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One year abroad

US flag
Bericht eines Austauschschülers


Lennard Haverkamp

Ich durfte ein Jahr in den USA verbringen und viele interessante Menschen und deren Kultur kennen lernen. Das Jahr hat mir sehr geholfen, meinen persönlichen Horizont zu erweitern. Zudem habe ich ein zweites Zuhause – auf der anderen Seite des Globus – gefunden.

An dieser Stelle möchte ich mich bei dem Deutschen Bundestag bedanken, der zur Förderung der transatlantischen Verhältnisse und einer immer mehr zusammen wachsenden Welt das Parlamentarische Patenschafts–Programm gegründet hat. Dies ermöglicht Schülern und Studenten, ein Jahr in den Vereinigten Staaten von Amerika zu verbringen. Mein Dank geht besonders an den Bundestagsabgeordneten Kai Wegner, der mich als Botschafter in seinem Wahlkreis Berlin-Spandau ausgewählt hat. Vielen Dank!

Von Anfang an versuchte ich, keine zu großen Erwartungen an das Austauschjahr zu haben, damit ich nicht enttäuscht werden konnte. Mir kam es nicht auf den Ort, sondern auf die Menschen an. Somit war es mir sehr wichtig, viele neue Freunde und eine neue Familie fürs Leben kennen zu lernen und ein zweites Zuhause zu finden.

Meine Erwartungen stiegen, als mir die Informationen über meine Gastfamilie zugeschickt wurden. Ich sollte meine nächsten 11 Monate in Indiana in der Nähe einer größeren Stadt (Fort Wayne) und einem kleineren Dorf (Bluffton) verbringen. Meine Familie war das genau Gegenteil von meiner Familie in Deutschland. In Deutschland lebe ich mit meinen Eltern in einem Einfamilienhaus und jetzt sollte ich das nächste Jahr in einer Familie mit 8 Kindern (3 leibliche Kinder und 5 adoptierte Chinesen) verbringen. Zudem wollte meine Familie noch einen zweiten Austauschschüler aufnehmen. Ich war sehr gespannt und und aufgeregt nach meinem ersten Skypetelefonat. Die Familie war sehr nett und freute sich sehr stark auf mich.

Meine Vorfreude wuchs weiter, als ich mich mit weiteren PPP’lern in Würzburg zu einem Vorbereitungsseminar traf und wir uns auf den bevorstehenden Austausch vorbereiteten.

Meine Gast-Eltern

Es war vor allem am Anfang nicht leicht, mich an eine so große Familie zu gewöhnen, aber mit der Zeit wurde es immer besser. Meistens war es laut und etwas chaotisch und man konnte froh sein, wenn alle Familienmitglieder an einen Tisch gepasst haben, aber trotzdem konnte man auch all diese Herausforderungen lösen.

Goga aus Georgien, der zweite Austauschschüler, und ich haben uns unglaublich gut verstanden und waren wie leibliche Brüder. Wir gingen denselben Hobbys nach und verbrachten deshalb sehr viel Zeit miteinander. Wir verstanden uns hervorragend, auch ohne miteinander zu reden.

Meine Gastfamilie hatte zwar nicht so viel Zeit, mir die USA zu zeigen, aber trotzdem habe ich sie sehr lieb gewonnen und nach ein, zwei Wochen des Kennenlernens habe ich mich dort wie zu Hause gefühlt. Die größte Herausforderung in der Familie hatte ich mit dem “Essen“. Meine Familie hatte meistens nicht genug Lebensmittel, um mich satt zu kriegen und so begann ich mir selbst Essen zu kaufen. Ich kochte regelmäßig für die ganze Familie, auch wenn es schwer war, ein Gericht für alle Geschmäcker zu finden.

Mein Vater und ich waren beide sehr interessiert an Basketball und so haben wir viel Zeit miteinander verbracht, um entweder Basketball im Fernsehen zu gucken sowie draußen oder auf der X-Box Basketball zu spielen. Zudem haben wir ab und zu zusammen Bundesliga geguckt. Höhepunkt des Sportjahres war das Freundschaftsspiel (Fußball) zwischen Deutschland und Georgien, welches zu meinem Glück Deutschland gewann. Auf dem Bild sieht man Goga (den Georgier) und mich während des Spiels.

Ein weiterer Höhepunkt war das Footballspiel der Indianapolis Colts gegen die Denver Broncos, bei dem mein Vater, meine Brüder und ich im Stadion waren. Dieses Spiel wird mir immer in Erinnerung bleiben und es hat mich außerdem sehr beeindruckt, wie patriotisch die Amerikaner sind .

Dies ist die größte USA Flagge, die ich in meiner ganzen Zeit in den USA gesehen habe. Dieses Spiel war ein einmaliges Erlebnis für mich.

Der Ort, an dem ich die meiste Zeit meines Austauschjahres verbrachte, war meine Schule. Meine High School war mit 800 Schülern nicht zu groß, aber auch nicht zu klein. Sie war für mich wie ein Zuhause, in dem ich viele neue Leute kennen lernte und neue Sportarten lernte.

Der erste Schultag an der amerikanischen High School hat sich so angefühlt wie mein erster Schultag an meinem Gymnasium in Deutschland. Überall waren Gesichter, die ich nicht kannte. und einfach alles war neu für mich. Ich hatte mir schon in Träumen diesen Tag vorgestellt, doch meine besten Träume waren sehr weit von der Realität entfernt..

Erst nach dem Tag habe ich realisiert, wie viele neue Menschen auf mich zugekommen sind, sich vorgestellt und mit mir geredet haben. Jeder – aber auch wirklich jeder – war interessiert an mir. Und so kam es, dass ich schon nach einem Tag an einer amerikanischen High School unglaublich viele neue Freundschaften geschlossen hatte.

