12 Porträts
12 Porträts
Eindrücke der Schülerinnen und Schüler
Leen (15) wohnte In Daraa In Syrien

Ich vermisse meine Familie – besonders meine Großeltern und meine Freunde. Ich wünsche mir sehr, dass ich in Deutschland auch richtig gute Freunde finde. Ich habe aber das Gefühl, dass ich dafür noch nicht genug Deutsch spreche. Das finde ich schade.
Ihr Bruder Muaath (14) kommt auch aus Daraa
Ich vermisse das syrische Essen. Am liebsten esse ich Mlehi. Das ist ein Gericht aus Reis und Hühnchen mit einer Joghurtsoße. Manchmal kocht meine Mutter es für mich.
Majda Ist 14 Jahre alt. Sie war in Gaza in Palestina zuhause.

In Deutschland ist für mich alles komplett anders als in Palästina. Die Autos und Bahnen sehen anders aus, die Häuser und auch die Menschen. Gaza ist zerstört. Der Ort, aus dem ich komme, ist ein Trümmerfeld. Man hört immer wieder Explosionen. Ich hatte ständig Angst, dass unser Haus getroffen werden könnte. Hier fühle ich mich sicher.
Deya (14), syrischer Herkunft, hat zuletzt in Libyen gelebt. Er hat zwei Brüder in der Klasse: Bahaa und Mohamed.
In Libyen hatten wir fast immer gutes Wetter. Im Winter wird es dort nicht so kalt wie in Deutschland. Hier finde ich es zurzeit viel zu kalt. In Tripolis war ich jeden Tag am Meer. Ich bin ein guter Schwimmer. Hier in Berlin gibt es kein Meer. Ich war im Sommer aber ab und zu in der Havel schwimmen. Das hat auch Spaß gemacht.
Bahaa ist 16

Ich habe in Deutschland schon Freunde gefunden. Einige habe ich im Heim kennengelernt, manche aber auch hier in der Schule. Am Nachmittag treffen wir uns und unterhalten uns über alles Mögliche. Das macht mir Spaß.
Mohamed ist der älteste der drei Brüder

Ich bin zwar erst 17, aber in Tripolis hatte ich einen Führerschein und ein eigenes Auto. Das war natürlich toll. Ich war unabhängig. Hier in Deutschland muss ich mindestens noch ein Jahr warten, bis ich einen Führerschein machen kann.
Fatima (15) floh aus dem zerbombten Aleppo (Syrien)
Bevor in Syrien der Krieg ausgebrochen ist, bin ich mit meiner Familie oft in Aleppo spazieren gegangen. Man hatte ständig den Duft von Jasmin in der Nase. Vielleicht ist es das, was ich am meisten vermisse – gemeinsam diese wunderschönen Straßen entlang schlendern – voller Blumen und Sträucher.
Majd (16) ist ein palestinensischer Junge aus dem Gaza-Streifen.

Im Heim verbringe ich die meiste Zeit damit, für die Schule zu lernen. Wenn ich mal Freizeit habe, treffe ich mich mit den anderen Jungen. Dann hören wir arabische Musik und tanzen dazu. Am liebsten hören wir Mohamed Asaf und Al Chab Khaled.
Sadaf (16) aus Konar in Afghanistan

Da wir nur ein Zimmer haben, müssen wir alles darin machen. Es ist also Wohnzimmer, Küche, Flur, Kinder- und Badezimmer in einem. Meine Mutter hat letztens eine Herdplatte gekauft. Die steht in einer Nische, die wir eigentlich als Garderobe benutzen. Ich finde das manchmal ein bisschen absurd und muss darüber lachen: Ich komme nach Hause, will meine Jacke aufhängen und meine Mutter hockt in der Garderobe und kocht. Hoffentlich finden wir bald eine Wohnung in Spandau. Ich möchte nämlich unbedingt auf dieser Schule bleiben.
Fatima, Sadafs jüngere Schwester, 15 Jahre

Ich vermisse meine Verwandten und vor allem das Gefühl von „Zuhause“. Das hat man ja nur, wenn man eine eigene Wohnung hat. In Afghanistan hatten wir eine schöne Wohnung und genug Platz für die ganze Familie. Im Heim leben wir in einem einzigen Raum zusammen. Das ist schon eng und da wir hoffentlich nur vorübergehend dort bleiben werden, fühlt es sich nicht an wie unser Zuhause. Trotzdem bin ich glücklich darüber, dass wir es nach Deutschland geschafft haben. Manchmal muss man etwas aufgeben, das einem lieb ist, um Neues zu gewinnen.
Ayman (15) hatte sein Zuhause in Moidlkroum in Palestina. Zuletzt lebte er in Benghazi in Libyen.

Aymans Schwester Aya ist 14 Jahre alt.

Das Brot in Benghazi ist völlig anders als das deutsche Brot. Es ist groß und rund, aber auch nicht wie das türkische Pide. Ich finde es köstlich und habe es immer gegessen. Leider kann man es hier in Berlin nirgendwo kaufen.
Zur Entstehung der Foto-Texte:
Die Deutschlehrerin Frau Schuster hat – im Zuge individualisierten Sprachunterrichts – in Einzelinterviews den Schüler/innen einfühlsam Sprechanlässe gegeben; die dabei produzierten Schüler-Äußerungen hat sie notiert und für die HCG-Homepage zusammengefasst. Die Schüler/innen wiederum lasen dann ihre Bemerkungen in standardsprachlichem Deutsch.
Fotos: Manfred Heun (Copyright 2015)
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