Tamara erzählt
Tamara erzählt
Die Flucht meines Opas
Von 1944 bis 1945 und danach
Ich möchte von der Flucht meines Opas Dieter Fritsch erzählen, von den Gefahren des weiten Weges und des nahen Todes, erzählen die Folgen der Flucht, die ihn damals noch lange in Erinnerung blieben.
1940, mitten im Krieg, wie meine Mutter immer sagt, wurde Dieter geboren. Sein Bruder war damals 9 Jahre alt. Sie wohnten in der Dennewitzstraße in Berlin-Schöneberg, doch diese Wohnung wurde 1944 ausgebombt, so wie viele Wohnungen in ganz Berlin und in anderen deutschen Großstädten.
Hoch-Bahn und Häuser am Bülowbogen in Berlin-Schöneberg im Sommer 1944
Die kleine Familie (Mutter und 2 Kinder) wurden in den Osten von Ostpreußen abgeschoben, ein langer und beschwerlicher Weg, den sie leisten mussten. Doch in dem damaligen Ostpreußen, heute zu Russland gehörend, war es ruhiger, die Menschen waren freundlich und sie mussten nicht hungern.
Opa behielt den Bauernhof, auf dem sie in dieser Zeit lebten, als eine schöne Erinnerung in sich, auch wenn er meistens nur seinen Bruder zum Spielen hatte, der damals 13/14 Jahre alt war.
Doch als sich die Ostfront nach Westen vorschiebt (Ende 1944, Anfang 1945), muss die Familie weiterziehen in die heutige Tschechei. Es fuhren keine Züge, und da sie nur manchmal von einem Bauernwagen mitgenommen wurden, mussten sie die fast 1000 Kilometer laufen. Als sie endlich ankamen, wurden sie in großen Zelten untergebracht, hier konnte man nie alleine sein, sich nie entspannen. Häufig gab es Streit, jedoch kam es nie zu gefährlichen Auseinandersetzungen, denn die Menschen mussten zusammenhalten, sich verbünden, um gegen Hunger und Tod ankämpfen zu können.
Opa bekam eine gefährliche Lungenentzündung, doch er hatte Glück und überlebte diese.
1945 ist der Krieg vorbei, und wieder zieht die Familie weiter, dieses mal zu einem Ort in Brandenburg namens Wusterwitz an der Wuster. Dort wird der damals kleine Dieter auch eingeschult.
Als er in der 8. Klasse ist (1953), findet die Familie endlich eine eigene Wohnung in West-Berlin, und auch der Vater ist heil aus dem Krieg zurückgekommen. Fast 10 Jahre lang mussten sie zu dritt in einem Zimmer leben, fast 10 Jahre haben sie ihren Vater/Ehemann nicht gesehen. Und doch hielten sie fast immer zusammen, konnten sich allem stellen und waren eine richtige Familie.
Mein Opa und ich an meinem 10. Geburtstag
Tamara Hecht, 8. Klasse
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