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Kursfahrt LK Mathe 2019

 

Eine Kursfahrt mit Mathematikern

Wie es so üblich ist in zwölften Klassen, unternehmen auch die Leistungskurse an der Hans-Carossa eine kleine „Abschlussfahrt“. Einige Kurse fahren nach London, Barcelona, Dublin oder nächstes Jahr vielleicht sogar auf die Azoren. Aber wie es der Zufall wollte, hat es den Mathematik-Leistungskurs von Frau Hinzmann dieses Jahr nach Bonn verschlagen. Und nein, es gibt kein Bonn auf Mallorca oder gar in Neuseeland. Es ging nach Bonn in Deutschland.

Jetzt denken Sie vielleicht: Würden nicht auch Mathematiker mal gerne einen Sonnenbrand bekommen, während sie schnorchelnd die Flora und Fauna des Mittelmeeres erkunden oder selbst erleben, wie es sich anfühlt, wenn es Katzen und Hunde regnet? …. Nein, danke, wir interessieren uns eher für Supercomputer, Teilchenbeschleuniger, Kernfusion, das Mathematikstudium an der Universität Bonn und natürlich Bonn und Köln. In der letzten Septemberwoche fuhren wir also ins urige Rheinland.

Am Montagmorgen trafen wir uns am Bahnhof Spandau und begannen unsere Reise. Geplant war, dass unsere Zugverbindung uns gegen 15 Uhr in Bonn HBF ans Ziel bringt. Aber wir fuhren halt mit der Deutschen Bahn, die immer noch über Weichenanlagen aus der Kaiserzeit verfügt … Also hatten wir Glück, dass wir noch am geplanten Ankunftstag ankamen, mit tatsächlich „nur“ zwei Stunden Verspätung.

Die zwei Stunden haben wir übrigens unfreiwillig in Bielefeld verbracht. Dies hat uns jedoch kaum tangiert, denn wir waren zu sehr mit Spielen beschäftigt. Durch „Skat“ und „Werwolf“ vergingen viele Stunden Fahrt wie im Flug. Der einzige Nachteil war, dass wir uns ganz schön sputen mussten mit dem Zum-Hostel-Gehen, dem Einchecken und dem Einrichten, da wir ja eigentlich noch ein kleines Programm für den Tag geplant hatten. Im Schnelldurchlauf hieß es dann Innenstadt, Marktplatz, Altes Rathaus, Münsterplatz und Münster angucken, bevor es zu dunkel werden würde.

v.l.n.r. Konrad, Malte, Anh Minh, Philipp, Adrian, Annika, Mohammad, Yannick, Fr. Hinzmann, Sebastian; vor dem Alten Rathaus in Bonn

Am zweiten Tag mussten wir früh raus (so viel zum Thema, eine Kursfahrt sei entspannter als Schule 😉 ), da wir einen Besichtigungstermin im Forschungszentrum Jülich hatten. In Jülich wird zu vielen Feldern geforscht, zum Beispiel Kernphysik, zu Energiewandlungs- und Speichertechnologien, Biotechnologie, Neurowissenschaften oder Simulationswissenschaften.

Nach einer geringfügigen Verspätung von einer Stunde (danke, Deutsche Bahn, wer weiß was passiert wäre, wenn wir nicht einen Zug früher genommen hätten …), durften wir den Jülicher Teilchenbeschleuniger besuchen, wo wir einen interessanten Vortrag über die dortige Arbeit und einen guten Einblick in die Funktionsweise des Teilchenbeschleunigers bekamen.

Im Anschluss ging es für uns ins Jülich Supercomputing Centre, eine große Halle mit Computern, die unter anderem Simulationen durchführen. Zu Mittag konnten wir uns im „Seecasino“, der preiswerten Mensa mit dem riesigen schmackhaften Angebot, stärken, wobei wirklich beträchtliche Mengen verdrückt wurden. Voll frischer Energie ging es also weiter und so besichtigten wir noch das Institut für Kernphysik und hörten uns eine Präsentation über Kernfusion an.

Teilchenbeschleuniger von außen …

… und von „innen“

Mittwoch war dann Bonn angesagt: Neben ein paar Vorträgen über die Stadt und seine Persönlichkeiten waren wir im Arithmeum (ein Bonner Mathematikmuseum), in dem Rechenmethoden im Laufe der Zeit ausgestellt wurden: Von Steinen zu Tonkrügen zu Rechentischen und allerhand ausgefeilten mechanischen Rechenmaschinen.

Heutzutage ist es kaum nachzuvollziehen, wie Zahlen damals eine solche Schwierigkeit darstellten. Eine hochinteressante Ausstellung, zu empfehlen für jeden, der mal in Bonn vorbeischaut und ein Stündchen oder mehr Zeit hat. Wir dürften auch selber an den Rechenmaschinen handangreifen, um kleine Berechnungen durchzuführen.

Wenn man erst einmal diese alten Rechenmaschinen benutzt hat, weiß man, was für ein Glück man mit dem modernen Taschenrechner hat. Nicht nur weil es Schwierigkeiten mit dem Transport der Rechenmaschine in einem normalen Pkw geben würde, sondern auch weil man doch eigentlich präferiert, das Gehirn auszuschalten, wenn man die Zahlen eintippt.

