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Boaler

 

DER UNTERRICHT DER ZUKUNFT

Potenziale wecken * Lernleistung nachhaltig verbessern

Die Plastizität des Gehirns erlaubt uns weitere Lernfortschritte

Das Bildungskonzept von Jo Boaler auf dem Studientag des Kollegiums

 

Ich bin kein Mathe-Typ.

Selbsteinschätzungen wie diese behindern unsere Lernentwicklung; so lautet eine der zentralen Thesen von Jo Boaler. Die Stanford-Professorin sieht da ein „fixed mindset“, eine verfestigte Grundhaltung. Eine positive, dynamische Einstellung zum eigenen Lernen hingegen führe zu schöpferischem Umgang mit Herausforderungen und den Möglichkeiten, Neues zu lernen („growth mindset“).

Einführungsreferat am Studientag

Dieses Boaler-Konzept hält Schulleiter Henning Rußbült für wichtig und sieht darin einen fruchtbaren Impuls für die Weiterentwicklung der pädagogischen Praxis am Hans-Carossa-Gymnasium. Am Studientag des Kollegiums am 17.11.2021 hat der Schulleiter das Konzept dem Kollegium vorgestellt.

PROF. DR. JO BOALER

Jo Boaler, Jahrgang 1964, begann ihre Karriere als Mathematiklehrerin der Sekundarstufe, ehe sie am Londoner King’s College promovierte. Heute ist sie Professorin für Mathematikdidaktik an der Stanford University und engagiert sich mit ihrer Plattform YouCubed für den Einsatz von Visualisierungen in Schulen und Ausbildungseinrichtungen.

Darüber hinaus berät sie Bildungseinrichtungen im Silicon Valley und hält Vorträge zu neuen Lehrmethoden für das beste mentale Wachstum. Ihr YouTube-Video »How you can be good at math, and other surprising facts about learning« begeisterte bisher über 1.5  Millionen Zuschauer. Kürzlich wurde sie von der BBC zu einem der führenden Köpfe erklärt, die »der Bildung ein neues Gesicht geben«. (Umschlagtext)

Sechs Fragen dazu an den Schulleiter

Herr Rußbült, warum sollte sich eine Lehrerin oder ein Lehrer mit den Konzepten der amerikanischen Didaktikerin Jo Boaler beschäftigen?
Als Schule sind wir aufgefordert, Entwicklungen in der Wissenschaft wahrzunehmen und – Im Gleichschritt mit ihr – uns zu hinterfragen, ob wir den Schülern und Schülerinnen die best möglichen Lernumgebungen und Lernanlässe bereit stellen. Die Boaler’schen Theorien geben da Anregung und Orientierung.

Jo Boaler wird in den USA auch als Evangelistin, als Verbreiterin einer guten Botschaft, bezeichnet. Was ist das Gute an ihre Botschaft?
Boalers Konzepte versprechen ein größere Tiefe beim Lernen und zeigen didaktische Wege dazu auf.

Welcher Grundgedanke von Boaler fasziniert Sie besonders?
Mich fasziniert der Gedanke, dass Schnelligkeit in der Didaktik nicht ein Wert an sich ist, denn es gibt Menschen, die bei der Lösung von Problemen nicht sehr schnell sind, aber dennoch eine große Tief des Denkens erreichen. Das sollte die Didaktik berücksichtigen.

Welche Fächer hat Jo Boaler im Blick? Spezielle Altersgruppen?
Kurz und knapp: alle; alle im Schulleben Beteiligten und alle Fächer.

Haben sich am Studientag Ideen, Konzepte, Planungen des Kollegiums im Sinne der Theorien von Jo Boaler ergeben?
Ich glaube, wir haben am Studientag gute Ideen entwickelt, konkret für die Wahlpflichtfächer der 8. Jahrgangsstufe. Die Vorschläge des Kollegiums fußen auf einer gesamtheitlichen Sicht und überwinden starre Fächergrenzen.

Ziel des Wahlpflichtfachkonzepts ist es, einen ganzheitlichen, projektorientierten und fächerübergreifenden Unterricht anzubieten, in dem die Schülerinnen und Schüler selbstständig, forschend und interessengeleitet arbeiten können. Wir versprechen uns davon ein größeres Interesse der Schüler:innen an Themen und Fragestellungen.

Werden Sie in dieser Richtung weiter aktiv sein?
Gemeinsam und in Absprache mit dem Kollegium würde ich diesen Weg gerne weitergehen.


Astronomie-Station auf dem Dach des Hans-Carossa-Gymnasiums
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Text: Manfred Heun
Fotos: Stanford University, Harper Collins, Kirski

Literaturhinweis: Jo BOALER, Das neue Lernen. 224 S.  24 €,  e-Book 15.99 €, Harper Collins 2021