Es gibt viele Unterschiede zwischen einer deutschen und einer amerikanischen Oberschule. Die amerikanische High School ist vergleichbar mit einer deutschen Gesamtschule, an der die Klassen 9 bis 12 zusammen Unterricht haben.

Das Zentrum eines Schülers in den USA ist die Schule, weil sie hier die meiste Zeit verbringen. Sei es Sport, Musik oder Kunst, alles wird von der Schule organisiert und man entwickelt dadurch auch den berühmten amerikanischen ’school spirit‘, da Schulen gegeneinander antreten. Beliebte Sportarten wie zum Beispiel Football oder Basketball genießen sehr viel Aufmerksamkeit und so kommt zu einem Basketball oder Football Spiel die ganze Schule zusammen, um ihr Team anzufeuern.

Drei verschiedene Sportarten (Tennis, Schwimmen und Track and Field) habe ich intensiv betrieben. Außerdem habe ich an der Marching Band und der Pep Band teilgenommen. Schwimmen und Laufen waren für mich eine ganz neue Erfahrung, weil ich es in Deutschland noch nie gemacht hatte. Ich kam an meine physischen Grenzen, da man in den USA 5 mal die Woche für 2 Stunden trainiert.

Außerdem habe ich noch Tennis gespielt. Die Marching Band war für mich auch eine ganz neue Entdeckung. In einer Marching Band spielt man Musik und marschiert dabei auf dem Football Field. Für mich wurde extra ein Solo auf einer elektrischen Violine in unsere Marching Band Show hinein komponiert. Sport und Musik wird in den USA sehr viel professioneller wahrgenommen als bei uns in Deutschland. Die Band besitzt ein Equipment im Wert von mehreren Hunderttausend Euro, welches von der Schule bereit gestellt wird.

Zudem sind amerikanische Schulen besser mit Technik ausgestattet. An meiner High School hat jeder ein Ipad bekommen, mit dem man dann gearbeitet hat. Es gab auch keine Tafel mehr im Klassenraum, sondern ein Smartboard sowie mehrere Bildschirme. Somit war es für Schüler eine normale Aufgabe, Filme oder Power-Point-Präsentationen zu erstellen.

Norwell Knights ist der Team-Name der Highschool

Im Ganzen kann man sagen, dass die amerikanische High School ein nicht so hohes schulisches Niveau hat wie ein Gymnasium in Deutschland, sie aber trotzdem auf verschiedenen Gebieten Kurse mit hohen Niveau anbietet.

Einer der Höhepunkte meines Austauschjahres war der Trip von der 9 Marching Band in die Disney World Orlando in den Osterferien. Dort nahmen wir an einer Parade im ‚Magic Kingdom‘ teil. Es war für mich eine sehr spannende und aufregende Erfahrung. Am letzten Tag wurden uns die Disney Music Studios gezeigt und ein Disney Dirigent hat mit uns Filmmusik zu einem Livefilm aufgenommen. Dadurch haben wir einen sehr guten Einblick in ein Leben eines professionellen Musikers bekommen.

Die Band nahm danach den Bus zurück nach Indiana. Ich dagegen wurde von meinem leiblichen Bruder und meinem Vater in Orlando abgeholt. Wir haben zusammen zwei Wochen in Florida verbracht und es erkundet. Wir sind zuerst die Westküste Floridas heruntergefahren und haben anschließend zwei Tage in den Everglades verbracht. Von dort sind wir auf die Florida Keys gefahren und zum Schluss haben wir die letzten Tage in Miami verbracht.

Das Jahr in den USA hat definitiv meinen Lebensweg und meine Persönlichkeit beeinflusst und ich hoffe, dass ich Deutschland auf eine sehr gute Weise repräsentieren konnte.

Da ich an meiner High School der erste deutsche Schüler war, musste ich mit vielen Vorurteilen kämpfen. Deshalb war es mir persönlich wichtig, diese Vorurteile aufzuklären und den Amerikanern die deutsche Kultur zu erklären und zu zeigen. Viele Amerikaner wissen nicht, wie eng Deutschland und die Vereinigten Staaten zusammen arbeiten und denken immer noch, dass Deutschland ein gespaltenes Land ist, welches seit dem zweiten Weltkrieg mit dem Wiederaufbau beschäftigt ist.

Deshalb habe ich in der International Education Week mehrere Vorträge über Deutschland und das Verhältnis zwischen Deutschland und den USA vorbereitet und in vielen Kursen präsentiert. Besonders über den Holocaust und das Nazi-Regime wurden anschließend viele Fragen gestellt: „Wie konnte so ein Regime an die Macht kommen?“ […]

Mir war es sehr wichtig, alle Fragen zu klären und anschließend mit den Mitschülern zu diskutieren.

Mein Jahr in den USA würde ich, wie zu Beginn meines Berichtes, als einen Traum bezeichnen, der viel zu schnell zu Ende ging. Ich habe sehr viel über mich selbst und über den Umgang mit einer fremden Kultur und die damit verbundenen Herausforderungen gelernt. Diese dadurch entwickelten Fähigkeiten werden mich durch mein Leben führen und leiten. Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal bei Herrn Kai Wegner (Abgeordneter des Bundestages) bedanken, der mich für das Stipendium ausgewählt hat. Vielen Dank!

Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute,
welche die Welt nicht angeschaut haben.

Alexander von Humboldt (1769 – 1859)

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Prom 2016, mit Jihanna

 

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