Impfgegner Tsp. 10.1.22
Berliner Schulalltag durch ständige Proteste behindert
Impfgegner und Coronaleugner protestieren an Schulen aggressiv und beeinträchtigen ganz erheblich den Schulbetrieb
Mit dieser Lage-Skizzierung betitelt der Tagesspiegel vom 10. Januar 2022 einen Artikel, in dem Redakteur Frank Bachner den Schulleiter des Hans-Carossa-Gymnasiums zu Problemen mit Impfgegnern und Coronaleugnern befragt. Im Folgenden werden hier zentrale Stellen des Artikels wiedergegeben.
Schulleiter Rußbült zeigt sich im Interview mit dem Tagesspiegel besorgt und sieht für den Fall der Einführung einer Impfpflicht größere Schwierigkeiten auf die Schule zukommen: „Eine Impfpflicht wegen Corona könnte dafür sorgen, dass sich hier eine Glut entfacht und ein Feuer auslöst.“
Rußbült weiß, wovon er spricht. Monatelang haben ihn aggressive Eltern in Atem gehalten. „Eigentlich ging es gar nicht um mich. Man wollte eine Einrichtung lahmlegen, weil man mit Entscheidungen der Regierung nicht zufrieden ist.“ Gemeint sind Maskenpflicht für Schüler und regelmäßige Tests vor Schulbeginn.
„Das Theater“, sagt Rußbült, „begann mit der Maskenpflicht zu Beginn des Schuljahres 2020/2021. Ab da wurde ich zeitweise von Mails, die Eltern geschickt haben, überflutet. Zwei seitenlange Dienstaufsichts-Beschwerden an die Schulaufsicht waren gefüllt mit abenteuerlichen, vermeintlich wissenschaftlichen Aussagen.“
Was wurde dem Schulleiter vorgeworfen?
- Er als Schulleiter schädige Psyche und Physis der Kinder, er gefährde Leib und Leben von Minderjährigen.
- Obskure wissenschaftliche Behauptungen wurden als hochseriöse Wahrheiten verkauft.
- Schüler müssten gegen ihren Willen Masken tragen; es drohten Bewusstlosigkeit und schwere psychische Langzeitprobleme. Als Schulleiter habe er die Pflicht, Kinder zu schützen.
- Als Beamter versage er, weil er nicht gegen die vom Senat vorgeschriebenen Maßnahmen protestiere.
- Die Tests seien auf jeden Fall völlig unnötig.
„Der zeitlichen Aufwand war enorm“, beklagt der Schulleiter. Es blieb ja nicht beim Schreiben. Das nächste Problem waren die Tests, die Schüler zwei- beziehungsweise drei Mal pro Woche vornehmen mussten. Offiziell vorgeschriebene Testverfahren, keine Spucktests. Aber nur die akzeptierten diverse Eltern. Alles andere wäre in ihren Augen ja Körperverletzung.
Auch andere Schulen sind betroffen, bundesweit
Die Senatsbildungsverwaltung bestätigt für Berlin den Eingang von Beschwerden über Corona-Regeln. Es gebe schrille Schreiben, die Nähe zu Reichsbürgern vermuten lassen.
Norman Heise, der Landeselternsprecher, stellte gegenüber Frank Bachner vom Tagesspiegel fest: „Uns erreichen vereinzelt Mails von Corona-Leugnern mit teils merkwürdigen Inhalten und Aufforderungen. Wir haben unseren Umgang damit gefunden.“
Die Bundesregierung bestätigt ebenfalls solche Vorfälle. Das Innenministerium berichtet „von Briefen, E-Mails und Drohschreiben, die Reichsbürger und sogenannte Selbstverwalter an Schulen, Behörden, Lehrerkollegien und Kitas gesendet haben. In manchen Schreiben werden demnach „pseudojuristische Argumente“ angeführt, die den Corona- oder Masken-Verordnungen ihre Rechtsgültigkeit absprechen.“ (Tagesspiegel vom 16.1.2022).
Und wenn die Impfpflicht tatsächlich kommt, was dann?
„Dann“, sagt Rußbült, „würde ich dies mittragen, auch wenn sie die Gegner voll auf den Plan rufen würde.“
Was das bedeutete, sei dem Schulleiter natürlich klar: „Es bedeutet ganz sicher eine Menge Mehrarbeit.“ Aber er denkt auch an die Sicherheit für all jene, die an der Schule lernen oder arbeiten. „Die ist mir wichtiger als der zusätzliche Stress.“