“ stattfindet.

Unendlichkeit

Sonnenuntergang

Caspar David Friedrich: Zwei Männer am Meer bei Sonnenuntergang

Das Unendliche ist ein wichtiger Begriff nicht nur im Denken von Raum und Zeit, auch in der Mathematik. Aber Philosophen wie Mathematiker haben es mit großer Skepsis behandelt: Aristoteles räumte zwar die Möglichkeit einer potentiell unendlich fortlaufenden Zahlenreihe ein, leugnete jedoch die Existenz des tatsächlich Unendlichen. Kant formte aus der Frage, ob das Universum endlich oder unendlich sei, eine kosmologische Antinomie, einen Widerstreit zweier gleich gut begründeter Aussagen. Erst der Mathematiker Georg Cantor(1845-1918) erfand zusammen mit der Mengenlehre eine Mathematik des Unendlichen.

Die deutschen Romantiker hatten da weniger Berührungsängste. E.T.A. Hoffmann (1776-1822) spricht ständig von der unendlichen Sehnsucht, die uns befällt, wenn wir Musik hören. Und der Maler Caspar David Friedrich(1774-1840) findet das Unendliche vorwiegend in der Natur auf, die er als unermesslich erhaben und weit erfährt und dementsprechend auch als tatsächlich unendlich malt. – Oder handelt es sich bei dieser Unendlichkeit etwa nur um eine Metapher?

4. Glauben

Gibt es Gott und, wenn ja, wieviele?

„Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde“, heißt es im Dekalog (5. Mose, 5). Gegen dieses Gebot haben christliche Künstler oft verstoßen. Warum nur? Die Juden – auch sie kennen das Bilderverbot – waren da immer etwas strenger als die Christen, und unter den Christen die Protestanten textzentrierter und dementsprechend bildkritischer als die Katholiken.

Ludwig Feuerbach kritisierte Gottesbilder als Auswürfe menschlicher Wünsche und Träume, Sigmund Freud als Projektionen der Psyche. Friedrich Nietzsche sagte, der Mensch habe Gott durch Wissenschaft, Zweifel und Geschmack getötet. Albert Camus bezeichnete den Gottesglauben als überflüssig bis unmöglich.

Daher entstand in den USA sogar eine „Gott-ist-tot-Theologie“, die Dorothee Sölle in Deutschland als Christentum ohne Gott zu etablieren versuchte.

Karl Barth und andere Theologen hielten sämtliche Gottesbilder für zwecklos – mit Ausnahme des einzig wahren, durch Gott offenbarten christlichen.

Wolfhart Pannenberg meinte, das Religiöse sei Teil des Menschen an sich. Dieser könne gar nicht anders, als sich Gott vorzustellen, also Gottesbilder zu machen.

Gott Vater

Gott Vater in der Pfarrkirche St. Gordianus und Epimachus, Aitrach, Landkreis Ravensburg

Gehörnter GottFlöte spielender Gott Krishna

Gehörnter Gott, Enkomi, 12. Jhd. v. Chr.                     Flöte spielender Gott Krishna Indien,                                                                                   Bronze Museum Rietberg, Zürich

MerkurJupiter

Römischer Gott Merkur                                                    Römischer Gott Jupiter

Gott des Feuers

Gott des Feuers, Teotihuacan

 

 

 

 

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