Danach ging es für uns in die Mathematische Fakultät der Bonner Universität für einen Vortrag von einem waschechten Mathematik-Professor! Dort wurde nicht nur gezeigt, wie man ein Stück aus einer Tafel Schokolade stibitzt, ohne dass jemand etwas merkt, sondern auch wie man aus einem Apfel zwei macht. Letzteres war dann doch ein wenig schwerer nachzuvollziehen, insbesondere wenn man die vorherige Nacht überwiegend zum „Werwolf“-Spielen genutzt hat.

Rechenmaschinen im Arithmeum

Vortrag in der mathematischen Fakultät

Am Donnerstag fuhren wir nach Köln, als kleines Highlight gegen Ende der Fahrt.

Unter der Führung von Frau Hinzmanns Tante, die in der Region lebt, haben wir eine kleine, wenngleich hochinteressante Altstadttour gemacht. Auch Frau Hinzmann selbst, welche Geschichtslehrerin ist, hat eine Menge interessante Fakten beigesteuert. Welcher normale Tourist hätte gedacht, dass er in der Kölner Altstadt über meterhohe Ablagerungen von „Müll“ spaziert, welche die verbliebenen römischen Strukturen begraben? Zudem hat uns Frau Hinzmann interessante Artefakte aus der Römerzeit gezeigt, wie z.B. römische Mauerreste in den Fundamenten des Kölner Doms.

Das Wetter war an diesem Tag leicht verregnet. Der Nieselregen war bei der Altstadttour nicht allzu angenehm. Aber man war doch erleichtert, dass es nicht auch noch „Katzen und Hunde“ geregnet hat …. Da war der Niesel glücklicherweise nicht so störend. Außerdem hatte es etwas ganz Eigenes, an einem leicht verregneten Tag am romantischen Rhein entlangzuspazieren

Nach ein wenig Freizeit folgte natürlich noch eine obligatorische Dom-Besichtigung. Dabei haben wir uns auch aufgemacht, den Turm zu erklimmen. Das kleine Workout hat sich wirklich gelohnt. Der Blick über Köln war atemberaubend, wenn auch geringfügig diesig. Für einige ging es danach noch in die Schatzkammer. Da stellte sich die Frage, warum irgendjemand solche „Zelte“, mit anderen Worten auch „Bischofsmantel“, tragen würde. Der eigentliche Grund, weshalb wir die Schatzkammer besichtigt haben, war der Dreikönigenschrein, das „größte, künstlerisch bedeutendste und inhaltlich anspruchsvollste Reliquiar des Mittelalters“. Letztendlich befindet sich dieser jedoch im Inneren des Kölner Doms. Na ja,…

Nach einem kleinen Abstecher über den Römerturm (bemerkenswert, in welch gutem Zustand sich dieser befindet) ging es zu einem gemeinsamen Abschlussabendessen in eine Pizzeria.

Köln von oben

Der Rhein, mit dem Dom im Hintergrund

The one and only Kölner Dom

Ausstellung Kölner Domschatz

Dann war es leider schon so weit: Der Tag der Abreise. Da wir aber erst nachmittags unseren Zug nehmen mussten, hatten wir noch Zeit, das alte Bonner Regierungsviertel zu besichtigen. Mit einem schönen Spaziergang am Rheinufer erreichten wir unser Ziel und hörten wieder einige Vorträge zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Schließlich brachen wir gegen 15 Uhr in Richtung Bahnhof auf. Doch als wir dann, schwer bepackt, am Kölner Hauptbahnhof standen, waren wir aufgeschmissen: Unser Zug, mit unseren reservierten Sitzen war ausgefallen. Stattdessen stand dort ein Ersatzzug bereit, der allerdings deutlich kleiner als der Originalzug war. Wir hatten Glück, denn Köln war die erste Station des Zuges, d.h., der Zug war noch nicht voll besetzt. Zudem waren in dem Chaos sämtliche Reservierungen aufgehoben, weshalb wir frei nach dem Motto „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ uns noch genügend Sitzplätze, wenn auch nicht zusammen, sichern konnten. Und auch, wenn es nicht alles planmäßig lief, kann man der Deutschen Bahn doch eines zugutehalten:

Wir kamen pünktlich am Bahnhof Spandau an!

Und so endete unsere Kursfahrt, unsere letzte Fahrt als Schüler. Ein wenig Sentimentalität ist da in Ordnung, aber unterm Strich war es eine sehr schöne letzte Schulfahrt. Ein besonders herzlicher Dank geht an unsere Lehrerin Frau Hinzmann. Durch ihren Einsatz und ihr Fachwissen hat sie uns diese hervorragende Fahrt ermöglicht.

Zusammenfassend können wir nur feststellen, dass wir um nichts in der Welt mit einer Fahrt nach London, Dublin oder Barcelona getauscht hätten.

….. vielleicht ja doch mit einem Trip auf die Azoren? Oder auch nicht.

Sebastian Striethorst und Annika Lehmann Q3